Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
Vom Netzwerk:
Unterhaltung zwischen Baumgart und Wächter über die geplante Klinik erwähnt. Aber warum wollte sich Wächter ausgerechnet ihm und nicht seinem langjährigen Mitstreiter Römermann anvertrauen? Hatte Wächters Vorsicht damit zu tun, dass die rätselhafte Klinik in Römermanns Wahlkreis lag? Wusste der Abgeordnete mehr, als er zuzugeben bereit war? Wagner hoffte bei einem Besuch der Klinik, den er nun nicht länger aufschieben wollte, Antworten zu finden.

22
H ANNOVER
N OVEMBER 2009
    Als Ansgar Müller seine Arbeit aufnahm, äußerte er als Erstes den Wunsch nach einer Thermoskanne mit Kaffee, stark und heiß sollte er sein. Ich wies ihm unseren Besprechungsraum zu und orderte das Gewünschte bei meiner Sekretärin. Als Nächstes ließ der Unternehmensberater sich Bilanzen, aktuelle Auftragsbestände und weitere Firmenunterlagen vorlegen
.
    Am darauffolgenden Tag wollte ich mich nach dem Fortgang seiner Arbeit erkundigen. Im Besprechungsraum erwartete mich jedoch gähnende Leere. Müller war mit dem Leiter des Vertriebs und der Buchhalterin zu einer Besprechung bei einem frühen Lunch aufgebrochen, wusste meine Sekretärin zu berichten. Die Selbstverständlichkeit, mit der der Unternehmensberater über meine Mitarbeiter verfügte, ärgerte mich. Auch die Firmenunterlagen hatte er einfach mitgenommen, ohne mich zu fragen. Das fand ich nicht in Ordnung. Schließlich bezahlte ich den Mann und nicht umgekehrt
.
    In den nächsten Stunden verlangte eine Störung der Produktionsanlage meine ganze Aufmerksamkeit. Der Auftragstermin für die neue Armaturenserie eines unserer Großkunden war gefährdet. Eine Vertragsstrafe im fünfstelligen Bereich drohte. Der eilig herbeigerufene Monteur brauchte Stunden, bis er die Ursache der Störung ausfindig machen konnte. Die Beschaffung notwendiger Ersatzteile dauerte nochmals zwei Stunden. Erst am späten Abend funktionierte die Anlage wieder einwandfrei. Als ich gegen zweiundzwanzig Uhr nach Hause gehen wollte, fiel mir Müller wieder ein. Trotz meiner im Sekretariat hinterlegten Bitte hatte er sich nicht bei mir gemeldet
.
    Zu Hause empfing mich eine schlecht gelaunte Renate. Es gab viele Gründe, die ihren Zorn heraufbeschworen. Mit giftiger Stimme breitete sie jeden einzelnen vor mir aus. So richtig in Fahrt nannte sie mich „Ehemuffel“, „Geizhals“ und „Griesgram“. Auf Antworten verzichtete ich. Der Zeitpunkt, wo Erklärungen oder gar Rechtfertigungen etwas bewirkt hätten, war längst überschritten. Unsere Ehe war nicht mehr zu retten. Sobald die Neufinanzierung über die Bühne gegangen war, würde ich mir einen Scheidungsanwalt nehmen, egal was mich der Spaß kostete
.
    Als ich später in der Nacht wie so oft in letzter Zeit mit Herzrasen aufwachte und nicht mehr einschlafen konnte, ging mir Müller durch den Kopf. Weshalb hatte er sich nicht bei mir gemeldet? Spielte er womöglich mit verdeckten Karten? An Schlaf war nicht mehr zu denken und so stand ich gegen fünf Uhr auf, duschte ausgiebig und trank drei Tassen starken Kaffee. Bereits gegen sechs saß ich hinter meinem Schreibtisch und schaute die vom Vortag liegen gebliebene Post durch. Müller erschien auch an diesem Vormittag nicht. Gegen elf Uhr rief ich in seiner Firma an. Seine Sekretärin gab sich überrascht. Sie war davon ausgegangen, dass er sich bei uns aufhielt. Ich versuchte es unter Müllers Mobilnummer, doch es meldete sich nur die blecherne Stimme der Sprachbox
.
    Zum ersten Mal beschlich mich ein ungutes Gefühl. Hier stimmte etwas nicht. Ich bat meine Sekretärin, den Vertriebsleiter zu mir zu schicken, danach die Buchhalterin. Ich wollte wissen, worüber Müller mit ihnen gesprochen hatte
.
    Dann die nächste Ernüchterung: Meine Buchhalterin und mein Vertriebsleiter hatten sich krankgemeldet. Noch während ich mich fragte, was hier eigentlich gespielt wurde, folgte die nächste Hiobsbotschaft
.
    „Es gibt da noch etwas“, druckste meine Sekretärin herum. „Es haben sich heute insgesamt zwölf Mitarbeiter krankgemeldet.“
    Ich traute meinen Ohren nicht. Das hatte es noch nie gegeben. Nicht einmal auf dem Höhepunkt einer Grippewelle. Das stank gegen den Himmel. Der Unternehmensberater wollte Verstecken spielen und unter meinen Mitarbeitern war eine rätselhafte Seuche ausgebrochen. Hatte Müller meine Leute aufgehetzt? Wollte er mir schaden? Nur weshalb und mit welchem Ziel?
    Ich traute meinen Augen nicht, als Müller gegen Mittag, ohne anzuklopfen, plötzlich vor meinem Schreibtisch

Weitere Kostenlose Bücher