Die Kammer
begraben, um dich zu vergewissern, daß alles ordentlich vonstatten geht. Jetzt bin ich bereit zu gehen, Adam. Wirklich bereit.«
»Gut, Sam, das respektiere ich. Und ich verspreche dir, ich werde hiersein bis zum Ende, und ich werde um dich trauern, und wenn es vorüber ist, werde ich dafür sorgen, daß du anständig begraben wirst. Niemand wird Schindluder mit dir treiben, solange ich da bin. Aber bitte, betrachte die Dinge auch einmal von meiner Warte aus. Ich muß tun, was in meinen Kräften steht, weil ich jung bin und mein Leben noch vor mir liegt. Zwing mich nicht, mit dem Wissen, daß ich mehr hätte tun können, von hier zu verschwinden. Das wäre nicht fair.«
Sam verschränkte die Arme vor der Brust und sah Adam an. Sein blasses Gesicht war gelassen, seine Augen immer noch feucht. »Machen wir es so«, sagte er, mit nach wie vor leiser und gequälter Stimme. »Ich bin bereit zu gehen. Ich werde morgen und Dienstag mit den letzten Vorbereitungen verbringen. Ich nehme an, es wird Dienstag um Mitternacht passieren, und ich werde bereit sein. Du andererseits kannst es als ein Spiel betrachten. Wenn du es gewinnen kannst - gut für dich. Wenn du es verlierst, bin ich bereit, die Konsequenzen zu tragen.«
»Du wirst also kooperieren?«
»Nein. Keine Anhörung wegen eines Gnadengesuchs. Keine weiteren Klagen oder Berufungen. Da draußen macht genügend Schrott die Runde, um dich vollauf beschäftigt zu halten. Zwei Klagen sind noch anhängig. Weitere Eingaben werde ich nicht unterschreiben.«
Sam stand auf, und seine arthritischen Knie knirschten und wackelten. Er ging zur Tür und lehnte sich dagegen. »Was ist mit Lee?« fragte er leise und griff nach seinen Zigaretten.
»Sie ist immer noch in der Entziehungsklinik«, log Adam. Er war versucht, mit der Wahrheit herauszuplatzen. Irgendwie kam es ihm kindisch vor, Sam in diesen letzten Stunden seines Lebens anzulügen, aber Adam hielt nach wie vor an der Hoffnung fest, daß sie vor Dienstag gefunden werden würde. »Möchtest du sie sehen?«
»Ich denke schon. Wird man sie herauslassen?«
»Das dürfte schwierig sein, aber ich werde es versuchen. Sie ist kränker, als ich anfangs dachte.«
»Sie ist Alkoholikerin?«
»Ja.«
»Ist das alles? Keine Drogen?«
»Nur Alkohol. Sie hat mir erzählt, daß sie dieses Problem schon seit vielen Jahren hat. Es ist nicht ihre erste Entziehungskur.«
»Armes Ding. Meine Kinder hatten nie eine Chance.«
»Sie ist eine prächtige Frau. Sie hatte eine ziemlich unerfreuliche Ehe. Ihr Sohn ist schon in jungen Jahren von zu Hause fortgegangen und nie zurückgekehrt.«
»Walt, richtig?«
»Richtig«, erwiderte Adam. Was für eine erbärmliche Familie. Sam war sich nicht einmal sicher, wie sein Enkel hieß.
»Wie alt ist er?«
»Ich weiß es nicht genau. Vermutlich ungefähr in meinem Alter.«
»Weiß er überhaupt über mich Bescheid?«
»Ich habe keine Ahnung. Er ist seit vielen Jahren fort. Lebt in Amsterdam.«
Sam griff nach einem der Becher auf dem Schreibtisch und trank einen Schluck kalten Kaffee. »Was ist mit Carmen?« fragte er.
Adam schaute instinktiv auf die Uhr. »In drei Stunden hole ich sie am Flughafen von Memphis ab. Sie wird morgen früh hiersein.«
»Ich habe eine Heidenangst davor.«
»Kein Grund zur Nervosität, Sam. Sie ist ein großartiges Mädchen. Intelligent, ehrgeizig, hübsch, und ich habe ihr alles über dich erzählt.«
»Weshalb hast du das getan?«
»Weil sie es wissen wollte.«
»Armes Kind. Hast du ihr auch erzählt, wie ich aussehe?«
»Mach dir deshalb keine Sorgen, Sam. Ihr ist es egal, wie du aussiehst.«
»Hast du ihr erzä hlt, daß ich kein blutrünstiges Ungeheuer bin?«
»Ich habe ihr erzählt, daß du ein reizender Mensch bist, ein zierlicher kleiner Kerl mit Ohrring, Pferdeschwanz, geschmeidigen Handgelenken und diesen hübschen Duschsandalen, in denen du gewissermaßen schwebst.«
»Du kannst mich mal!«
»Und daß es so aussieht, als erfreutest du dich bei den Jungs hier im Gefängnis der allergrößten Beliebtheit.«
»Du lügst! Das hast du ihr doch nicht wirklich gesagt!« Sam grinste, aber ein wenig unsicher war er offenbar doch, und seine Besorgnis war geradezu rührend komisch. Adam lachte ein wenig zu lange und ein wenig zu laut, aber die Auflockerung war durchaus willkommen. Sie kicherten beide und taten ihr Bestes, um den Anschein zu erwecken, als amüsierten sie sich königlich über ihre eigenen Scherze. Sie versuchten, das Ganze in die Länge
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