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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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verlassen hatten, der Andrea und Brown zum Schloß Vygos führen sollte –. Die müßten also jetzt schon ziemlich weit vom Marktplatz entfernt sein. Und Louki war dort doch bestimmt nicht! Ihm hatte er ganz genaue Aufträge gegeben: die übrigen Stangen Dynamit im Dach zu verbergen und dann da zu warten, um ihn und Miller in den Schloßturm zu führen. Aber es konnte etwas schiefgegangen sein – mißglücken konnte jederzeit etwas! Oder war der Schuß eine Falle, eine Kriegslist? Aber zu welchem Zweck?
    Das plötzliche unregelmäßige Stottern eines schweren MG riß diese Gedanken ab, und er war nur noch Auge und Ohr. Und dann fielen Schüsse aus einem leichteren MG, für wenige Sekunden. So jäh wie sie eingesetzt hatten, verstummten beide Waffen gleichzeitig.
    Nun wartete Mallory nicht länger. »Die Sachen wieder zusammenpacken«, raunte er Miller eindringlich zu, »wir nehmen sie mit. Es ist etwas schiefgegangen.«
    In einer halben Minute hatten sie die Seile und Sprengstoffe wieder in den Rucksäcken verstaut, hatten sie auf den Rücken geschnallt und waren unterwegs.
    Weit vornübergebeugt und sorgsam jedes Geräusch vermeidend, eilten sie über die Dächer bis nach dem alten Haus, in dem sie sich vorher schon verborgen hatten. Jetzt waren sie mit Louki dort verabredet. Noch im Laufen, schon ganz nahe bei dem Hause, sahen sie schattenhaft eine Gestalt sich erheben, die jedoch, wie Mallory sofort merkte, viel größer war als Louki. Ohne im Eilschritt innezuhalten, warf er sein ganzes Gewicht von achtzig Kilo in vollem Schwung, fast waagrecht, wie ein Rugbyspieler, gegen den Unbekannten. Seine Schulter traf ihn dicht unter dem Brustbein, die Wucht des Anpralls preßte dem Getroffenen mit einem dumpfen Geräusch, fast einem Knall, restlos die Luft aus den Lungen. Eine Sekunde später krallten sich Millers sehnige Hände um den Hals des Mannes und drückten ihm langsam die Kehle zu.
    Und er hätte ihn vielleicht erwürgt, denn er wie Mallory gingen von jetzt ab aufs Ganze – hätte nicht Mallory, der sich in einer flüchtigen Eingebung über das verzerrte Gesicht mit den starr hervorquellenden Augen neigte, einen Schreckensschrei unterdrückend heiser geflüstert: »Dusty, halt, um Gottes willen! Loslassen, es ist Panayis!«
    Miller hörte ihn nicht. Sein Gesicht war wie versteinert, der Kopf sank ihm tiefer zwischen die Schultern, während er immer fester zudrückte und den Griechen in unheimlichem Schweigen strangulierte.
    »Panayis ist es, Sie Idiot, Panayis!« Mallory hatte den Mund dicht am Ohr des Amerikaners und packte ihn an den Handgelenken, um sie vom Halse des Gewürgten loszureißen. Er konnte das dumpfe Trommeln von Panayis' Hacken auf dem Grasboden des Daches hören und zerrte mit aller Kraft an Millers Händen. Zweimal im Leben hatte er dieses Klopfen gehört, als Männer unter Andreas riesigen Fäusten gestorben waren, und er fühlte mit aller Gewißheit, daß Panayis denselben Weg gehen würde, und zwar schnell, wenn er sich Miller nicht verständlich machen konnte. Aber plötzlich hatte Miller verstanden, er entspannte schwerfällig seinen Griff, richtete sich auf und ließ, noch kniend, die Hände schlaff hängen. Tief atmend stierte er stumm den am Boden liegenden Mann an.
    »Was haben Sie denn, Mensch?« fragte Mallory leise. »Sind Sie taub oder blind, oder beides?«
    »So was kann ja mal passieren.« Miller rieb sich mit dem Handrücken über die Stirn, sein Gesicht wirkte ganz leer. »Entschuldigen Sie, Boß, tut mir leid.«
    »Weshalb entschuldigen Sie sich bei mir, zum Donnerwetter?« Mallory betrachtete Panayis. Der Grieche hatte sich hingesetzt, massierte seinen geschwollenen, verschrammten Hals und sog in langen Zügen keuchend die Luft ein. »Aber Panayis würde vielleicht zu schätzen wissen, wenn Sie –«
    »Diese Entschuldigung hat Zeit«, unterbrach ihn Miller schroff. »Fragen Sie ihn, was mit Louki passiert ist.«
    Mallory blickte ihn einen Moment forschend an, wollte ihm antworten, unterließ es jedoch und übersetzte die Frage ins Griechische. Er lauschte auf Panayis' zögernde Antwort – offenbar machte ihm jeder Sprechversuch Schmerzen –, dann wurde sein Mund zu einem harten, bitteren Strich. Miller, der bemerkte, wie Mallorys Schultern sich ein wenig krümmten, konnte nicht länger an sich halten.
    »Nun, was ist, Boß? Louki ist doch etwas passiert, ja?«
    »Ja«, sagte Mallory tonlos. »Sie waren nur bis an die Gasse hinter dem Haus gekommen, wo ihnen eine

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