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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Schlachtfeld zu locken und vor ihnen die Tötung von Millionen zu rechtfertigen. Andrea tötete nur, damit bessere Männer nicht zu sterben brauchten.
    »Noch jemand verletzt?« Mallory sprach absichtlich laut, wie in bester Stimmung. »Keiner? Gut. Dann wollen wir so schnell wie möglich vorwärts. Je schneller und je weiter wir von hier wegkommen, um so besser für uns.« Er schaute auf die Uhr. »Gleich vier – Zeit für unsere Kontrollabstimmung mit Kairo. Lassen Sie doch Ihren Schrotthaufen mal ein paar Minuten allein, Brown, und versuchen Sie, Kairo zu kriegen.« Er betrachtete den Himmel im Osten, der jetzt, bleigrau und rot gefärbt, bedrohlich aussah, und ergänzte kopfschüttelnd: »Kann sein, daß der Wetterbericht für uns von Wert ist.«
    Er war es. Der Empfang war schlecht – Brown erklärte die heftigen atmosphärischen Störungen mit den dunklen, dichtgeballten Gewitterwolken, die achteraus aufkamen und schon den halben Himmel bedeckten – aber er genügte, um zu hören, was sie nie zu hören erwartet hätten. Eine Kunde, unter der sie verstummten und die Unruhe der Ungewißheit aus ihren Augen sprach. Worte aus dem kleinen Lautsprecher dröhnten und schwanden abwechselnd, gebrochen und zerrissen durch die starken Geräusche im Äther.
    »Rhabarber ruft Bibernelle, Rhabarber ruft Bibernelle!« kamen die Decknamen für »Kario« und »Mallory«. »Hören Sie mich?«
    Brown tippte die Bestätigung, und wieder dröhnte der Lautsprecher: »Rhabarber ruft Bibernelle. Jetzt X minus eins. Wiederhole: X minus eins.«
    Mallory zog hörbar die Luft ein. »X« = Tagesanbruch Sonnabend, das war der als sicher angenommene Termin für den deutschen Angriff auf Kheros, der demnach um einen Tag vorverlegt war. Kein Zweifel, daß das stimmte, denn Jensen war nicht der Mann, der Informationen ohne genaue Kenntnis weitergab. Freitag früh – also nur noch drei Tage …
    »Senden Sie ›X minus eins verstanden‹«, sagte Mallory ruhig.
    »Wettervoraussage East Anglia«, fuhr die sachliche Stimme fort – Mallory wußte, daß es »Nördliche Sporaden« bedeutete – »Schwere Gewitter wahrscheinlich heute Abend, mit starkem Regen. Schlechte Sicht. Temperatur in den nächsten vierundzwanzig Stunden ständig fallend. Wind Süd bis Südost, Stärke 6, örtlich bis 8, morgen nachlassend.«
    Mallory ging unter dem gebauschten Luggersegel hindurch nach achtern. ›Was für eine Bescherung‹, dachte er. ›So eine verfluchte Schweinerei!‹ Nur noch drei Tage Zeit, Maschine ausgefallen und ein erstklassiger Sturm im Anzug. Kurz und mit einer schwachen Hoffnung dachte er an die schlechte Meinung, die Staffelführer Torrance von den Meteorologen hinter der Front hatte, doch diese Hoffnung erstarb sofort. Hier konnten nur Blinde sich irren: die hoch aufragenden Gewitterköpfe zogen sich, schon beinah über ihnen, zu einer düster drohenden Wand zusammen.
    »Sieht ziemlich schlimm aus, wie?« Die breiten nasalen Töne erklangen dicht hinter ihm. Sonderbar, fand Mallory, daß diese gemächliche Stimme und der feste Blick der blaßblauen Augen zwischen den Netzen feiner Fältchen so beruhigend wirken konnten.
    »Nicht besonders«, gab er zu.
    »Was bedeutet dieser Kram mit Stärke 8, Boß?«
    »Ein Windmaß«, erklärte Mallory. »Wer in einem Boot von dieser Größe sitzt und schon beinah lebensmüde ist, für den ist dann Windstärke 8 das höchste der Gefühle.«
    Miller nickte bekümmert. »Ich wußte es ja. Hätte mir das denken können. Und ich hatte Stein und Bein geschworen, daß mich keiner wieder auf ein Schiff kriegen würde!« Er grübelte eine Weile, seufzte, schwang die Beine ins Luk zum Maschinenraum, wies mit dem Daumen nach der nächstgelegenen Insel, die nur noch knapp drei Meilen vor ihnen lag, und sagte: »Sieht auch nicht gerade reizvoll aus.«
    »Von hier aus nicht«, stimmte Mallory ihm bei, »aber nach der Karte gibt's dort eine Flußmündung mit einer scharfen Rechtskrümmung landeinwärts. Die kann Schutz vor Seegang und Wind bieten.«
    »Bewohnt?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Deutsche?«
    »Wahrscheinlich.«
    Miller schüttelte bekümmert den Kopf und kletterte hinunter, um Brown zu helfen. Vierzig Minuten später rasselte im Halbdunkel des verhängten Abendhimmels, bei wolkenbruchartigem Regen, der kerzengerade und ungewöhnlich kalt herabrauschte, der Anker der Kajike zwischen grünen Waldwänden in die Tiefe. Ein feuchter, von Wasser triefender Wald war es, feindselig in seiner stummen

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