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Die Kanzlerin - Roman

Die Kanzlerin - Roman

Titel: Die Kanzlerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenos Verlag
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Kopf? Ist Grimm ein guter Redner? Oder Eisele, unser aller Innenminister? Oder Gaudenz? Ist unser liberaler Freund Pfeiffer ein guter Redner?«
    »Er hat sich entwickelt«, sagte Loderer.
    »Weniger Gaudi, mag sein, aber mehr Pfiff?«
    Loderer zögerte und sagte es dann doch: »Hendricks ist ein guter Redner, manchmal. Und de la Mare immer.«
    »Baptist?« Nun war sie wirklich schlecht gelaunt. »Haben Sie ein Faible für Demagogen?«
    »Es fällt schwer, ihnen nicht zuzuhören«, sagte Loderer, und die Kanzlerin schwieg.
    »De la Mare ist ein verdammt kluger Kopf«, sagte sie dann und fügte hinzu: »Respekt. Ehrlich gesagt, hat er meinen Respekt. Was ihn leider nicht weniger gefährlich macht. Aber davon soll jetzt nicht die Rede sein, sondern, Herr Loderer, aus Ihrer Rede, die Sie mir haben schreiben wollen, geht vor allem eines klar hervor: Offensichtlich verachten Sie Politiker generell, mich inklusive, und es gibt kaum eine Passage, die sich ohne Ironie erschliesst. Deutlicher gesagt: Die Rede ist bösartig und könnte so nur von einer bösartigen Kanzlerin gehalten werden. Die Frage lautet also: Für wen oder was halten Sie mich, Herr Loderer?«
    »Ich glaube, dass Sie weniger Reden halten müssen als Ihr Vorgänger, Frau Kanzlerin. Weil Sie andere an Ihrer Stelle reden lassen und sich also nicht in eigene Widersprüchlichkeiten verwickeln. Ich finde, das ist klug von Ihnen.«
    »Herr Loderer, ich glaube, Sie sind ein Mensch, der andere Menschen gern manipuliert. Und dass Sie sich zu dieser Bemerkung nicht äussern mögen, bestätigt mich in dieser Annahme. Gravierender aber ist, dass Sie Ihr persönliches Defizit offenbar gern übertragen hätten auf die politischen Akteure.«
    Loderer schwieg auch dazu.
    »Ehrlich gesagt, Herr Loderer, ich war im Grunde genommen sehr angetan von Ihrer Schreibübung. Und ich frage mich, warum Ihre – wenn auch verfänglichen – Fähigkeiten im Bundespresseamt bislang ungenutzt blieben. Sollten Sie die gleiche Frage haben, kann ich vielleicht etwas für Sie tun. Und vielleicht tun Siemir dann den Gefallen und schreiben mir gelegentlich eine Rede, die auch zu halten ist. Im Übrigen hätte ich jetzt Lust auf einen kleinen Imbiss. Mögen Sie das Einstein? Man kann dort wieder etwas unbefangener hingehen, seitdem der Herr Mit-Verlaub-Minister Fischer da nicht mehr regelmässig mit seinem Tross auftaucht und Steine wirft. Wenn wir schon beim grünen Trüppchen sind: Was halten Sie von Flick?«
    »Verbissen und nur oberflächlich lernfähig. Schlägt unter die Gürtellinie und kann nicht lachen. Trotzdem finden ihn viele Frauen charmant.«
    »Auch ich, Herr Loderer, lasse mich gelegentlich gern etwas umgarnen von einem Lächeln, das ich in seinem Gesicht durchaus entdecken kann und das mir aufrichtiger erscheint als das Blecken manch anderer Zähne. Und, Herr Loderer, der Mann mag vielleicht kein erwachsener Mann sein in dem Sinne, wie namentlich Frauen sich das gerne erhoffen von jedem Mann. Müssigerweise, wie Sie sicher wissen. Aber er ist solid. Ein solider Grüner. Mehr brauche ich nicht.«
    Es zwitscherte, die Kanzlerin las eine Nachricht und sagte den Lunch ab. Loderer checkte sich aus und stieg auf den Roller. Im Büro liess er die Jalousie herunter.

    »Frau Male, bist du online? Der Controller fragt.«
    »Bin da.«
    »Wie geht es dir, Frau Male? Brauchst du etwas? Brauchst du mich? Willst du mich benutzen?«
    »Ich kenne dich eigentlich gar nicht, Controller. Und im Augenblick würde ich gern mit einem Menschen zusammen sein, den ich kenne. Ich möchte mich anlehnen können. Aber du bist einer, der mich durchrüttelt. Und danach ist mir nicht, nicht in diesem Moment.«
    »Bin stabiler, als du glaubst.«
    »Ich brauche keinen Stabilisator, ich brauche einen nahen Menschen. Der mir aber trotzdem nicht zu nahe tritt. Und das tust du, Controller. Absolut ehrlich, haben wir gesagt. Geht es nur um Sex, wenn es um Ehrlichkeit geht? Du willst mir kein Gefühl geben.«
    Loderer öffnete die Jalousie, holte sich einen Kaffee und las: »Bist du noch da?«
    »Bin noch da.«
    »Bist du beleidigt?«
    »Traurig«, schrieb er, »manchmal bin ich einfach nur traurig.«
    »Was macht dich traurig, Controller?«
    »Dass alles kaputtgeht.«
    »Neues entsteht, immer wieder.«
    »Hast du manchmal Mitleid mit Patienten?«
    »Habe gelernt, abzuschalten und diese Tür in meiner Wohnung zuzumachen. Aber manchmal nützt das nichts. Und Mitleid habe ich vor allem mit Frauen.«
    »Warum?«
    »Weil

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