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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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Minister für seinen Besuch. In Windeseile stürmten die Abgeordneten aus dem Saal, die meisten mit ihrem Handy am Ohr.
    Bianca Fröhlich wartete im Foyer des Landtages auf ihn. Gemeinsam gingen sie Richtung Leineufer in ein griechisches Restaurant. Wagner wählte ein vegetarisches Menü. Die Journalistin entschied sich für einen Fleischspieß mit Salat und kam umgehend auf ihr zwischenzeitliches Ergebnis der Recherchen zum Thema Organhandel zu sprechen. „Nachdem die für den Patienten zuständige Transplantationsklinik in Deutschland festgestellt hat, dass ein Patient zum Überleben ein neues Organ braucht und dass er transplantabel ist, meldet sie ihn Eurotransplant in Leyden. Eurotransplant setzt den Patienten auf eine Warteliste. Über die Dringlichkeit entscheiden die vom zuständigen Arzt im Transplantationszentrum ermittelten medizinischen Befunde. „Die aber von einzelnen Ärzten manipuliert werden, wie wir inzwischen erfahren mussten“, stellte Wagner fest. Er schob seinen nur halb aufgegessenen Teller beiseite.
    „Eine schlimme Sache, die das Vertrauen in das System stark beschädigt hat. Um auf meine Recherchen zurückzukommen: Im Durchschnitt dauert es vier bis fünf Jahre, bis der Patient tatsächlich operiert wird. Manche sterben noch vor der OP. Es gibt viel zu wenig Organe. Ich habe mich nach unserem letzten Gespräch übrigens umgehört. In Indien, Osteuropa und Afrika sind Menschen tatsächlich dazu bereit, ihre Organe gegen Cash an Kliniken zu verkaufen. Manche Patienten bezahlen mitunter 200.000 Euro für eine neue Niere. Die Spender bekommen meist nur einen Bruchteil, manche sogar unter fünftausend Euro oder noch weniger. Das Schlimmste dabei ist aber, dass es immer wieder Spender gibt, die nach dem Eingriff elend krepieren. Die Kliniken in diesen Ländern legen zwar großen Wert auf eine medizinisch optimale Betreuung ihrer zahlenden Patienten; bei den Organspendern nehmen sie es nicht so genau.“
    Wagner wunderte sich im Stillen über ihren gesegneten Appetit in Anbetracht des unappetitlichen Themas, über das sie sprachen. Während er ihr zuhörte, betrat Marion Klaßen mit Gefolge das Restaurant. Als sie ihn in Gesellschaft der Journalistin erspähte, erstarrte ihr Gesicht zu einer Maske. Sie macht sich Sorgen, freute sich Wagner.
    „Oh“, entfuhr es Bianca. „Marion Klaßen. Sie sieht heute wieder klasse aus, da kann man fast neidisch werden. Übrigens: Haben Sie auch davon gehört, dass sie als Kanzlerkandidatin im Gespräch ist?“
    „Ja, schon“, brummelte Wagner. „Zu Neid besteht übrigens kein Grund. Ganz und gar nicht!“
    Bianca lächelte leicht, schob dann ihren leer gegessenen Teller beiseite, stützte ihren Kopf auf ihre Arme und schaute ihn erwartungsvoll an. Ihre großen Augen brachten ihn aus dem Konzept. Vielleicht sollte er ihr das Du anbieten. Wobei, musste die Initiative nicht von der Frau ausgehen? Vielleicht in diesem Fall nicht, er war ja einige Jahre älter als sie. „Kommen wir zu Ihnen, Herr Wagner. Wie haben Sie sich denn nun entschieden? Was wollen Sie unternehmen?“
    Er konzentrierte sich wieder auf das Thema, das sie zusammengebracht hatte, auch wenn es ihm schwerfiel. „Ich werde die Polizei einschalten. Genau genommen habe ich bereits für morgen früh einen Termin im LKA vereinbart. Soll sie sich um die Hintermänner des Klinikvorhabens und deren Verstrickung im Organhandel und mögliche Zusammenhänge zu den Mordfällen kümmern. Wir haben getan, was wir konnten, und nun sind wir an unsere Grenzen gestoßen. Ich fühle mich Tobias verpflichtet, aber jetzt …“ Er sah sie abwartend an.
    Seine Ankündigung gefiel der Journalistin nicht. „Polizei? Ich trau den Brüdern nicht. Und ohne Beweise wuchten die ihre dicken Hinterteile ohnehin nicht aus dem Bürosessel.“
    „Verena Hauser ist anders. Sie hat mir das Leben gerettet. Um ein Haar wäre ich damals …“
    Ungeduldig fiel sie ihm ins Wort. „Ich kenne die Geschichte, ich habe schließlich selbst darüber berichtet. Das war genau der Stoff, den die Leute gerne lesen: Schöne Kriminalrätin nimmt in letzter Minute eine geisteskranke Mörderin fest und rettet dadurch dem sympathischen Regierungssprecher das Leben.“
    „Danke für das sympathisch“, sagte Wagner.
    Sie seufzte „Vermutlich haben wir keine andere Wahl. Ohne Fakten kann ich die Story nicht bringen. Mein Chefredakteur würde Amok laufen, wenn ich dem damit komme und keinen einzigen handfesten Beweis habe. Eines müssen Sie

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