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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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verfassungswidrig, weil grausam und veraltet war, und das Bezirksgericht wies die Behauptung zurück, daß Benjamin Keyes beim Prozeß unzulänglichen Rechtsbeistand geleistet hatte. Adams Kopfschmerzen waren plötzlich vergessen. Nur eine Stunde später hatte der Death Clerk, Mr. Richard Öländer, aus Washington angerufen und sich nach Adams Berufungsplänen erkundigt; außerdem wollte er wissen, ob noch weitere Eingaben von seiten der Verteidigung geplant waren. Er wies Adam darauf hin, daß nur noch acht Arbeitstage vor ihm lagen, als müßte Adam daran erinnert werden. Eine halbe Stunde nach Öländer rief ein Angestellter des Fünften Berufungsgerichts an und fragte Adam, ob er gegen die Entscheidung des Bezirksgerichts Berufung einlegen wollte.
    Adam hatte beiden Anrufern erklärt, daß er mit Hochdruck an seinen Berufungen arbeitete und versuchen würde, sie noch heute gegen Abend einzureichen. Wenn er es sich recht überlegte - es war ziemlich nervenaufreibend, mit einem derartigen Publikum Recht zu praktizieren. Im Augenblick gab es diverse Gerichte und Richter, die genau verfolgten, was er als nächstes tun würde. Justizbeamte riefen an und erkundigten sich, was er vorhatte. Der Grund war offensichtlich und entmutigend zugleich. Ihnen war es völlig gleichgültig, ob Adam nun auf die magische Strategie verfiel, die eine Hinrichtung verhinderte, oder nicht. Es ging ihnen nur um die Logistik. Die Death Clerks waren von ihren Vorgesetzten angewiesen worden, sich während der noch verbleibenden Tage ständig auf dem laufenden zu halten, damit die Gerichte schnell entscheiden konnten, in der Regel gegen den Verurteilten. Die Richter schätzten es nicht, Schriftsätze um drei Uhr nachts lesen zu müssen. Sie wollten, lange bevor die Eingaben offiziell eingereicht wurden, Kopien davon auf ihren Schreibtischen haben.
    Phelps hatte ihn kurz vor Mittag im Büro angerufen und berichtet, daß es ihm nicht gelungen war, Lee zu finden. Er hatte sämtliche Sanatorien und Entziehungsanstalten im Umkreis von hundert Meilen überprüft, und nirgendwo war eine Lee Booth aufgenommen worden. Er suchte weiter, war aber zur Zeit sehr beschäftigt mit Sitzungen und dergleichen.
    Sam traf eine halbe Stunde später in der Gefängnisbibliothek ein, in sehr gedrückter Stimmung. Er hatte die schlechten Neuigkeiten in den Mittagsnachrichten gehört, von dem Sender in Jackson, der einen Countdown der Tage lieferte. Nur noch neun. Er ließ sich am Tisch nieder und musterte Adam mit ausdrucksloser Miene. »Wo sind die Eskimo Pies?« fragte er traurig wie ein Kind, das Bonbons möchte.
    Adam langte unter den Tisch und brachte eine kleine Kunststoff-Kühlbox zum Vorschein. Er stellte sie auf den Tisch und öffnete sie. »Sie hätten sie am Eingang beinahe konfisziert. Dann haben die Wärter sie durchsucht und damit gedroht, sie wegzuwerfen. Also genieße sie.«
    Sam griff sich ein Eis, bewunderte es eine lange Weile, dann wickelte er sorgsam die Umhüllung ab. Er leckte an dem Schokoladenüberzug, dann biß er ein großes Stück ab und kaute es langsam mit geschlossenen Augen. »Kein guter Tag«, sagte er, am Eis leckend.
    Adam schob ihm einige Papiere zu. »Hier sind beide Entscheidungen. Kurz und bündig und heftig gegen uns. Wir haben nicht viele Freunde bei diesen Gerichten, Sam.«
    »Ich weiß. Aber wenigstens liebt mich der Rest der Welt. Ich will diesen Mist nicht lesen. Was tun wir als nächstes?«
    »Wir werden beweisen, daß du zu verrückt bist, um hingerichtet zu werden. Daß du wegen deines fortgeschrittenen Alters nicht imstande bist, den Sinn deiner Bestrafung zu begreifen.«
    »Funktioniert nicht.«
    »Am Samstag hat dir die Idee gefallen. Was ist passiert?«
    »Funktioniert nicht.«
    »Weshalb nicht?«
    »Weil ich nicht verrückt bin. Ich weiß ganz genau, weshalb ich hingerichtet werde. Du tust das, was die Anwälte am besten können - denkst dir ausgefallene Theorien aus und suchst dir dann teure Experten, die sie beweisen sollen.« Er biß ein großes Stück Eiskrem ab und leckte sich die Lippen.
    »Willst du, daß ich aufgebe?« fuhr Adam ihn an. Sam betrachtete seine gelben Fingernägel. »Vielleicht«, sagte er und fuhr dann schnell mit der Zunge über einen Finger.
    Adam verließ seine übliche Anwaltsposition auf der anderen Seite des Tisches, setzte sich neben ihn und musterte ihn eingehend. »Was ist los, Sam?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe nachgedacht.«
    »Ich höre.«
    »Als ich noch sehr jung war, kam

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