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Die Kandidaten

Die Kandidaten

Titel: Die Kandidaten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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verabscheuungswürdigen Mann.‹
    Gott sei Dank muss sie heute Nacht nicht zu ihm
    zurückkehren. Es liegt in Ihrer Macht, meine Damen und Herren
    Geschworenen, diese Frau heute Nacht nach Hause zu ihren
    Kindern zu schicken, in der Hoffnung, dass sie gemeinsam ein
    neues Leben aufbauen können, weil zwölf anständige Menschen
    den Unterschied zwischen Gut und Böse verstanden haben.«
    Fletcher senkte seine Stimme zu einem Flüstern. »Wenn Sie
    heute Abend zu Ihren Ehemännern und Ehefrauen
    zurückkehren, sagen Sie ihnen, was Sie heute im Namen der
    Gerechtigkeit getan haben, denn ich weiß, dass Sie auf ›nicht
    schuldig‹ befinden werden. Und Ihre Ehepartner werden den
    Herd nicht auf 220 Grad erhitzen, weil sie mit Ihnen nicht einer
    Meinung sind. Mrs Kirsten hat bereits eine neunjährige Strafe
    hinter sich. Glauben Sie wirklich, dass sie noch weitere neunzig
    Jahre verdient?«
    Fletcher kehrte zu seinem Platz zurück. Er sah nicht zu Annie
    hinüber, weil er Angst hatte, Karl Abrahams würde bemerken,
    wie sehr er gegen die Tränen ankämpfen musste.

    222

19
    »Hi, MEIN NAME IST Nat Cartwright.«
    »Doch nicht etwa der Captain Cartwright?«
    »Höchstpersönlich. Der Held, der all diese Vietcong mit
    bloßen Händen getötet hat, weil er seine Büroklammern
    vergessen hatte.«
    »Nein«, rief Su Ling in vorgetäuschter Bewunderung aus.
    »Nicht der Captain Cartwright, der im Hubschrauber allein über
    einen von Feinden wimmelnden Dschungel flog, obwohl er
    keinen Pilotenschein hatte?«
    »Und der dann so viele Feinde tötete, dass er aufgehört hat, sie
    zu zählen, während er gleichzeitig einen ganzen Zug
    gestrandeter Kameraden rettete.«
    »Und die Leute daheim glaubten ihm, darum wurde er mit
    Orden behängt und erhielt gewaltige Geldsummen sowie
    einhundert jungfräuliche Vestalinnen.«
    »Ich bekomme nur vierhundert Dollar im Monat und ich bin
    noch nie einer vestalischen Jungfrau begegnet.«
    »Jetzt schon«, erwiderte Su Ling lächelnd.
    »Tja, lass sie bitte wissen, dass man mich für den Lauf gegen
    die Boston University ausgewählt hat.«
    »Zweifellos erwartest du von ihr, dass sie im Regen am
    Wegrand wartet, bist du vorüberzottelst, wie es all deine anderen
    ergebenen Fans tun werden?«
    »Aber nein. Mein Trainingsanzug muss gereinigt werden und
    man hat mir gesagt, dass ihre Mutter Wäschereiarbeiten
    erledigt.« Su Ling brach in Gelächter aus. »Natürlich möchte
    ich, dass du mich nach Boston begleitest.« Nat nahm sie in die
    Arme.

    223
    »Ich habe bereits einen Sitz im Fan-Bus gebucht.«
    »Aber Tom und ich fahren schon am Vorabend. Warum
    kommst du nicht mit uns?«
    »Wo soll ich denn wohnen?«
    »Eine von Toms unzähligen Tanten hat ein Haus in Boston
    und sie hat uns angeboten, dass wir alle bei ihr schlafen
    können.« Su Ling zögerte. »Ich habe gehört, dass sie neun
    Gästezimmer hat und sogar einen eigenen Gästeflügel, aber
    wenn dir das noch nicht reicht, kann ich durchaus auch im Auto
    schlafen.« Su Ling erwiderte nichts, da Mario mit zwei
    Cappuccino an den Tisch trat.
    »Das ist mein Freund Mario«, sagte Su Ling. »Sehr freundlich
    von ihm, mir meinen üblichen Tisch zu reservieren«, fügte sie
    hinzu.
    »Bringst du all deine Männer hierher?«
    »Nein. Ich wähle jedes Mal ein anderes Restaurant aus, damit
    niemand von meiner vestalischen Jungfräulichkeit erfährt.«
    »Und auch nicht von deinem Genie am Computer?«
    Su Ling errötete. »Wie hast du das herausgefunden?«
    »Wie meinst du das, wie ich das herausgefunden habe?
    Anscheinend wusste jeder an der Uni außer mir davon. Mein
    engster Freund hat es mir erzählt und er studiert in Yale.«
    »Ich wollte es dir ja sagen, aber du hast nie die richtige Frage
    gestellt.«
    »Su Ling, du kannst mir auch Sachen sagen, ohne dass die
    richtige Frage gestellt wurde.«
    »Dann muss ich dich fragen, ob du auch gehört hast, dass mir
    sowohl die Computerabteilung von Harvard als auch von MIT
    einen Platz angeboten haben?«
    »Ja, aber ich weiß nicht, was du ihnen geantwortet hast.«
    »Sag mir, Captain, darf ich dich vorher etwas fragen?«

    224
    »Du versuchst schon wieder, das Thema zu wechseln, Su
    Ling.«
    »Ja, Nat, weil ich eine Antwort auf meine Frage brauche,
    bevor ich dir deine Frage beantworten kann.«
    »Na gut, wie lautet deine Frage?«
    Su Ling senkte den Kopf, wie sie es immer tat, wenn ihr etwas
    peinlich war. »Wie können zwei so unterschiedliche Menschen
    einander so sehr mögen?«, fragte sie

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