Die Kanzlerin - Roman
Kanzlerin.«
»Lieber Herr Haxer, folgende Personenschützer will ich auf der Säntisreise mit dabeihaben: Jan Caspers und Lars Schwarzer, der ansonsten bei der Kripo Berlin als Zivilfahnder arbeitet. Bitte organisieren Sie das. Gruss, Kanzlerin.«
»Lieber Herr Brack, wenn es Ihre Urlaubspläne nicht allzu sehr stört, möchte ich mich mit Ihnen unterhalten. Stimmen Sie den Termin mit Verfassungsschutzchef Auerbach ab, den ich ebenfalls sprechen möchte. Bin flexibel. Die Kanzlerin grüsst.«
»Lieber Benedikt Eisele. Möchte, bevor ich unterwegs bin, über die sogenannte neue Anarchoszene informiert werden. Rufen Sie mich bitte an. Kanzlerin grüsst.«
»Liebe Merrit Amelie Kranz, freue mich auch auf den Säntisausflug. Ein buntes Trüppchen versammelt sich da, das kann ja heiter werden. Bis bald, Kanzlerin.«
»Lieber Poldi, hoffe, dass es mit dem FC doch noch klappt. Nichts gegen die Bayern, aber Sie gehören zu Köln, und ich drücke Ihnen die Daumen. Soll ich mal mit dem Uli Hoeneß reden? Es grüsst Sie herzlich Ihre Kanzlerin.«
»Werter Adi Fröhlich, ich erwarte von Ihnen umgehend konkrete Details zu den offenbar existierenden Plänen in meiner Partei, mich auszuschalten. Wer? Ich will die Namen hören, und zwar von Ihnen. Weil ich den Posten des Generalsekretärs ansonsten, und zwar umgehend, neu besetzen müsste. Kanzlerin.«
9.15
Loderer hatte kaninchenrote Augen und überhaupt keine Lust, Frau Male zu antworten. Trotzdem loggte er sich ein.
»Hallo, Controller. Vermisse dich. Warte immer noch auf den genauen Reiseplan der Ausflügler. Küsschen von Silikon-Susi.«
»Keine Ahnung«, schrieb Loderer, entschlossen, nichts mehr zu sagen.
»Aber ich ahne, dass du mir die Infos bald liefern wirst, Controller. Weil die Kanzlerin sonst Dinge von dir lesen würde, die wirklich schmutzig sind. Obwohl ich persönlich finde, dass du Frau Male jetzt nicht abservieren solltest. Tob dich aus bei ihr. Hab deinen Spass. Aber liefere uns die Infos. SS.«
»Du hast alles gelesen, was ich Jenny geschrieben habe und sie mir?«
»Nicht alles, Controller, nicht alles, Filip, weil: Auf Dauer wird es schon etwas ermüdend, wenn zwei Sexbesessene sich mit einem Wortschatz begnügen, der so mager ist, wie ich das sonst nur von Politikern kenne.«
»Lies, was du liest, das ist mir scheissegal«, schrieb Loderer,loggte sich aus und setzte sich auf seinen Roller, aber der Starter funktionierte nicht. Die Batterie.
9.30
»An die werten Mitglieder des Bundesrates, Frau Catherine Jaeger, Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten; Fabio Coradi, Eidg. Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation; Pirmin Storm, Eidg. Finanzdepartement; und Kari Fässler, Eidg. Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport.
Unsere deutschen Gäste werden am 13. August am frühen Nachmittag den Rheinfall besichtigen und anschliessend in Zürich im Hotel Dolder Waldhaus nächtigen. Am 14. August wird sie die Schweizer Luftwaffe mit einem Eurocopter in aller Herrgottsfrühe vom Flugplatz Dübendorf auf die Schwägalp fliegen, damit die deutsche Bundeskanzlerin und die sie begleitenden Ministerinnen und Minister den Sonnenaufgang sehen können auf der Fahrt zum Säntis. Treffen auf dem Gipfel mit den Mitgliedern des Bundesrates zwischen 10 und 11 Uhr. Transport wie immer mit dem Super Puma ab Bern-Belp.«
Klausen verschickte die Mail und sprach sich anschliessend mit dem für den inoffiziellen Besuch der Deutschen gebildeten Sonderstab ab. Dabei war das Hauptproblem nicht, die Sicherheit der Gäste zu garantieren – die Schweiz beweist schliesslich jedes Jahr beim Davoser Wirtschaftsgipfel, dass sie in der Lage ist, auch Grossereignisse sicherheitstechnisch problemlos zu bewältigen. Vielmehr galt es, den anstehenden Besuch geheim zu halten, was nicht ganz einfach war, weil diverse Schutzvorkehrungen zu treffen waren, in die diverse Leute eingeweiht werden mussten. Die Kommandanten der betreffenden Kantonspolizeien waren informiert. Ebenso der Inlandsgeheimdienst und die Restaurantbetriebe in Zürich und auf dem Säntis. Auch der Regierungsrat vonAppenzell Ausserrhoden war in Kenntnis gesetzt, und mit den Betreibern der Säntis-Schwebebahn war er ohnehin in ständigem Kontakt.
Aber Klausen machte sich dennoch auf einiges gefasst. Die Deutschen bestanden auf der Mitwirkung eigenen Sicherheitspersonals, dessen Aufgebot weit über das hinausging, was bei vergleichbaren Anlässen üblich war.
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