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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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mein Mann unter diesen Umständen verschwunden wäre, würde ich anders reagieren. Dabei tut Herr Baumgart alles für seine Familie, seine Tochter liebt er geradezu abgöttisch. Gedankt hat sie es ihm nicht. Sie ist auf und davon.“
    Verenas Neugierde war geweckt. „Auf und davon? Wie soll ich das verstehen?“
    „Sie hat Ende letzten Jahres einen Inder kennengelernt – einen Yogalehrer – und ist mit ihm nach Indien gegangen. Danach hat sie nie wieder von sich hören lassen. Herr Baumgart war tief betroffen und …“
    Hansen klopfte ungeduldig mit seinem Kugelschreiber auf die Tischplatte. „Das tut nichts zur Sache, Frau Graf. Herr Baumgart wird kaum nach Indien geflogen sein. Und wenn, dann hätte er mir Bescheid gesagt. Jetzt, wo der Abgeordnete Wächter ermordet wurde, frage ich mich allerdings …“ Er stockte, sein Blick fixierte einen imaginären Punkt an der Wand.
    „Halten Sie einen Zusammenhang zwischen dem Mord und Baumgarts Verschwinden für möglich?“, vergewisserte sich die Polizeibeamtin. Hansen zögerte kurz, räumte dann ein: „Man kann es zumindest nicht ausschließen.“
    „Gab es in letzter Zeit Konflikte, Ärger mit der Konkurrenz oder Geschäftspartnern?“
    Hansen schüttelte nachdenklich den Kopf. „Nicht dass ich wüsste. Bei der Baumgart Holding geht alles seinen gewohnten Gang. Und Konflikte, wenn es denn überhaupt welche geben sollte, werden in Verhandlungen oder vor Gericht ausgetragen, jedenfalls nicht mit Messerstichen.“
    Natürlich wissen Sie nichts, ärgerte sich Verena. Es war immer dasselbe.
    Frau Graf mischte sich ein. „Wegen des Klinikprojektes gab es in letzter Zeit Ärger. Es geht um eine Klinik für burn-out-geschädigte Manager in der Nähe von Bad Pyrmont. Einmal habe ich mitbekommen, wie mein Chef und Herr Wächter darüber beim Mittagessen im Besprechungsraum geredet haben. In letzter Zeit gab es anscheinend Probleme mit der Sanierung. Genaueres weiß ich allerdings nicht.“
    Schon wieder diese Klinik. Sollte Hirschmann mit seiner Einschätzung danebenliegen? Dass eine Klinik für stressgeplagte Manager Anlass für einen Mord und das Verschwinden des Multimillionärs gab, wollte sie nicht so recht glauben. Trotzdem, sie musste jeder denkbaren Spur nachgehen und erschien sie auch noch so abwegig.
    Bevor Verena nachfragen konnte, schaltete sich Hansen ein. „Mit der Baumgart Holding hat das alles nichts zu tun. Die Klinik gehörte zu seinen privaten Investments. Es wäre gut, wenn Sie nicht unnötig Verwirrung stiften würden, Frau Graf.“ Erneut traf die Sekretärin ein strafender Blick.
    „Es war ja nur … Ich wollte doch nur …“, stammelte die inzwischen puterrot gewordene Sekretärin.
    Verena stellte sich auf ihre Seite. „Das geht schon in Ordnung. Für uns sind alle Informationen wichtig. Wer weiß noch über die privaten Investments von Herrn Baumgart Bescheid?“
    „Niemand! Darum hat sich Herr Baumgart ausschließlich selbst gekümmert“, stellte Hansen mit einem warnenden Blick in Richtung der Sekretärin fest.
    Er verschweigt mir etwas, mutmaßte Verena. Sie schenkte der Sekretärin ein aufmunterndes Lächeln. „Sie werden doch sicherlich das eine oder andere mitbekommen haben. Es wird Anrufe, Schriftstücke und E-Mails gegeben haben.“
    Frau Graf widersprach. „Ich habe ausschließlich für die Holding gearbeitet.“
    „Wie alle hier“, bestätigte Hansen. „Nur am Rande habe ich mitbekommen, dass in der Klinik neue Behandlungsmethoden der Stressbewältigung angewandt werden sollten. Herr Baumgart hat sich sozial sehr engagiert, so hat er die Kinderklinik in der Medizinischen Hochschule unterstützt und regelmäßig die kleinen Patienten besucht. Ich halte es für ausgeschlossen, dass sein plötzliches Verschwinden mit der Klinik zu tun hat.“
    Verena gab sich mit der Auskunft nicht zufrieden. „Der Abgeordnete Wächter war im Aufsichtsrat Ihres Unternehmens. Wenn ein Aufsichtsratsmitglied eines Unternehmens ermordet wird und wenige Tage später der Vorstandsvorsitzende spurlos verschwindet, gibt das doch zu denken. Finden Sie nicht?“
    „Doch, schon“, räumte Hansen ein. „Vielleicht ist der Mörder einer dieser verkappten Kommunisten, die alle Kapitalisten hassen und der jetzt Baumgart entführt hat. Lösegeldforderungen hat es bislang allerdings noch nicht gegeben, aber das kann ja noch kommen.“
    Verena hatte Zweifel, dass es sich um eine Entführung handelte. Wenn es um Geld ging, hätte man doch gleich Baumgart

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