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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Taschenlampe den Mechanismus. »Nur dieser hier funktioniert nicht. Nicht mehr«, setzte er leise hinzu. »Uhrwerk ist in Ordnung, aber der Kontakthebel ist ganz abgebogen. Also könnte das Ding bis in alle Ewigkeit ticken und würde nicht mal einen Feuerwerkskörper zum Zünden bringen.« – »Aber wie kommt …«
    »Objekt B.« Miller schien ihn gar nicht zu hören. Er öffnete das Kästchen mit den Schnellzündern, hob behutsam einen aus der Unterlage von Watte und Filz, untersuchte ihn genau mit der Taschenlampe, und blickte Mallory wieder an. »Knallquecksilber, Boß. Nur siebenundsiebzig Gran im Gewicht, aber genug, um einem die Finger wegzupusten. Verteufelt empfindlich – wenn man ihn bloß antippt, geht er los.« Er ließ den Zünder zu Boden fallen, und Mallory wich, innerlich zusammenzuckend, unwillkürlich zurück, als der Amerikaner mit dem Haken seines derben Stiefels kräftig drauftrat. Doch es gab keine Explosion, gar nichts.
    »Funktioniert auch nicht besonders gut, nicht wahr, Boß? Wette hundert zu eins, daß die andern ebenso versagen.« Miller zog ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche, zündete sich eine an und beobachtete, wie der Rauch um die Kerzenflammen schwebte. Das Päckchen schob er wieder in die Tasche.
    »Da war doch noch etwas, das Sie mir zeigen wollten«, sagte Mallory ruhig.
    »Ja-a, noch etwas wollte ich Ihnen zeigen – Objekt C.« Seine Stimme klang sehr sanft, Mallory lief es plötzlich kalt über den Rücken. »Zeigen wollte ich Ihnen einen Spitzel, einen Verräter, den übelsten, heimtückischsten Mordbuben, Betrüger und Schweinehund, der mir je vorgekommen ist.«
    Der Amerikaner hatte jetzt seine Hand wieder aus der Tasche gezogen: die Pistole mit Schalldämpfer lag, fest von den Fingern umschlossen, in seiner Hand, die Mündung war auf Panayis, etwas über Brusthöhe, gerichtet. Er sprach weiter, in noch weicherem Ton. »Judas Ischariot war nicht schlimmer als der junge Mann hier, Boß … Jacke ausziehen, Panayis.«
    »Was haben Sie denn vor? Sind Sie verrückt geworden, zum Donnerwetter? So ein Irrsinn, der Mann versteht doch kein Englisch!« Mallory wollte, verblüfft und zornig, auf ihn losgehen, prallte aber gegen Millers starr wie eine Eisenstange ausgestreckten freien Arm.
    »Versteht kein Englisch, meinen Sie? Wie kam es dann, daß er blitzschnell aus dem Unterstand wetzte, als Casey Brown uns ganz ruhig sagte, er hätte draußen Geräusche gehört … und warum hat er heute nachmittag als erster das Gehölz verlassen, wenn er Ihre Befehle nicht verstehen konnte? Die Jacke ausziehen, Judas, sonst schieße ich Sie durch den Arm. Gebe Ihnen noch zwei Sekunden.«
    Mallory, der die Arme um Miller legen und ihn zu Boden werfen wollte, hielt mitten in der Bewegung inne, als er das Gesicht von Panayis sah: die gefletschten Zähne und den Mörderblick der kohlschwarzen Augen. Noch nie hatte er ein so bösartiges Menschenantlitz gesehen, doch diese bösartige Miene verwandelte sich im selben Moment schon in eine von Schmerz und Unglauben gezeichnete, als die 8-mm-Kugel dicht unter der Schulter in seinen rechten Oberarm schlug.
    »Zwei Sekunden, dann kommt der andere Arm«, sagte Miller ungerührt, doch Panayis riß sich bereits die Jacke herunter, ohne seinen lauernden Raubtierblick von Miller zu lassen. Mallory fröstelte es unwillkürlich, aber wenn er das Gesicht des Amerikaners hätte beschreiben sollen, war nur ein Wort dafür passend: Gleichgültigkeit. Er begriff nicht, warum ihm beim Anblick von Millers Gesicht noch kälter ums Herz wurde.
    »Kehrtmachen!« Die Pistole in Millers Hand bewegte sich kein bißchen.
    Langsam drehte Panayis sich um. Miller trat vor, packte sein schwarzes Hemd am Kragen und fetzte es ihm mit einem Ruck vom Rücken.
    »Wäll, wä-äll, wer hätte das bloß gedacht!« näselte er breit. »Überraschung, man sehe und staune! Erinnern Sie sich, Boß: Das sollte doch der Knabe sein, der angeblich von den Deutschen auf Kreta öffentlich ausgepeitscht wurde, bis man seine Rippenknochen weiß durchkommen sah? Sein Rücken sieht ja auch fürchterlich aus, nicht wahr?«
    Mallory schaute hin, sagte jedoch kein Wort. Er war völlig aus dem Gleichgewicht gebracht, in seinem Kopf wirbelten die Gedanken wie die Glasstückchen in einem Kaleidoskop. Sie mußten sich erst klären, so jäh und unerwartet waren gewisse Illusionen in ihm gestorben.
    »Hat eben 'ne besonders gute Heilhaut«, murmelte Miller. »Nur so ein häßlich denkender,

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