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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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tut mir leid. So war’s aber.]
    Als er die Statue in den Händen des Obersten Vorlesepriesters sah, brüllte er vor Wut. »Bist du wahnsinnig, Michel? Du kannst mich nicht ächten!«
    »Apophis«, sang Desjardins. »Ich gebe dir den Namen Lord des Chaos, Schlange in der Dunkelheit, Schrecken der Zwölf Häuser, der Gehasste –«
    »Hör auf!«, bellte Apophis. »Mich kann man nicht fesseln!«
    Er schoss eine Feuersalve auf Desjardins ab, doch die Energie verband sich einfach mit der wirbelnden Wolke um den Obersten Vorlesepriester und verwandelte sich in die Hieroglyphe für »Hitze«. Desjardins taumelte vorwärts, alterte vor unseren Augen, wurde noch gebeugter und zerbrechlicher, seine Stimme blieb jedoch kräftig. »Ich spreche für die Götter. Ich spreche für das Lebenshaus. Ich bin ein Diener der Maat. Ich verbanne dich in die Tiefe.«
    Als Desjardins die rote Schlange zu Boden warf, kippte Apophis um.
    Der Lord des Chaos schleuderte alles, was ihm zur Verfügung stand, in Desjardins’ Richtung – Eis, Gift, Blitze, Felsbrocken –, doch nichts davon traf. Die Waffen des Chaos verwandelten sich zu Hieroglyphen im Schild des Obersten Vorlesepriesters; das Chaos wurde in Wortmuster gezwungen – in die göttliche Sprache der Schöpfung.
    Als Desjardins die Tonschlange mit dem Fuß zertrat, wand sich Apophis vor Schmerzen. Das Ding, das einmal Wladimir Menschikow gewesen war, sackte zusammen wie eine ausgebrannte Kerze, daraus erhob sich ein Geschöpf – eine rote Schlange, schleimverschmiert wie ein frisch geschlüpftes Küken. Sie begann zu wachsen, ihre roten Schuppen glänzten und ihre Augen funkelten.
    In meinem Kopf zischte ihre Stimme: Mich kann man nicht fesseln!
    Doch die Schlange hatte Schwierigkeiten, sich aufzurichten. Rings um sie wirbelte Sand. Ein Portal, das an Apophis verankert war, öffnete sich.
    »Ich lösche deinen Namen«, sprach Desjardins. »Ich entferne dich aus der Erinnerung Ägyptens.«
    Apophis kreischte. Rings um ihn brach der Strand ein, ein Strudel verschluckte die Schlange und saugte roten Sand ein.
    Ich packte Sadie und rannte zum Boot. Desjardins war vor Erschöpfung zusammengebrochen und lag auf den Knien, doch irgendwie schaffte ich es, seinen Arm zu nehmen und ihn zum Ufer zu zerren. Mit vereinter Kraft hievten Sadie und ich ihn an Bord der Sonnenbarke. Re kam endlich aus seinem Versteck unter der Ruderpinne hervor. Die leuchtenden Dienerlichter ergriffen die Ruder und wir stießen ab, während der gesamte Strand in dunklem Wasser versank, unter der Oberfläche schlugen rote Lichtblitze Wellen.
    Desjardins lag im Sterben.
    Die Hieroglyphen um ihn herum verblassten immer mehr. Seine Stirn war glühend heiß. Seine Haut war so trocken und dünn wie Reispapier und seine Stimme nur noch ein krächzendes Flüstern.
    »Ächtung wird n-nicht von Dauer sein«, warnte er. »Hab euch nur etwas Zeit verschafft.«
    Ich hielt seine Hand, als wäre er ein alter Freund, nicht ein ehemaliger Gegner. Nach dem Senetspiel mit dem Mondgott wusste ich es wirklich zu schätzen, wenn uns jemand Zeit verschaffte. »Warum hast du das getan?«, fragte ich. »Du hast all deine Lebenskraft eingesetzt, um ihn in die Verbannung zu schicken.«
    Desjardins lächelte schwach. »Mag dich nicht besonders. Aber du hattest Recht. Die alten Methoden … unsere einzige Chance. Erzähl Amos … Erzähl Amos, was passiert ist.« Er zerrte unbeholfen an seinem Leopardenumhang und mir wurde klar, dass er ihn abstreifen wollte. Ich half ihm und er drückte mir den Umhang in die Hand. »Zeig das den … anderen … Erzähl Amos …«
    Sein Blick entgleiste, dann starb der Oberste Vorlesepriester. Sein Körper löste sich in Hieroglyphen auf – zu viele, um sie alle zu lesen, es war die Geschichte seines ganzen Lebens. Dann schwebten die Wörter den Fluss der Nacht hinunter.
    »Tschüs«, murmelte Re. »Wiesel sind krank.«
    Den alten Gott hatte ich fast vergessen. Er sackte wieder auf seinem Thron zusammen, legte den Kopf auf das gebogene Ende seines Krummstabs und schlug lustlos mit der Geißel nach den Dienerlichtern.
    Sadie holte zitternd Luft. »Desjardins hat uns gerettet . Ich – ich konnte ihn auch nicht leiden, aber –«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Aber wir müssen weitermachen. Hast du den Skarabäus noch?«
    Sadie holte den zappelnden goldenen Skarabäus aus ihrer Hosentasche. Zusammen näherten wir uns Re.
    »Nimm ihn«, befahl ich dem Gott.
    Re legte die ohnehin schon faltige Nase in

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