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Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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etwa verbittert oder so.
    Positiv betrachtet war es im Brooklyn House nach ihrer Abreise ziemlich ruhig, zumindest bis zu dem Moment, als die dreiköpfige Schlange auftauchte. Doch zuerst sollte ich euch von meiner Vision erzählen.
    Sadie war doch beim Frühstück der Meinung gewesen, ich würde ihr etwas verheimlichen, erinnert ihr euch? Tja, damit lag sie schon richtig. Aber mal ganz ehrlich, was ich während der Nacht gesehen hatte, erschreckte mich dermaßen, dass ich nicht darüber reden wollte, vor allem nicht an ihrem Geburtstag. Seit ich angefangen hatte, mich mit Magie zu beschäftigen, hatte ich ja schon ein paar ziemlich bizarre Sachen erlebt, aber die Vision verdiente den Nobelpreis in der Kategorie Merkwürdiges.
    Nach unserem Ausflug zum Brooklyn Museum konnte ich erst nicht einschlafen. Und als ich es endlich schaffte, erwachte ich in einem anderen Körper.
    Es war weder eine außerkörperliche Erfahrung noch ein Traum. Ich war Horus der Rächer.
    Ich hatte mir schon vorher einen Körper mit Horus geteilt. An Weihnachten lebte er fast eine Woche in meinem Kopf, flüsterte mir Vorschläge zu und nervte auch anderweitig. Während des Kampfes an der roten Pyramide hatte ich erlebt, wie sich seine und meine Gedanken vollkommen miteinander vermischt hatten. Ich war das geworden, was die Ägypter als »Auge« eines Gottes bezeichneten – mir stand all seine Macht zur Verfügung, unsere Erinnerungen gingen ineinander über, Mensch und Gott funktionierten als Einheit. Doch damals befand ich mich immer noch in meinem Körper.
    Dieses Mal war es umgekehrt. Ich war Gast in Horus’ Körper und stand im Bug eines Bootes auf dem magischen Fluss, der sich durch die Duat wand. Meine Sicht war so scharf wie die eines Falken. Durch den Nebel konnte ich erkennen, dass sich im Wasser etwas bewegte – schuppige Reptilienrücken und riesenhafte Flossen. Links und rechts am Ufer sah ich Geister von Toten ziellos umherwandern. Hoch über mir glitzerte die Höhlendecke so rot, als würden wir den Rachen einer lebendigen Bestie hinunterfahren.
    Meine Arme waren bronzefarben und muskulös und mit Reifen aus Gold und Lapislazuli geschmückt. Ich war für den Kampf gewappnet und trug eine Lederrüstung, einen Speer in der einen Hand und ein Chepesch in der anderen. Ich fühlte mich stark und mächtig wie … na ja, ein Gott.
    Hallo, Carter , sagte Horus und es kam mir vor, als würde ich mit mir selbst reden.
    »Horus, was gibt’s?« Ich verschwieg ihm meinen Ärger darüber, dass er mich im Schlaf störte. Da ich seine Gedanken teilte, war das auch nicht nötig.
    Ich habe deine Fragen beantwortet , sagte Horus . Ich habe dir gesagt, wo du die erste Schriftrolle findest. Nun musst du etwas für mich tun. Es gibt da etwas, das ich dir gern zeigen würde .
    Das Boot schlingerte vorwärts. Ich hielt mich an der Reling des Steuermannpodestes fest. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass das Boot die Barke eine Pharaos war, ungefähr zwanzig Meter lang und wie ein stabiles Kanu geformt. In der Mitte überdachte ein ramponierter Unterstand eine leere Erhöhung, auf der früher wahrscheinlich ein Thron gestanden hatte. Ein einzelner Mast hielt ein quadratisches Segel, das irgendwann einmal bemalt gewesen war, doch nun verblasst in Fetzen herunterbaumelte. Sowohl backbord als auch steuerbord hingen nutzlos Ruder herunter.
    Das Boot musste seit Jahrhunderten nicht mehr benutzt worden sein. Die Takelage war voller Spinnweben. Die Taue waren verfault. Als das Boot schneller fuhr, ächzten die Planken.
    Es ist alt, genauso wie Re, erklärte Horus . Willst du dieses Boot wirklich wieder in Betrieb nehmen? Komm, ich zeig dir, welche Gefahr dir bevorsteht.
    Das Steuerruder lenkte uns in die Strömung. Plötzlich rasten wir den Fluss hinunter. Ich war schon früher auf dem Fluss der Nacht gesegelt, doch dieses Mal schienen wir viel tiefer in der Duat zu sein. Die Luft fühlte sich kälter an, die Stromschnellen waren rasanter. Wir machten einen Satz über einen Katarakt und flogen durch die Luft. Als wir wieder ins Wasser platschten, griffen uns Ungeheuer an. Schreckliche Gestalten tauchten auf – ein Großer Fetzenfisch mit Katzenaugen, ein Krokodil mit Stachelschweinborsten, eine Schlange mit dem Kopf eines mumifizierten Mannes. Jedes Mal, wenn eines der Ungeheuer auftauchte, hob ich mein Schwert und hieb ihm den Kopf ab oder durchbohrte es mit meinem Speer. Doch es kamen immer neue, sie änderten die Gestalt und ich wusste, wäre ich

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