Die Kane-Chroniken – Der Feuerthron
hergekommen bin«, erwiderte Walt.
»Soll das ein Witz sein?«, fragte ich. »Du bist ein genialer Magier. Einer der besten! Du hast eine große Zukunft vor dir.«
Er zog etwas aus seiner Hosentasche – einen der vertrockneten Skarabäen aus dem Übungsraum. »Danke. Aber der Zeitpunkt … ist wie ein schlechter Scherz. Es ist kompliziert für mich, Carter. Und was die Zukunft angeht … ich weiß nicht.«
Mich überkam das Gefühl, dass er damit mehr meinte als die Tatsache, dass wir innerhalb von vier Tagen die Welt retten mussten.
»Also, falls du ein Problem hast …«, setzte ich erneut an. »Wenn es was damit zu tun hat, wie Sadie und ich unterrichten –«
»Überhaupt nicht. Ihr wart super. Und Sadie –«
»Sie mag dich sehr«, unterbrach ich ihn. »Ich weiß, manchmal kommt sie ein bisschen ruppig rüber. Wenn du möchtest, dass sie dich in Ruhe lässt …«
[Okay, Sadie. Das hätte ich vielleicht nicht sagen sollen. Aber du bist wirklich nicht gerade dezent, wenn du auf jemanden stehst. Ich dachte eben, es wäre dem armen Kerl unangenehm.]
Walt lachte tatsächlich. »Nein, es hat nichts mit Sadie zu tun. Ich mag sie auch. Ich bin bloß –«
»Agh!« , bellte Cheops so laut, dass ich zusammenzuckte. Er fletschte die Reißzähne. Als ich mich umdrehte, wurde mir klar, dass er die Wahrsageschale anknurrte.
Man erkannte noch immer das Wohnzimmer von Gran und Gramps. Doch als ich genauer hinsah, wurde mir klar, dass etwas nicht stimmte. Das Licht war aus und der Fernseher lief nicht. Jemand hatte das Sofa umgekippt.
Ich hatte einen metallischen Geschmack im Mund.
Ich konzentrierte mich so lange darauf, das Bild zu bewegen, bis ich die Haustür sehen konnte. Jemand hatte sie zu Kleinholz verarbeitet.
»Was ist los?« Walt stellte sich neben mich. »Was ist denn?«
»Sadie …« Ich nahm meine ganze Willenskraft zusammen, um sie zu finden. Ich kannte sie so gut, dass ich sie normalerweise sofort orten konnte, doch dieses Mal färbte sich das Öl schwarz. Ich spürte einen heftigen stechenden Schmerz hinter den Augen, dann schlugen Flammen aus der Öloberfläche.
Walt riss mich zurück, bevor sie mein Gesicht verbrennen konnten. Cheops bellte erschrocken und warf die Bronzeuntertasse im hohen Bogen über die Brüstung in den East River.
»Was ist passiert?«, fragte Walt. »Ich habe noch nie gesehen, dass eine Schale –«
»Portal nach London.« Ich hustete, das verbrannte Olivenöl reizte meine Nase. »Das nächstgelegene. Sofort!«
Walt schien zu verstehen. Sein Gesicht nahm einen harten, entschlossenen Ausdruck an. »Unser Portal kühlt noch immer ab. Wir müssen zum Brooklyn Museum zurück.«
»Der Greif«, sagte ich.
»Genau. Ich komme mit.«
Ich wandte mich zu Cheops. »Geh zu Amos und sag ihm, dass wir wegmüssen. Sadie steckt in Schwierigkeiten. Keine Zeit für Erklärungen.«
Cheops bellte und sprang geradewegs über die Balkonbrüstung – er nahm den Expressfahrstuhl nach unten.
Walt und ich stürmten aus meinem Zimmer und rasten die Treppe zum Dach hinauf.
Sadie
7.
Ein Geschenk von dem Jungen mit dem Hundekopf
So, Bruderherz, du hast jetzt lange genug geredet.
Während du gequasselt hast, hatten bestimmt noch alle vor Augen, wie ich erstarrt in der Tür zu Grans und Gramps’ Wohnung stand und » AAHHHHH !« kreischte.
Und die Tatsache, dass Walt und du nach London losgerast seid, weil ihr dachtet, ich müsste gerettet werden – Männer!
Ja, na gut. Ich brauchte wirklich Hilfe. Aber darum geht es nicht.
Zurück zur Geschichte: Ich hatte gerade eine Stimme vom Treppenabsatz über mir zischen gehört: »Willkommen zu Hause, Sadie Kane.«
Natürlich war mir klar, dass das nichts Gutes bedeuten konnte. Meine Hände kribbelten, als hätte ich die Finger in eine Lampenfassung gesteckt. Ich versuchte, meinen Zauberstab und mein Zaubermesser herbeizurufen, aber wie ich ja vielleicht schon erwähnt habe, gehört es nicht zu meinen Stärken, mal eben irgendwas aus der Duat zurückzuholen. Ich verwünschte mich, dass ich so unvorbereitet losgefahren war – aber mal ehrlich, man kann doch nicht von mir verlangen, dass ich einen Leinenschlafanzug trage und einen magischen Seesack mit mir herumschleppe, wenn ich mit meinen Freundinnen um die Häuser ziehen will.
Ich überlegte zu fliehen, aber vielleicht waren Gran und Gramps ja in Gefahr. Solange ich nicht wusste, ob sie sicher waren, konnte ich nicht einfach abhauen.
Im Treppenhaus knarrte es. An der Treppenkante
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