Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
Vom Netzwerk:
»Dummkopf, was gibt's denn hier jetzt zu bewachen! Die englischen Schweinekerle sind doch in der Straße der Stufen! Die müssen vernichtet werden! Um Himmels willen, macht schnell! Wenn die wieder entwischen, kommen wir alle an die Ostfront!«
    Er hatte dem einen die Hand auf die Schulter gelegt, um ihn durch einen Schubs auf den Weg zu bringen, doch es war nicht nötig, seine Hand fiel herunter, beide Posten waren schon unterwegs, sie rannten blindlings über den Platz und waren sogleich in Regen und Finsternis unsichtbar.
    Überall herrschte zunächst heillose Verwirrung – eine geschäftige Verwirrung, in der alles nach Ordnung und Klarheit strebte, wie bei den fronterfahrenen Alpenjägern nicht anders zu erwarten –, doch im ersten Durcheinander ging viel Zeit verloren, überall wurden Kommandos gebrüllt, Pfiffe ertönten, Motoren wurden angeworfen, indes die Unteroffiziere hin und her liefen, um ihre Männer in Marschordnung zu bringen oder an den wartenden Transportwagen zu sammeln. Auch Mallory und Miller liefen da umher, zweimal durch eine Gruppe von Deutschen, die sich hinter einen Wagen drängten, um aufzusteigen. Nicht daß sie selbst es so eilig gehabt hätten, jedoch: nichts wäre mehr aufgefallen und verdächtiger gewesen, als wenn zwei Mann inmitten dieser hastenden Tätigkeit in ruhigem Schritt gegangen wären. Also liefen sie, die Köpfe gesenkt oder abgewandt, wenn sie durch eine beleuchtete Stelle mußten, wobei Miller über die ungewohnte »Gymnastik« kräftig und oft schimpfte.
    Rechts kamen sie an zwei Kasernen vorbei, dann links am Kraftwerk, wieder rechts am Waffenarsenal und links an der Abteilungsgarage. Dann ging es bergan, doch Mallory wußte auch in der Dunkelheit genau, wo sie waren: er hatte sich die präzisen Beschreibungen, die Vlachos und später Panayis ihm gegeben hatten, so gründlich eingeprägt, daß er sich zugetraut hätte, sogar in vollkommener Finsternis den Weg mit Sicherheit zu finden.
    »Was ist das da, Boß?« Miller faßte ihn beim Arm und wies auf einen großen rechtwinkligen, ganz glatten Bau, der düster gen Himmel ragte. »Das dazugehörige Kittchen?«
    »Wassertank«, erklärte Mallory kurz. »Panayis schätzte den Inhalt auf über zweitausend Kubikmeter – zum Fluten der Munitionskammern, im Notfall. Die liegen direkt darunter.« Er zeigte auf ein kastenartiges Viereck aus Beton ganz in der Nähe. »Der einzige Zugang zum Magazin. Verschlossen und bewacht.«
    Sie näherten sich jetzt dem Quartier der Stabsoffiziere – der Kommandant hatte eine eigene Wohnung im ersten Stock, von der aus er den massiven, aus Eisenbeton gebauten Feuerleitturm für die beiden riesigen Kanonen übersehen konnte.
    Mallory bückte sich, ergriff eine Handvoll Erde, die er sich ins Gesicht schmierte, und befahl Miller, dasselbe zu tun. »Tarnung«, erklärte er. »Ein Fachmann würde das ja als primitiv bezeichnen, aber es muß so genügen. Da im Hause wird es nämlich etwas heller sein.«
    Er rannte wie ein Wilder die Stufen zum Offiziersquartier empor und stieß die Schwingtür mit solcher Gewalt nach innen, daß sie fast aus den Angeln geflogen wäre. Der Posten vor dem Schlüsselbrett blickte verwundert hoch, der Lauf seiner Maschinenpistole richtete sich auf die Brust des Neuseeländers.
    »Leg das Ding hin, verdammter Idiot!« schnauzte Mallory ihn empört an. »Wo ist der Kommandant? Schnell, du Hornochse, es geht um Leben und Tod!«
    »Herr – Herr Kommandant?« stotterte der Posten. »Der ist weg – sind alle 'rausgegangen, vor einer Minute.«
    »Was? Alle weg?« Mallory fixierte ihn mit drohend verkniffenen Augen. »Hast du gesagt ›alle weg‹?« fragte er.
    »Ja, soviel ich weiß – sie müssen …« Er unterbrach sich jäh, weil Mallory über ihn hinweg in den Hintergrund spähte.
    »Und was ist das da, zum Donnerwetter?« fragte Mallory ergrimmt.
    Der Posten wäre kein Mensch gewesen, hätte er sich jetzt nicht täuschen lassen. In dem Moment, da er sich umdrehte, um nachzusehen, traf ihn der im Judo bekannte harte Schlag mit der Handkante dicht unter dem linken Ohr. Mallory zerhieb die Glasscheibe vor dem Schlüsselbord, schon ehe der unselige Posten bewußtlos zu Boden gesunken war, riß sämtliche Schlüssel, etwa ein Dutzend, von den Haken und steckte sie in die Tasche. In zwanzig Sekunden hatten sie dem Mann den Mund zugebunden, seine Hände gefesselt und ihn in einen Schrank gesperrt, der zum Glück dicht neben seinem Platz stand, und schon eilten

Weitere Kostenlose Bücher