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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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zielten. Er war überrascht, wie rasch die Öffentlichkeit
    den Weg räumte, sobald man ihn sah. Eine merkwürdige Art,
    daran erinnert zu werden, dass er ihr gewählter Vertreter war.

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    »Wer zur Hölle ist das?«, rief der Polizeichef, als er eine
    einsame Gestalt auf das Gebäude zulaufen sah.
    »Das ist anscheinend Senator Davenport«, klärte Alan
    Shepherd, der Direktor der Schule, ihn aus dem Fenster blickend
    auf.
    »Das hat mir gerade noch gefehlt«, meinte Don Culver. Einen
    Augenblick später kam Fletcher in den Raum gestürmt. Der
    Polizeichef sah vom Schreibtisch auf und versuchte seinen ›Das
    hat mir gerade noch gefehlt‹-Blick zu kaschieren, als der
    Senator abrupt vor ihm stehen blieb.
    »Guten Tag, Herr Senator.«
    »Guten Tag, Chief Culver«, erwiderte Fletcher, leicht außer
    Atem. Trotz der Aura des Argwohns, die Culver umgab,
    bewunderte Fletcher den dickbäuchigen, Zigarre rauchenden
    Polizeichef, der in dem Ruf stand, seine Truppe nicht immer
    ganz regelkonform zu führen.
    Fletcher nickte Alan Shepherd zu und richtete seine
    Aufmerksamkeit dann wieder auf den Polizeichef. »Können Sie
    mich auf den neuesten Stand bringen?«, bat er keuchend.
    »Wir haben einen einzelnen bewaffneten Mann da draußen.
    Sieht so aus, als ob er am helllichten Tag wenige Minuten vor
    Unterrichtsende einfach zur Schule spaziert ist.« Der Polizeichef
    drehte sich zu einem provisorischen Lageplan um, der an die
    Wand geheftet war, und wies auf ein kleines Rechteck, auf dem
    KUNSTERZIEHUNG stand.
    »Es scheint keinen besonderen Grund zu geben, warum er sich
    ausgerechnet Miss Hudsons Klasse ausgesucht hat. Außer, dass
    es die erste Tür war, auf die er stieß.«
    »Wie viele Kinder sind da drin?«, fragte Fletcher und sah den
    Direktor an.
    »Einunddreißig«, erwiderte Alan Shepherd. »Und Lucy gehört
    nicht zu ihnen.«

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    Fletcher versuchte, sich seine Erleichterung nicht anmerken zu
    lassen. »Wissen wir irgendetwas über den Bewaffneten?«
    »Nicht viel«, erläuterte der Polizeichef. »Aber jede Minute
    finden wir mehr über ihn heraus. Er heißt Billy Bates. Man hat
    uns gesagt, dass ihn seine Frau vor etwa einem Monat verlassen
    hat, kurz nachdem er seinen Job als Nachtwächter bei Pearl’s
    verloren hatte. Anscheinend hat er etwas zu oft im Dienst
    getrunken. In den letzten Wochen wurde er mehrmals aus
    diversen
    Kneipen
    hinausgeworfen
    und
    laut
    unseren
    Ermittlungen hat er sogar einmal eine Nacht in einer unserer
    Ausnüchterungszellen verbracht.«
    »Guten Tag, Mrs Davenport«, sagte der Direktor plötzlich und
    stand auf.
    Fletcher drehte sich um und sah seine Frau. »Lucy ist nicht in
    Miss Hudsons Klasse«, waren seine ersten Worte.
    »Ich weiß«, sagte Annie, »sie war bei mir, als ich deine
    Nachricht erhielt. Ich habe sie zu Martha gebracht und bin direkt
    hierher gefahren.«
    »Kennen Sie Miss Hudson?«, wollte der Polizeichef wissen.
    »Ich bin sicher, Alan hat Ihnen gesagt, dass jeder Mary kennt.
    Sie ist eine Institution. Ich glaube, von allen Lehrern und
    Lehrerinnen ist sie am längsten im Dienst.« Der Direktor nickte.
    »Ich bezweifle, dass es eine Familie in Hartford gibt, in der
    nicht mindestens ein Mitglied von ihr unterrichtet worden ist.«
    »Wie wird sie sich unter Druck Ihrer Meinung nach
    verhalten?«
    »Wer weiß schon, wie jemand unter dieser Art von Druck
    reagiert«, antwortete Shepherd. »Aber ich zweifle nicht daran,
    dass sie für diese Kinder ihr Leben geben würde.«
    »Das habe ich befürchtet«, sagte der Polizeichef. »Und es ist
    meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass sie das nicht muss.« Seine
    Zigarre glühte nicht länger. »Ich habe das Hauptgebäude von

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    einhundert
    Männern
    umstellen
    lassen.
    Auf
    dem
    gegenüberliegenden Haus befindet sich ein Scharfschütze, der
    sagt, dass er Bates gelegentlich ins Visier bekommt.«
    »Wahrscheinlich wollen Sie verhandeln?«, warf Fletcher ein.
    »Ja, es gibt ein Telefon in dem Zimmer und wir rufen alle paar
    Minuten an, aber Bates weigert sich, den Hörer abzunehmen.
    Wir haben außerdem ein Lautsprechersystem installiert, aber
    darauf reagiert er auch nicht.«
    »Haben Sie daran gedacht, jemand hineinzuschicken?«, fragte
    Fletcher. In diesem Moment klingelte das Telefon auf dem
    Schreibtisch des Direktors. Der Polizeichef drückte den Knopf
    für die Freisprecheranlage.
    »Wer ist da?«, bellte Culver.
    »Die Sekretärin von Senator Davenport. Ich hatte gehofft …«
    »Ja, Sally«, meldete sich

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