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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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ähnlich.
    »Das ist das Alte Reich«, vermutete ich. »Das erste große Zeitalter Ägyptens.«
    Zia nickte. Während wir den Gang hinunterliefen, sahen wir Arbeiter die erste Stufenpyramide aus Stein errichten. Ein paar Schritte weiter erhob sich aus der Wüste von Gizeh die größte Pyramide von allen. Sie war mit weißen Kalksteinblöcken verkleidet und glänzte in der Sonne. Zehntausend Arbeiter versammelten sich an ihrem Fuß und knieten vor dem Pharao, der seine Hände der Sonne entgegenstreckte und ihr sein Grab weihte.
    »Cheops«, sagte ich.
    »Der Pavian?«, fragte Sadie plötzlich interessiert.
    »Nein, der Pharao, der die Große Pyramide erbauen ließ«, erklärte ich. »Sie war fast viertausend Jahre lang das höchste Bauwerk der Welt.«
    Ein paar Schritte weiter wechselten die Bilder von Silber zu Kupfer.
    »Das Mittlere Reich«, verkündete Zia. »Eine blutige, chaotische Zeit. Und trotzdem wurde das Lebenshaus in dieser Zeit erwachsen.«
    Die Szenen veränderten sich schneller. Wir beobachteten, wie Armeen gegeneinander kämpften, Tempel erbaut wurden, Schiffe den Nil hinuntersegelten und Magier Feuer warfen. Jeder Schritt bedeutete Hunderte von Jahren, trotzdem führte der Gang endlos weiter. Zum ersten Mal begriff ich, wie alt Ägypten war.
    Als wir eine weitere Schwelle überschritten, wechselte das Licht zu Bronze.
    »Das Neue Reich«, vermutete ich. »Das letzte Mal, dass Ägypten von Ägyptern regiert wurde.«
    Zia erwiderte nichts, aber ich sah die Szenen vorüberziehen, die mir mein Vater beschrieben hatte: Hatschepsut, die größte Pharaonin, die einen falschen Bart getragen und Ägypten als Mann regiert hatte; Ramses der Große, der seine Streitwagen in die Schlacht führte.
    Ich sah Magier, die sich in einem Palast duellierten. Ein Mann in zerlumpten Gewändern mit zottigem schwarzem Bart und wildem Blick warf seinen Stab auf den Boden, wo er sich in eine Schlange verwandelte und ein Dutzend anderer Schlangen schluckte.
    Ich hatte einen Kloß im Hals. »Ist das –?«
    »Musa«, erwiderte Zia. »Oder Moshe, so nannten ihn seine Leute. Ihr nennt ihn Moses. Der einzige Ausländer, der das Haus je in einem magischen Zweikampf besiegt hat.«
    Ich starrte sie an. »Das ist ein Witz, oder?«
    »Über so etwas würden wir nie Witze machen.«
    Die Szene veränderte sich erneut. Ich sah einen Mann, der sich über einen Tisch mit Kriegsfiguren beugte: hölzerne Spielzeugschiffe, Soldaten und Streitwagen. Der Mann war wie ein Pharao gekleidet, doch sein Gesicht wirkte merkwürdig vertraut. Er schaute auf und schien mich anzulächeln. Mit einem Frösteln bemerkte ich, dass er dasselbe Gesicht hatte wie der Ba , der vogelgesichtige Geist, der mich auf der Brücke herausgefordert hatte.
    »Wer ist das?«, fragte ich.
    »Nektanebos II.«, antwortete Zia. »Der letzte aus Ägypten stammende König und der letzte Pharao, der auch ein Zauberer war. Indem er Figuren auf seinem Brett verschob, konnte er ganze Armeen bewegen, Kriegsflotten erschaffen oder zerstören. Am Ende wurde er allerdings trotzdem geschlagen.«
    Wir überschritten eine weitere Linie, mit einem Mal schimmerten die Bilder blau. »Das ist die Ptolemäerzeit«, sagte Zia. »Alexander der Große eroberte die bekannte Welt, einschließlich Ägypten. Er setzte seinen General Ptolemäus als neuen Pharao ein und begründete eine Linie griechischer Könige, die über Ägypten herrschten.«
    Der ptolemäische Abschnitt des Gangs war kürzer und wirkte im Vergleich zu den anderen trostlos. Die Tempel waren kleiner. Die Könige und Königinnen sahen verzweifelt aus oder faul oder schlicht apathisch.
    Es gab keine großen Schlachten … außer gegen Ende. Ich sah Römer in die Stadt Alexandria einmarschieren. Ich sah eine Frau mit dunklem Haar und einem weißen Kleid, die eine Schlange in ihr Hemd fallen ließ.
    »Kleopatra«, erläuterte Zia, »die siebte Königin dieses Namens. Sie versuchte sich gegen die Vorherrschaft Roms aufzulehnen, doch sie scheiterte. Als sie sich das Leben nahm, endete die letzte Linie der Pharaonen. Ägypten, die große Nation, versank in Bedeutungslosigkeit. Unsere Sprache geriet in Vergessenheit. Die alten Riten wurden verboten. Das Lebenshaus überdauerte, aber wir mussten uns verstecken.«
    Wir betraten einen Bereich mit rotem Licht, hier sah die Geschichte allmählich vertraut aus. Ich beobachtete den Einzug arabischer Armeen in Ägypten, dann den der Türken. Napoleon ließ seine Armee im Schatten der Pyramiden

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