Die Kandidaten
verabscheuungswürdigen Mann.‹
Gott sei Dank muss sie heute Nacht nicht zu ihm
zurückkehren. Es liegt in Ihrer Macht, meine Damen und Herren
Geschworenen, diese Frau heute Nacht nach Hause zu ihren
Kindern zu schicken, in der Hoffnung, dass sie gemeinsam ein
neues Leben aufbauen können, weil zwölf anständige Menschen
den Unterschied zwischen Gut und Böse verstanden haben.«
Fletcher senkte seine Stimme zu einem Flüstern. »Wenn Sie
heute Abend zu Ihren Ehemännern und Ehefrauen
zurückkehren, sagen Sie ihnen, was Sie heute im Namen der
Gerechtigkeit getan haben, denn ich weiß, dass Sie auf ›nicht
schuldig‹ befinden werden. Und Ihre Ehepartner werden den
Herd nicht auf 220 Grad erhitzen, weil sie mit Ihnen nicht einer
Meinung sind. Mrs Kirsten hat bereits eine neunjährige Strafe
hinter sich. Glauben Sie wirklich, dass sie noch weitere neunzig
Jahre verdient?«
Fletcher kehrte zu seinem Platz zurück. Er sah nicht zu Annie
hinüber, weil er Angst hatte, Karl Abrahams würde bemerken,
wie sehr er gegen die Tränen ankämpfen musste.
222
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»Hi, MEIN NAME IST Nat Cartwright.«
»Doch nicht etwa der Captain Cartwright?«
»Höchstpersönlich. Der Held, der all diese Vietcong mit
bloßen Händen getötet hat, weil er seine Büroklammern
vergessen hatte.«
»Nein«, rief Su Ling in vorgetäuschter Bewunderung aus.
»Nicht der Captain Cartwright, der im Hubschrauber allein über
einen von Feinden wimmelnden Dschungel flog, obwohl er
keinen Pilotenschein hatte?«
»Und der dann so viele Feinde tötete, dass er aufgehört hat, sie
zu zählen, während er gleichzeitig einen ganzen Zug
gestrandeter Kameraden rettete.«
»Und die Leute daheim glaubten ihm, darum wurde er mit
Orden behängt und erhielt gewaltige Geldsummen sowie
einhundert jungfräuliche Vestalinnen.«
»Ich bekomme nur vierhundert Dollar im Monat und ich bin
noch nie einer vestalischen Jungfrau begegnet.«
»Jetzt schon«, erwiderte Su Ling lächelnd.
»Tja, lass sie bitte wissen, dass man mich für den Lauf gegen
die Boston University ausgewählt hat.«
»Zweifellos erwartest du von ihr, dass sie im Regen am
Wegrand wartet, bist du vorüberzottelst, wie es all deine anderen
ergebenen Fans tun werden?«
»Aber nein. Mein Trainingsanzug muss gereinigt werden und
man hat mir gesagt, dass ihre Mutter Wäschereiarbeiten
erledigt.« Su Ling brach in Gelächter aus. »Natürlich möchte
ich, dass du mich nach Boston begleitest.« Nat nahm sie in die
Arme.
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»Ich habe bereits einen Sitz im Fan-Bus gebucht.«
»Aber Tom und ich fahren schon am Vorabend. Warum
kommst du nicht mit uns?«
»Wo soll ich denn wohnen?«
»Eine von Toms unzähligen Tanten hat ein Haus in Boston
und sie hat uns angeboten, dass wir alle bei ihr schlafen
können.« Su Ling zögerte. »Ich habe gehört, dass sie neun
Gästezimmer hat und sogar einen eigenen Gästeflügel, aber
wenn dir das noch nicht reicht, kann ich durchaus auch im Auto
schlafen.« Su Ling erwiderte nichts, da Mario mit zwei
Cappuccino an den Tisch trat.
»Das ist mein Freund Mario«, sagte Su Ling. »Sehr freundlich
von ihm, mir meinen üblichen Tisch zu reservieren«, fügte sie
hinzu.
»Bringst du all deine Männer hierher?«
»Nein. Ich wähle jedes Mal ein anderes Restaurant aus, damit
niemand von meiner vestalischen Jungfräulichkeit erfährt.«
»Und auch nicht von deinem Genie am Computer?«
Su Ling errötete. »Wie hast du das herausgefunden?«
»Wie meinst du das, wie ich das herausgefunden habe?
Anscheinend wusste jeder an der Uni außer mir davon. Mein
engster Freund hat es mir erzählt und er studiert in Yale.«
»Ich wollte es dir ja sagen, aber du hast nie die richtige Frage
gestellt.«
»Su Ling, du kannst mir auch Sachen sagen, ohne dass die
richtige Frage gestellt wurde.«
»Dann muss ich dich fragen, ob du auch gehört hast, dass mir
sowohl die Computerabteilung von Harvard als auch von MIT
einen Platz angeboten haben?«
»Ja, aber ich weiß nicht, was du ihnen geantwortet hast.«
»Sag mir, Captain, darf ich dich vorher etwas fragen?«
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»Du versuchst schon wieder, das Thema zu wechseln, Su
Ling.«
»Ja, Nat, weil ich eine Antwort auf meine Frage brauche,
bevor ich dir deine Frage beantworten kann.«
»Na gut, wie lautet deine Frage?«
Su Ling senkte den Kopf, wie sie es immer tat, wenn ihr etwas
peinlich war. »Wie können zwei so unterschiedliche Menschen
einander so sehr mögen?«, fragte sie
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