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Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide

Titel: Die Kane-Chroniken, Band 1: Die rote Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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schimmernde Zeug und –«
    »Das hast du gesehen ? Das kann nicht sein.«
    »Warum? Was war das?«
    Sie ließ ihr Zaubermesser fallen, das Feuer erlosch. »Ich mag es nicht, wenn man mir hinterherläuft, Carter.«
    »Tut mir leid. Ich dachte, du wärst vielleicht in Schwierigkeiten.«
    Sie setzte an, um etwas zu sagen, änderte aber anscheinend ihre Meinung. »Schwierigkeiten … das kann man wohl sagen.«
    Sie ließ sich fallen und seufzte. Im Kerzenlicht sahen ihre Bernsteinaugen dunkel und traurig aus.
    Sie starrte die Fotos hinter dem Altar an, auf einigen davon war sie zu sehen. Eines zeigte sie als kleines Mädchen, das barfuß vor einem Haus aus Lehmziegeln stand und böse in die Kamera blitzte, als wollte sie nicht fotografiert werden. Daneben hing eine größere Aufnahme von einem ganzen Dorf am Nil, wo sich in den letzten zweitausend Jahren kaum etwas verändert zu haben schien – zu solchen Orten hatte mich mein Vater manchmal mitgenommen. Eine Gruppe Dorfbewohner grinste und winkte in Festtagslaune in die Kamera und über ihren Köpfen ritt Klein Zia auf den Schultern eines Mannes, der bestimmt ihr Vater war. Auf einem weiteren Bild war die Familie: Zia, die Mutter und Vater an den Händen hielt. Sie hätten irgendeine Fellachenfamilie irgendwo in Ägypten sein können, doch ihr Vater hatte außergewöhnlich gütige Augen, die zu zwinkern schienen – er hatte sicher Sinn für Humor. Das Gesicht ihrer Mutter war unverschleiert, sie lachte, als hätte ihr Mann ihr gerade einen Witz erzählt.
    »Deine Familie sieht echt nett aus«, bemerkte ich. »Ist das dein Zuhause?«
    Zia hätte mich wahrscheinlich am liebsten erwürgt, aber sie beherrschte sich. Vielleicht hatte sie auch einfach nicht mehr die Kraft dazu. »Das war mein Zuhause. Das Dorf gibt es nicht mehr.«
    Ich hielt inne, denn ich war mir nicht sicher, ob ich mich traute, weitere Fragen zu stellen. Unsere Blicke begegneten sich, sie überlegte offensichtlich, wie viel sie mir erzählen sollte.
    »Mein Vater war ein Bauer«, sagte sie, »aber er hat auch für die Archäologen gearbeitet. Wenn er nicht arbeitete, hat er die Wüste nach Artefakten und neuen Ausgrabungsstellen durchkämmt, wo sich eine Grabung lohnen könnte.«
    Ich nickte. Was Zia beschrieb, war ziemlich normal. So haben Ägypter seit Jahrhunderten Geld dazuverdient.
    »Eines Nachts – ich war acht Jahre alt – fand mein Vater eine Statue«, erzählte sie. »Klein, aber sehr selten: ein Ungeheuer, aus rotem Stein gemeißelt. Zusammen mit einem Haufen anderer Statuen, die alle zerschlagen waren, lag sie in einer Grube vergraben. Nur diese eine hatte irgendwie überlebt. Er nahm sie mit nach Hause. Er wusste nicht … Es war ihm nicht klar, dass Magier Ungeheuer und Geister in solche Statuen einsperren und sie anschließend zerschlagen, um die Monster zu vernichten. Mein Vater brachte die intakte Statue in unser Dorf … und setzte zufällig …«
    Ihre Stimme versagte. Sie starrte auf das Bild ihres lächelnden Vaters, der Klein Zia an der Hand hielt.
    »Das tut mir leid, Zia.«
    Sie kniff die Augenbrauen zusammen. »Iskander hat mich damals gefunden. Er und die anderen Magier haben die Ungeheuer getötet … allerdings zu spät. Sie fanden mich unter Schilfrohr zusammengerollt in einer Feuergrube, dort hatte mich meine Mutter versteckt. Ich war die Einzige, die überlebt hat.«
    Ich versuchte mir vorzustellen, wie Zia ausgesehen haben mochte, als Iskander auf sie traf – ein kleines Mädchen, das alles verloren hatte, allein in den Trümmern ihres Dorfes. Es war schwer, sie sich so vorzustellen.
    »Dieser Raum ist ein Schrein für deine Familie«, vermutete ich. »Du kommst her, um dich an sie zu erinnern.«
    Zia sah mich an, ohne eine Miene zu verziehen. »Das ist das Problem, Carter. Ich kann mich nicht erinnern. Iskander hat mir meine Geschichte erzählt. Er hat mir diese Bilder geschenkt und mir erklärt, was passiert ist. Aber … ich weiß überhaupt nichts mehr davon.«
    Fast hätte ich gesagt: »Du warst doch erst acht.« Aber dann wurde mir klar, dass ich genauso alt gewesen war, als meine Mutter starb und Sadie und ich getrennt wurden. Und ich erinnerte mich so deutlich an alles. Ich sah immer noch unser Haus in Los Angeles vor mir und wie die Sterne nachts leuchteten, wenn man von unserer Veranda aufs Meer blickte. Dad hatte uns wilde Geschichten über Sternbilder erzählt. Jede Nacht, bevor wir schlafen gingen, hatten Sadie und ich mit Mom auf dem Sofa

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