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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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der Dialekt von Attika, die Inselbewohner sprachen anders, doch Mallory war überzeugt, daß der Deutsche die Unterschiede nicht kannte.
    Und er hatte recht. Der Leutnant schüttelte ärgerlich den Kopf und rief langsam in unsicherem Griechisch: »Stoppen Sie sofort Ihr Boot, wir kommen an Bord.«
    »Mein Boot stoppen!« Der entrüstete Ton, in dem Stevens das herausbrachte, und die Verwünschungen, die er folgen ließ, klangen so echt, daß sogar der Leutnant einen Moment stutzte. »Und warum soll ich mein Boot stoppen für euch – euch – euch …«
    »Gebe Ihnen zehn Sekunden«, unterbrach ihn der Offizier, der sich wieder gefaßt hatte, in kaltem, knappem Ton, »dann schießen wir.«
    Stevens drehte sich mit einer resignierten Handbewegung nach Andrea und Mallory um und sagte bitter: »Unsere Besieger haben gesprochen. Fiert die Segel.«
    Rasch lösten sie die Schoots von den Klampen am Fuß des Mastes. Mallory zog den Klüver ein, nahm das Segel in die Arme und hockte sich damit mürrisch an Deck, dicht beim Fischkasten, wohl wissend, daß zwölf feindliche Augen ihn beobachteten. Das Segel bedeckte seine Knie, den alten Mantel und seine an die Hüften gelegten Arme, während er mit gebeugtem Kopf dasaß und die Hände zwischen den Knien hängen ließ – ein Bild tiefer Niedergeschlagenheit. Das Luggersegel wurde mit der Spiere auf einen Ruck gefiert, Andrea trat darüber hinweg, tat zwei unsichere Schritte nach achtern und blieb, die riesigen Hände lose an den Seiten, gleich wieder stehen.
    Plötzlich ein lautes Klopfen des Dieselmotors, eine kleine Ruderbewegung, und schon scheuerte das große deutsche Boot an ihrer Bordwand. Schnell, aber doch sorgsam achtgebend, sich aus der Feuerlinie der beiden eigenen MG zu halten (denn ein zweites war jetzt auf dem Achterdeck deutlich zu sehen), sprangen die drei mit Maschinenpistolen bewaffneten Deutschen an Bord. Einer lief sofort nach vorn, drehte sich beim Fockmast blitzschnell herum und hielt, indem er seine MP im Halbkreis schwenkte, die ganze Besatzung in ihrem Feuerbereich. Alle außer Mallory, und den wußte er ja in Reichweite ihres schweren MG im Bug. Wie ein unbeteiligter Zuschauer bestaunte Mallory den präzis wie ein Uhrwerk und unerbittlich sicher folgenden Ablauf eines an sich durchaus nicht neuen Manövers.
    Er hob den Kopf und blickte langsam und gleichgültig wie ein echter Bauer ringsum. Casey Brown hockte neben dem Maschinenraum an Deck und arbeitete an dem großen runden Schalldämpfer über dem Luk. Dusty Miller, zwei Schritte weiter vorn, mühte sich, die Stirn angestrengt gefurcht, von einer kleinen Blechschachtel ein Stück abzuschneiden, das offenbar beim Reparieren des Motors gebraucht werden sollte. Er hielt die Drahtschere in der Linken, und Mallory wußte, daß er Rechtshänder war. Stevens und Andrea hatten sich nicht bewegt. Der Matrose am Fockmast stand wie bisher, ohne mit einer Wimper zu zucken. Die beiden andern schritten langsam zum Achterdeck und gingen eben an Andrea vorbei, ganz langsam, wie Leute, die sicher sind, alles so unbedingt unter Kontrolle zu haben, daß schon der Gedanke an tatsächlichen Widerstand lächerlich erscheint.
    Genau zielend, in eiskalter Ruhe, schoß Mallory durch die Falten von Mantel und Segel den Matrosen am vorderen schweren MG durchs Herz. Er riß die noch knatternde Maschinenpistole herum und sah sogleich den am Mast stehenden Deutschen sterbend umsinken, die Brust von der Wucht der Salve aus kurzer Entfernung halb aufgerissen. Noch lag der Tote nicht ganz am Boden, als viererlei gleichzeitig geschah.
    Casey Brown, der schon über eine Minute die Hand auf Millers unter dem kugelförmigen Auspufftopf verstecktem Revolver hatte, drückte jetzt viermal auf den Abzug, denn er wollte ganze Arbeit machen. Der MG-Schütze auf dem Achterdeck kippte wie im Schlaf über seine Waffe nach vorn, die leblosen Finger noch am Abzugsbügel. Miller knickte mit der Schere die chemische Dreisekundenzündschnur, schleuderte die Blechschachtel in den Maschinenraum des feindlichen Bootes, und Stevens warf eine entsicherte Stielhandgranate ins Ruderhaus, während Andrea, indem er seine mächtigen Arme blitzschnell ausbreitete und zusammenriß, die Köpfe der beiden anderen Matrosen, die ihn hinter sich gelassen hatten, mit furchtbarer Gewalt gegeneinanderknallte. Und schon hatten sie alle fünf sich an Deck geworfen, aus dem deutschen Boot brachen in einer schmetternden Explosion lodernde Flammen und rauchende

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