Die Kammer
geblieben. Kostet zweitausend Dollar pro Tag, und natürlich schicken sie mir die Rechnung. Aber das macht mir nichts aus. Ich bezahle jede Summe, wenn ich ihr damit helfen kann.«
»Was kann ich tun?«
»Zuerst versuchen wir, sie zu finden. In ein paar Stunden beordere ich meine Sekretärinnen an die Telefone, und dann werden wir sie schon aufspüren. Wenn sie sich in diesem Zustand befindet, ist ihr Verhalten relativ absehbar, und ich bin sicher, daß sie in einem Sanatorium auftauchen wird, vermutlich in Spring Creek. Außerdem werde ich alles versuchen, um die Sache aus den Zeitungen herauszuhalten. Das wird nicht einfach sein angesichts der anderen Sachen, die gerade über sie geschrieben werden.«
»Es tut mir leid.«
»Sobald wir sie gefunden haben, müssen Sie sie besuchen. Nehmen Sie ein paar Blumen und Pralinen mit. Ich weiß, daß Sie viel zu tun haben, und ich weiß, was Ihnen bevorsteht in den nächsten - äh... «
»Neun Tagen.«
»Neun Tagen. Richtig. Versuchen Sie trotzdem, sie zu besuchen. Und wenn die Sache in Parchman überstanden ist, sollten Sie nach Chicago zurückkehren und sie in Ruhe lassen.«
»Sie in Ruhe lassen?«
»Ja. Das klingt hart, ist aber notwendig Es gibt viele Gründe für ihre vielen Probleme. Ich gebe zu, einer dieser Gründe bin ich, aber es gibt noch massenhaft andere Dinge, von denen Sie nichts wissen. Ihre Familie ist zum Beispiel so ein Grund. Sie hat Sie sehr gern, aber Sie rufen ihr auch Alpträume wieder ins Gedächtnis und eine Menge Leiden. Nehmen Sie es mir nicht übel, daß ich das sage. Ich weiß, es tut weh, aber es ist die Wahrheit.«
Adam starrte auf den Maschendrahtzaun auf der anderen Seite des Gehsteigs.
»Einmal war sie fünf Jahre lang nüchtern«, fuhr Phelps fort. »Und wir dachten, es würde für immer so bleiben. Dann wurde Sam verurteilt, und dann starb Eddie. Als sie von seiner Beerdigung zurückkehrte, fiel sie wieder in das schwarze Loch, und ich habe oft genug gedacht, daß sie niemals wieder herauskommen würde. Es ist am besten für sie, wenn Sie sich von ihr fernhalten.«
»Aber ich liebe sie.«
»Und sie liebt Sie. Aber Sie müssen sie aus der Ferne lieben. Schicken Sie ihr Briefe und Karten aus Chicago. Blumen zum Geburtstag. Rufen Sie sie einmal im Monat an und reden Sie über Filme und Bücher, aber vermeiden Sie den Familienkram.«
»Und wer kümmert sich um sie?«
»Sie ist fast fünfzig, Adam, und die meiste Zeit steht sie auf eigenen Füßen. Sie ist seit vielen Jahren Alkoholikerin, und es gibt nichts, was Sie oder ich dagegen tun könnten. Sie kennt die Krankheit. Sie bleibt nüchtern, wenn sie nüchtern bleiben will. Sie sind kein guter Einfluß. Und ich auch nicht, so leid es mir tut.«
Adam holte tief Luft und streckte die Hand nach dem Türgriff aus. »Es tut mir leid, Phelps, falls ich Sie und Ihre Familie in eine peinliche Situation gebracht habe. Es war nicht meine Absicht.«
Phelps lächelte und legte Adam eine Hand auf die Schulter. »Ob Sie es glauben oder nicht - meine Familie ist in vieler Hinsicht noch kaputter als Ihre. Wir haben schon Schlimmeres durchgemacht.«
»Das, Sir, ist schwer zu glauben.«
»Es ist die Wahrheit.« Phelps gab ihm ein Schlüsselbund und deutete auf ein kleines Gebäude hinter dem Zaun.
»Melden Sie sich dort drüben, dann zeigt man Ihnen den Wagen.«
Adam öffnete die Tür und stieg aus. Er sah zu, wie der Mercedes anfuhr und verschwand. Als Adam durch das Tor im Zaun ging, konnte er das eindeutige Gefühl nicht loswerden, daß Phelps Booth seine Frau immer noch liebte.
36
D ie Nachricht von Naifehs Herzinfarkt ließ Colonel außer Dienst George Nugent ziemlich kalt. Dem Alten ging es relativ gut am Montagmorgen, er war außer Gefahr und lag behaglich im Bett; außerdem würde er in wenigen Monaten in Pension gehen. Naifeh war ein guter Mann, hatte aber seine beste Zeit längst hinter sich und machte nur weiter, um seine Rente aufzubessern. Nugent dachte daran, sich um die Position an der Spitze zu bewerben; er mußte nur die richtige Politik betreiben.
Im Augenblick jedoch hatte er wichtigere Dinge zu erledigen. Die Cayhall-Hinrichtung war nur noch neun Tage entfernt, eigentlich nur acht, weil sie auf eine Minute nach Mitternacht am Mittwoch nächster Woche angesetzt war, was bedeutete, daß der Mittwoch als weiterer Tag zählte, obwohl nur eine Minute davon verbraucht wurde. In Wirklichkeit war der nächste Dienstag der letzte Tag.
Auf seinem Schreibtisch lag ein in
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