Die Kanonen von Dambanor II
diplomatisches Geschick nicht manipulieren lassen, Bruder Patrick!«, sagte Darren streng und unwirscher, als er es eigentlich beabsichtigt hatte. »Meine Entscheidung ist nur zu Ihrem Besten. Zu Ihrer eigenen Sicherheit nämlich! Unterhalten Sie sich doch mal ausführlicher mit Mister Gossan, dann kann er Ihnen schildern, wie seine Rettungskapsel fast sein Grab geworden wäre, weil auf Mond IV/212 geradezu mörderische Verhältnisse herrschen! Wenn Sie unter diesen Bedingungen nicht gut mit Ihrem Gerät umgehen können, sind Sie verloren! Das wird schon für gut trainierte Marines ein Ritt auf der Rasierklinge.«
Bruder Patrick schälte sich aus dem Anzug heraus. Er wirkte niedergeschlagen. Wann hatte man schon mal die Chance, ein Artefakt der Erhabenen zu erforschen? Und selbst wenn sich herausstellte, dass ein anderes, bisher völlig unbekanntes Volk für die Erschaffung der Quader verantwortlich zeichnete, konnte es sein, dass die Geschichte der Galaxis durch die bevorstehenden Entdeckungen neu geschrieben werden musste. Von der weit überlegenen Technik, die die Unbekannten eingesetzt hatten, einmal ganz abgesehen!
Es geht nicht um dich, sondern um die Sache an sich , rief sich Bruder Patrick ins Gedächtnis. Du bist Christophorer und dienst als solcher der friedlichen Erforschung des Weltalls – nicht der Vermehrung deines persönlichen Ruhmes als genialer Wissenschaftler. Offenbar ist man nicht einmal durch die Ordensgelübde von Saint Garran davor gefeit, ein Opfer der eigenen eitlen Ambitionen zu werden.
»Wir müssen eine Lösung finden«, fand Gossan.
»Eine Lösung habe ich bereits vorgeschlagen: Sie verfolgen die Mission über unsere Helmkameras. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht, und genau das werde ich Captain Leslie auch melden«, erklärte Sergeant Darren auf seine etwas ruppige, aber dafür ehrliche Art und Weise.
Darren drehte sich um. Er ging zum Ausgangsschott des Trainingraums.
»Werden Sie das auch gegenüber Admiral Rudenko in dieser Form vertreten?«, schallte Gossans Stimme durch den Raum. Sie war leicht verzerrt, da der Außenlautsprecher des Kampfhelms nicht ganz korrekt eingestellt war und man daneben auch den Originalklang durch das geöffnete Helmvisier hören konnte. Ein Akkord verbaler und stimmlicher Disharmonie.
Sergeant Darren stoppte kurz vor dem Ausgangsschott, das sich bereits geöffnet hatte. Die Augen des Kommandanten der Marines-Truppe waren zu schmalen Schlitzen mutiert. Die Nasenflügel bebten leicht, und es war nur zu deutlich erkennbar, wie schwer es Darren fiel, nicht aus der Haut zu fahren.
Wenn Darren etwas nicht leiden konnte, dann waren es Leute, die sich auf gute Beziehungen in der Hierarchie verließen, anstatt auf Argumente. Gossans Worte waren eine offene Drohung gewesen. »Sie können mich mal, Gossan!« Dann drehte er sich um und passierte das Schott.
Gossan wandte sich zu Bruder Patrick und interpretierte dessen Blick als Tadel. »Tut mir leid, aber ich verfüge nun mal nicht über das diplomatische Geschick eines Christophorers!«
»Ist schon gut, Lieutenant Commander Gossan.«
»Gar nichts ist gut! Ich muss noch einmal in diesen Quader. Aber solange dieser wild gewordene Haudegen hier was zu sagen hat, wird man mir das genauso wenig zubilligen wie Ihnen, Bruder Patrick.«
»Abwarten. Vielleicht stimmen Sie Ihr weiteres Vorgehen besser mit mir ab.«
»Sagen Sie's ruhig offen. Ich hab's verbockt.«
»So wollte ich das nicht formulieren.«
»Könnte gut sein, dass Rudenko doch noch ein Machtwort spricht.«
Nein , dachte Bruder Patrick für sich. Das wird er ganz gewiss nicht tun.
Commander Richard J. Leslie saß in seinem Kommandantensessel. Er ertappte sich dabei, dass er wegen der Anwesenheit von Admiral Rudenko deutlich weniger entspannt war, als dies sonst seine Art war. Am besten, du lässt dich davon nicht weiter beeinflussen! Rudenko hielt sich aus dem Alltagsgeschäft an Bord glücklicherweise völlig heraus. In diesem Punkt war er absolut korrekt und mischte sich niemals in Belange der Schiffsführung ein.
»Captain, wir bekommen eine Transmission der PLUTO«, meldete Lieutenant Wu. »Es ist Commander van Deyk.«
»Auf den Schirm damit!«
Wenig später erschien das Gesicht von Commander Stephan van Deyk auf dem Hauptschirm der STERNENFAUST. Durch eine Kennung im linken oberen Eck des Bildfensters wurde deutlich, dass es sich um eine Übertragung im Normalfunk handelte.
Die Verzögerung bei der Übertragung lag nur
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