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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alistair MacLean
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Augen zusammen, während er angestrengt versuchte, die Dumpfheit, die ihn umfing, abzuschütteln. Endlich blickte er langsam hoch und ließ im schwachen Licht der Laterne, die sie angezündet und abgeblendet hatten, die Augen von Mallory zu Miller und wieder zu Mallory wandern. Sie konnten erkennen, wie wieder Farbe in das Gesicht mit den dunklen Stoppeln kam, wie sich der dicke dunkle Schnurrbart empört sträubte und die Augen vor lauter Zorn noch dunkler wurden.
    »Wer sind Sie?« Er sprach Englisch, klar und exakt, fast ohne fremden Akzent.
    »Bedaure, aber je weniger Sie wissen, um so besser.« Mallory lächelte, um den Worten das Kränkende zu nehmen. »Ich meine: in Ihrem eigenen Interesse. Wie fühlen Sie sich eigentlich jetzt?«
    Vorsichtig massierte der Kleine sein Zwerchfell und beugte mit schmerzverzerrtem Gesicht sein Bein. »Sie haben mich sehr hart getroffen.«
    »Mußte ich.« Mallory griff hinter sich und hob den Knüppel auf, den der Fremde in der Hand gehabt hatte. »Sie wollten mich mit diesem Ding schlagen, und was sollte ich da tun, hm? Meine Haube abnehmen, damit Sie mich kräftiger über'n Schädel hauen konnten?«
    »Sie sind sehr spaßig.« Wieder beugte er versuchsweise sein Bein und blickte Mallory in feindlichem Mißtrauen an. »Mein Knie tut mir weh«, sagte er vorwurfsvoll.
    »Alles nach der Reihe. Weshalb der Knüppel?«
    »Ich wollte Sie niederschlagen, um Sie genauer zu betrachten«, erklärte der Kleine ungeduldig. »Das war der einzig sichere Weg. Sie hätten ja einer von dem Jägerbataillon sein können … Weshalb ist denn mein Knie –?«
    »Sie haben einen bösen Sturz gemacht«, sagte Mallory ohne Scham. »Was hatten Sie hier zu suchen?«
    »Wer sind Sie?« gab der kleine Mann zurück.
    Miller hustete und schaute ostentativ auf die Uhr. »Das ist ja alles ganz unterhaltsam, Boß, aber –«
    »Richtig, Dusty, wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.« Rasch faßte Mallory wieder hinter sich, nahm den Tornister des Mannes vom Boden und warf ihn Miller zu. »Sehen Sie mal nach, was da drin ist, ja?« Merkwürdigerweise protestierte der Kleine nicht.
    »Eßwaren!« sagte Miller ehrfürchtig. »Wunderbare, herrliche Speisen! Gekochtes Fleisch, Brot, Käse und – Wein.« Zögernd schloß er den Rucksack wieder und blickte den Gefangenen neugierig an. »Verflucht komische Zeit für ein Picknick.«
    »Ach so – ein Amerikaner, ein Yankee!« Der Kleine lächelte still vor sich hin. »Wird immer besser.«
    »Was meinen Sie damit?« fragte Miller argwöhnisch.
    »Sehen Sie selbst«, sagte der kleine Mann freundlich. Er nickte gleichgültig nach der anderen Seite des Raumes. »Dahin müssen Sie schauen.«
    Mallory drehte sich schnell um, merkte aber im selben Moment, daß er überlistet werden sollte, und wandte sich sofort zurück. Beugte sich vorsichtig nieder und berührte Miller am Arm.
    »Nicht zu schnell umsehen, Dusty. Und fassen Sie Ihren Revolver nicht an. Es scheint, daß unser Freund hier nicht allein war.« Er kniff die Lippen zusammen und verfluchte innerlich seine Dummheit. ›Stimmen‹ hatte Dusty gesagt, also mehr als eine. »Ich muß doch müder gewesen sein als ich dachte … Was war nur mit mir los …?«
    Ein großer, hagerer Mann blockierte den Eingang. Sein Gesicht war von einer Schneehaube ganz verdunkelt, aber über die Schußwaffe in seiner Hand gab es keinen Zweifel. Ein kurzes Lee-Enfield-Gewehr, stellte Mallory ganz sachlich fest.
    »Nicht schießen!« Der Kleine sprach jetzt ganz schnell Griechisch. »Ich bin fast überzeugt, daß es die Leute sind, die wir suchen, Panayis.«
    Panayis! Mallory fühlte sich gewaltig erleichtert. Das war ja einer der Namen, die Eugene Vlachos ihm in Alexandria genannt hatte!
    »Jetzt sind die Rollen vertauscht, wie?« Der kleine Mann lächelte Mallory an, um seine müden Augen zogen sich Fältchen, der dicke schwarze Schnurrbart hob sich liebenswürdig an einer Ecke. »Ich frage Sie noch einmal: Wer sind Sie?«
    »Untergrundbewegung Südost«, antwortete Mallory ohne Zögern.
    Befriedigt nickte der andere. »Kapitän Jensen hat Sie geschickt?«
    Mit einem langen Seufzer der Erleichterung ließ Mallory sich auf den Rand des Bettes nieder. »Wir sind unter Freunden, Dusty.« Den Kleinen ansehend, sagte er: »Sie müssen Louki sein – Haus bei der ersten Platane am Marktplatz in Margaritha?«
    Der Kleine strahlte, verbeugte sich und streckte die Hand aus. »Louki, ja. Zu Ihren Diensten, Sir.«
    »Und das ist natürlich

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