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Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange

Titel: Die Kane-Chroniken – Der Schatten der Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rick Riordan
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ich.
    »Uns.«
    Das Wort löste Ohrensausen bei mir aus. Ich versuchte, meine Stimme ruhig klingen zu lassen. »Soweit ich weiß, gibt es kein offizielles ›uns‹. Und warum könnte es das letzte Mal sein, dass wir miteinander reden?«
    Jetzt lief er definitiv rot an. »Bitte, hör einfach zu. Ich muss dir so viel erzählen. Dein Bruder verfolgt die richtige Spur. Apophis’ Schatten ist eure größte Chance, doch nur eine Person kann euch die Magie lehren, die ihr braucht. Thot kann euch vielleicht ein wenig anleiten, aber ich bezweifle, dass er die geheimen Zaubersprüche herausrückt. Es ist zu gefährlich.«
    »Moment, Moment.« Ich hatte wegen des über uns immer noch ganz weiche Knie. Und die Vorstellung, dass dies vielleicht das letzte Mal war, dass ich Anubis sah … Das versetzte meine Hirnzellen in Panikmodus. Durch meinen Schädel sausten kreischend und mit den Armen fuchtelnd Tausende winziger Sadies.
    Ich musste mich konzentrieren. »Willst du damit sagen, Apophis hat tatsächlich einen Schatten? Und man könnte ihn benutzen, um die Schlange zu ächten –?«
    »Benutz bitte nicht dieses Wort.« Anubis zog eine Grimasse. »Aber, ja, alle intelligenten Wesen haben Seelen, demzufolge haben auch alle Schatten, selbst Apophis. So viel weiß ich als Geleiter der Toten. Seelen sind mein Beruf. Ob man Apophis’ Schatten gegen ihn einsetzen kann? Theoretisch ja. Aber es ist sehr gefährlich.«
    »Klar.«
    Anubis wirbelte mich durch ein Geisterpaar. Andere Schüler sahen uns zu, tuschelten, während wir tanzten, doch ihre Stimmen klangen so entfernt und verzerrt, als stünden sie am anderen Ende eines Wasserfalls.
    Anubis beobachtete mich mit einer Art zärtlichem Bedauern. »Sadie, ich würde dir diesen Weg nicht vorschlagen, wenn es einen anderen gäbe. Ich möchte nicht, dass du stirbst.«
    »Da bin ich völlig deiner Meinung«, sagte ich.
    »Schon über diese Art Magie zu reden ist verboten«, warnte er. »Aber du musst wissen, worauf du dich einlässt. Der Schut ist das am schwierigsten verständliche Element der Seele. Er ist … wie soll ich es erklären …? Es ist eine Seele in letzter Instanz, ein Nachbild der Lebenskraft eines Menschen. Du weißt ja, dass die Seelen der Bösen in der Halle der beiden Wahrheiten vernichtet werden –«
    »Wenn Ammit ihre Herzen verschlingt«, sagte ich.
    »Genau.« Anubis senkte die Stimme. »Wir behaupten, dass die Seele dabei vollständig vernichtet wird. Aber das stimmt nicht. Der Schatten besteht fort. Gelegentlich – nicht häufig – entscheidet sich Osiris dafür, das, ähm, Urteil noch einmal zu überdenken. Wenn jemand für schuldig befunden wurde, dann aber neue Beweismittel auftauchen, muss es einen Weg geben, die Seele vor dem Vergessen zu retten.«
    Ich versuchte seine Worte zu erfassen. Meine Gedanken schienen ebenso in der Luft zu hängen wie meine Füße. »Du … willst also damit sagen, man könnte einen Schatten benutzen, um eine Seele wieder neu hochzufahren? Wie bei der Datensicherung auf einem Computer?«
    Anubis sah mich seltsam an.
    »Ah, Entschuldigung.« Ich seufzte. »Ich hab zu viel Zeit mit meinem dämlichen Bruder verbracht. Er redet wie ein Computer.«
    »Nein, nein«, sagte Anubis. »Eigentlich ist das ein guter Vergleich. Ich habe nur noch nie so darüber nachgedacht. Ja, die Seele ist erst dann vollständig vernichtet, wenn der Schatten zerstört wurde, deshalb kann man in Ausnahmefällen die Seele mit Hilfe des Schut neu starten. Im umgekehrten Fall, wenn man den Schatten eines Gottes zerstören will oder sogar Apophis’ Schatten als Teil einer Ächt- ähm, dieser Art Zauberspruch, die du erwähnt hast –«
    »Der Schut wäre wesentlich mächtiger als eine normale Statue«, vermutete ich. »Vielleicht könnten wir Apophis vernichten, ohne selbst dabei zu sterben.«
    Anubis blickte sich nervös um. »Ja, aber dir ist schon klar, warum diese Art der Magie ein Geheimnis ist. Die Götter wollen unter keinen Umständen, dass solches Wissen in die Hände eines sterblichen Magiers gelangt. Deshalb verstecken wir unsere Schatten immer. Wäre ein Magier in der Lage, den Schut eines Gottes zu fangen, und würde er ihn als Drohmittel gegen uns einsetzen –«
    »Verstehe.« Mein Mund fühlte sich trocken an. »Aber ich bin auf deiner Seite. Ich würde den Zauber nur gegen Apophis verwenden. Thot wird das sicher verstehen.«
    »Vielleicht.« Anubis klang nicht überzeugt. »Fang zumindest mit Thot an. Hoffentlich erkennt er, dass

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