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Die Kammer

Titel: Die Kammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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Problem.«
    »Erzähl ihm, wie du im Laufe der Jahre abgebaut hast, und daß es besonders hart ist für einen Mann deines Alters. Du bist hier bei weitem der Älteste, Sam, also erzähl ihm, wie dir das zugesetzt hat. Trag dick auf. Er wird ein überzeugendes Gutachten schreiben, und ich renne damit zum Gericht.«
    »Es wird nicht funktionieren.«
    »Es ist einen Versuch wert.«
    »Das Oberste Bundesgericht hat Texas gestattet, einen geistig zurückgebliebenen Jungen hinzurichten.«
    »Wir sind hier nicht in Texas. Jeder Fall liegt anders. Arbeite einfach mit uns zusammen, okay?«
    »Uns? Wen meinst du damit?«
    »Mich und Goodman. Du hast gesagt, du haßt ihn nicht mehr, also dachte ich, er könnte auch seinen Teil an dem Spaß haben. Aber ernsthaft - ich brauche Hilfe. Es ist zuviel Arbeit für einen einzigen Anwalt.«
    Sam schob seinen Stuhl vom Tisch zurück und stand auf. Er streckte Arme und Beine und begann, am Tisch entlangzuwandern und dabei seine Schritte zu zählen.
    »Ich stelle gleich morgen früh beim Obersten Bundesgericht Antrag auf Revision«, sagte Adam nach einem Blick auf seine Checkliste. »Sie wird vermutlich abgewiesen, aber ich werde es trotzdem tun. Außerdem werde ich gegen die Entscheidung über die unzulängliche Rechtsberatung beim Fünften Berufungsgericht Widerspruch einlegen. Der Psychiater kommt morgen nachmittag, und Mittwoch morgen reiche ich dann die Klage wegen geistiger Unzurechnungsfähigkeit ein.«
    »Ich würde lieber friedlich dahinscheiden, Adam.«
    »Vergiß es, Sam. Wir geben nicht auf. Ich habe gestern abend mit Carmen telefoniert, und sie möchte kommen und dich besuchen.«
    Sam setzte sich auf die Tischkante und betrachtete den Fußboden. Seine Augen waren halb geschlossen und traurig. Er paffte und blies Rauch auf seine Füße. »Weshalb sollte sie das tun wollen?«
    »Ich habe sie nicht danach gefragt, und ich habe es auch nicht vorgeschlagen. Sie ist von selbst darauf gekommen. Ich habe gesagt, ich würde dich fragen.«
    »Ich habe sie nie kennengelernt.«
    »Ich weiß. Sie ist deine einzige Enkelin, Sam, und sie möchte kommen.«
    »Ich will nicht, daß sie mich so sieht«, sagte er, auf seinen roten Overall deutend.
    »Es würde ihr nichts ausmachen.«
    Sam griff in die Kühlbox und nahm sich ein weiteres Eskimo Pie. »Möchtest du eins?« fragte er.
    »Nein. Was ist mit Carmen?«
    »Laß mich darüber nachdenken. Will Lee immer noch kommen?«
    »Äh - natürlich. Ich habe sie ein paar Tage nicht gesprochen, aber ich bin sicher, daß sie es vorhat.«
    »Ich dachte, du wohnst bei ihr?«
    »Das tue ich. Sie ist verreist.«
    »Laß mich darüber nachdenken. Im Moment bin ich dagegen. Ich habe Lee seit fast zehn Jahren nicht mehr gesehen, und ich will nicht, daß sie sich so an mich erinnert, wie ich jetzt bin. Sage ihr, ich denke darüber nach, aber im Augenblick ist mir nach Neinsagen.«
    »Ich werde es ihr ausrichten«, versprach Adam, obwohl er nicht wußte, ob er sie in nächster Zeit sehen würde. Wenn sie tatsächlich in ein Sanatorium gegangen war, würde sie fraglos etliche Wochen dort bleiben.
    »Ich werde froh sein, wenn das Ende kommt, Adam. Ich habe das alles so satt.« Er nahm einen großen Bissen Eiskrem.
    »Das kann ich verstehen. Aber laß uns noch ein Weilchen durchhalten.«
    »Weshalb?«
    »Weshalb? Das liegt doch auf der Hand. Ich will nicht während meiner gesamten juristischen Laufbahn unter dem Wissen leiden, daß ich meinen ersten Fall verloren habe.«
    »Das ist kein schlechter Grund.«
    »Großartig. Wir geben also nicht auf?«
    »Fürs erste nicht. Laß den Psychiater kommen. Ich werde mich so verrückt wie möglich gebärden.«
    »Das hört sich schon wesentlich besser an.«
    Lucas Mann wartete am Vordereingang des Gefängnisses auf Adam. Es war fast fünf Uhr, die Temperatur war immer noch sehr hoch und die Luft immer noch stickig. »Haben Sie eine Minute Zeit?« fragte er durch das Fenster von Adams Wagen.
    »Ich denke schon. Was liegt an?«
    »Parken Sie dort drüben. Wir setzen uns in den Schatten.« Sie gingen zu einem Picknicktisch neben dem Besucherzentrum und ließen sich in Sichtweite des nicht weit entfernten Highways unter einer riesigen Eiche nieder. »Mehreres«, sagte Mann. »Wie geht es Sam? Wie steht er es durch?«
    »Den Umständen entsprechend. Weshalb fragen Sie?«
    »Nur aus Mitgefühl. Bis jetzt hatten wir heute fünfzehn Anträge auf Interviews. Die Sache wird immer heißer. Die Presse ist unterwegs.«
    »Sam redet mit

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