Die Kammer
die die Regierung verlangt.«
»Zum Teufel mit der Regierung. Ich bin sowieso bereit, mich hier aus dem Staub zu machen.«
»Nun, dann wollen wir dafür sorgen, daß Sie wirklich und wahrhaftig bereit sind.«
Sam ging zum Schreibtisch und setzte sich neben Griffin auf die Kante. »Bleiben Sie in meiner Nähe, ja, Reverend? Ich brauche Hilfe. Da sind ein paar Dinge in meiner Seele vergraben, und es könnte einige Zeit dauern, sie wieder hervorzuholen. «
»Es wird nicht schwer sein, Sam, wenn Sie wirklich bereit sind.«
Sam klopfte ihm aufs Knie. »Bleiben Sie einfach in meiner Nähe, okay?«
44
D as vordere Büro war völlig verqualmt, als Adam eintrat. Sam saß rauchend auf dem Schreibtisch und las, umgeben von drei leeren Kaffeebechern und mehreren Einwickelpapieren von Schokoriegeln, was die Sonntagszeitung über ihn geschrieben hatte. »Sieht so aus, als hättest du dich hier häuslich eingerichtet«, sagte Adam, als er den Müll sah.
»Ja, ich bin den ganzen Tag hier gewesen.«
»Viele Besucher?«
»Besucher würde ich sie nicht gerade nennen. Der Tag fing mit Nugent an, und das hat ihn mir so ziemlich verdorben. Der Geistliche hat hereingeschaut, um sich zu erkundigen, ob ich gebetet habe. Ich glaube, er war ziemlich deprimiert, als er ging. Dann erschien der Doktor. Er wollte sich vergewissern, ob ich gesund genug bin, um getötet zu werden. Und schließlich kam Bruder Donnie auf einen kurzen Besuch. Ich möchte wirklich, daß du ihn kennenlernst. Und nun sag mir, daß du ein paar gute Neuigkeiten mitgebracht hast.«
Adam schüttelte den Kopf und setzte sich. »Nein. Seit gestern hat sich nichts getan. Die Gerichte haben sich übers Wochenende freigenommen.«
»Ist ihnen klar, daß Samstag und Sonntag auch zählen? Daß die Uhr, die für mich tickt, nicht übers Wochenende stehenbleibt?«
»Es könnte eine gute Nachricht sein. Sie könnten über meine genialen Eingaben nachdenken.«
»Mag sein, aber ich vermute eher, daß die ehrenwerten Richter in ihren Häuschen am See sitzen, Bier trinken und Rippchen grillen. Ist das nicht auch deine Meinung?«
»Ja, du hast vermutlich recht. Was steht in der Zeitung?«
»Die übliche Wiederaufwärmerei von mir und meinen brutalen Verbrechen, Fotos von diesen Leuten, die draußen demonstrieren, Kommentare von McAllister. Nichts Neues. Ich habe noch nie eine solche Aufregung erlebt.«
»Du bist der Mann der Stunde, Sam. Wendall Sherman und sein Verleger sind jetzt bei hundertfünfzigtausend angelangt, aber die Offerte gilt nur bis sechs Uhr heute abend. Er sitzt mit seinem Tonbandgerät in Memphis und brennt darauf, hierher kommen zu dürfen. Er sagt, er braucht mindestens zwei volle Tage, um deine Geschichte aufzuzeichnen.«
»Großartig. Und was genau sollte ich mit dem Geld anfangen?«
»Es deinen lieben Enkelkindern hinterlassen.«
»Ist das dein Ernst? Würdest du es ausgeben? Ich tue es, wenn du es ausgibst.«
»Nein. Ich habe nur Spaß gemacht. Ich will das Geld nicht, und Carmen braucht es nicht. Ich könnte es nicht mit gutem Gewissen ausgeben.«
»Gut. Ich habe nämlich nicht die geringste Lust, zwischen jetzt und Dienstag mit einem Fremden zusammenzuhocken und über meine Vergangenheit zu reden. Mir ist egal, wieviel Geld er hat. Ich will nicht, daß ein Buch über mein Leben geschrieben wird.«
»Ich habe ihm schon gesagt, daß er es vergessen soll.«
»Guter Junge.« Sam rutschte vom Schreibtisch herunter und begann, im Zimmer herumzuwandern. Adam nahm seinen Platz auf der Schreibtischkante ein und las den Sportteil der Zeitung aus Memphis.
»Ich werde froh sein, wenn es vorbei ist, Adam«, sagte Sam, immer noch umherwandernd und mit den Händen gestikulierend. »Ich kann dieses Warten nicht mehr ertragen. Ich schwöre dir - ich wollte, es passierte heute nacht.« Er war plötzlich nervös und reizbar, seine Stimme war lauter geworden.
Adam legte die Zeitung beiseite. »Wir werden gewinnen, Sam. Vertrau mir.«
»Was gewinnen?« fauchte er wütend. »Einen Aufschub? Großartig! Und was bringt uns das? Sechs Monate? Ein Jahr? Weißt du, was das bedeutet? Es bedeutet, daß das Ganze irgendwann wieder von vorn anfängt. Ich mache das ganze verdammte Ritual noch einmal durch - zähle die Tage, kann nicht richtig schlafen, überlege mir, was man in letzter Minute noch unternehmen könnte, höre Nugent zu oder irgendeinem anderen Idioten, rede mit dem Psychiater, tuschele mit dem Geistlichen, lasse mir den Hintern tätscheln und werde in
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