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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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bestand, wurde man mit ewiger Glückseligkeit belohnt. Fiel man durch, fraß ein Ungeheuer das Herz und man hörte auf zu existieren.«
    »Ammit die Verschlingerin«, sagte Thot wehmütig. »Süßes kleines Ding.«
    Sadie sah ihn fragend an. »Und wie genau sollen wir eine Feder aus dieser Halle der beiden Wahrheiten holen?«
    »Vielleicht hat Anubis gute Laune«, sagte Thot. »Das soll alle paar Tausend Jahre oder so mal vorkommen.«
    »Aber wie kommen wir überhaupt ins Land der Toten?«, fragte ich. »Also, ich meine … ohne zu sterben.«
    Thot sah nach Westen zum Horizont, wo die Sonne blutrot unterging. »Vermutlich müsst ihr bei Nacht den Fluss hinunter. So gelangen die meisten ins Land der Toten. Ich würde ein Boot nehmen. Anubis findet ihr am Ende des Flusses –« Er deutete gen Norden, dann änderte er seine Meinung und deutete Richtung Süden. »Ich vergaß, dass hier die Flüsse nach Süden fließen. Alles ist verkehrt herum.«
    »Agh!« Cheops fuhr mit den Fingern über den Gitarrenbund und gab einen beeindruckenden Rock-’n’-Roll-Riff zum Besten. Dann rülpste er, als wäre nichts passiert, und stellte die Gitarre wieder hin. Sadie und ich starrten ihn bloß an, doch Thot nickte, als hätte der Pavian etwas Bedeutendes gesagt.
    »Bist du sicher, Cheops?«, fragte Thot.
    Cheops grunzte.
    »Na gut.« Thot seufzte. »Cheops sagt, er würde gern mit euch gehen. Ich habe ihm vorgeschlagen, hierzubleiben und meine Doktorarbeit über Quantenphysik abzutippen, aber er hat kein Interesse.«
    »Kann ich überhaupt nicht verstehen«, stichelte Sadie. »Wir freuen uns, wenn Cheops mitkommt, aber wo nehmen wir ein Boot her?«
    »Ihr seid Abkömmlinge der Pharaonen«, erwiderte Thot. »Pharaonen haben immer Zugang zu Booten. Vergewissert euch bloß, dass ihr diese Fähigkeit klug einsetzt.«
    Er deutete mit einem Kopfnicken zum Fluss. Ein altmodischer Schaufelraddampfer, aus dessen Schornsteinen Rauch aufstieg, schaukelte auf das Ufer zu.
    »Ich wünsche euch eine gute Reise«, sagte Thot. »Bis irgendwann.«
    »Das sollen wir dir abnehmen?«, fragte ich. Doch als ich mich umdrehte, um Thot anzusehen, war er bereits verschwunden und hatte die Grillsachen mitgenommen.
    »Na super«, meinte Sadie.
    »Agh!« , stimmte Cheops zu. Er nahm uns an der Hand und führte uns zum Ufer.

26.
    An Bord der Egyptian Queen
    Für eine Mitfahrgelegenheit ins Land der Toten war das Boot ziemlich cool. Es hatte mehrere Decks, die verschnörkelte Reling war schwarz und grün gestrichen. Die seitlichen Schaufelräder ließen das Wasser aufschäumen, auf den Radkästen glitzerte in Goldbuchstaben der Name des Bootes: Egyptian Queen , die ägyptische Königin.
    Auf den ersten Blick war das Boot nur eine Touristenattraktion: eines dieser schwimmenden Casinos oder ein Kreuzfahrtschiff für alte Leute. Doch wenn man genauer hinsah, fielen einem seltsame kleine Details auf. Der Name des Bootes war nicht nur in normaler Schrift, sondern darunter auch in demotischen Schriftzeichen und in Hieroglyphen aufgemalt. Der Rauch, der aus den Schornsteinen aufstieg, funkelte, als würde im Maschinenraum Gold verbrannt. Vielfarbige Feuerbälle schwirrten über die Decks. Und am Bug des Schiffes bewegten sich blinzelnd zwei aufgemalte Augen und suchten den Fluss nach Hindernissen ab.
    »Das ist eigenartig«, bemerkte Sadie.
    Ich nickte. »Ich hab früher schon Boote mit aufgemalten Augen gesehen. Am Mittelmeer machen sie das auch heute noch überall. Allerdings bewegen sich die Augen normalerweise nicht.«
    »Was? Nein, nicht die blöden Augen. Die Frau auf dem obersten Deck. Ist das nicht …« Sadie musste grinsen. »Bastet!«
    Tatsächlich lehnte sich unsere Lieblingskatze aus dem Fenster der Kommandobrücke. Ich wollte ihr schon zuwinken, da bemerkte ich neben Bastet ein Geschöpf, das das Steuerrad umklammerte. Es hatte einen menschlichen Körper und trug die weiße Uniform eines Kapitäns. Doch statt eines Kopfes ragte eine Doppelaxt aus seinem Kragen. Und zwar nicht so eine kleine zum Holzhacken. Sondern eine Streitaxt: mit zwei halbmondförmigen Eisenklingen, eine vorn, wo sein Gesicht hätte sein sollen, eine hinten. Auf den Rändern waren verdächtig aussehende getrocknete rote Flecken zu sehen.
    Das Schiff legte am Kai an. Feuerbälle zischten hin und her – sie liefen den Landungssteg herunter, lösten die Taue und übernahmen mehr oder weniger den ganzen Kram, den sonst die Mannschaft macht. Wie sie das ohne Hände und ohne alles in

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