Die Karriere-Bibel
heilsame Sache sein!
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|247| 22. Juli
Methatesiophobie – Das Wesen der Erfolgsangst
Es gibt sie tatsächlich, die Angst vor dem Erfolg. Sie hat nichts mit der Furcht vor Risiken oder Fehlern zu tun, sondern
vielmehr mit Methatesiophobie, der Angst vor Veränderungen, die mit der Karriere automatisch einhergehen: Wer Erfolg hat,
wird beklatscht und beachtet, steigt auf in Ansehen und Hierarchie. Nicht wenige setzt das unter Druck: Mit jedem Triumph
steigen auch die Ansprüche an sich selbst sowie die Erwartungen von außen. Wie lange wird man dem gerecht werden können? Was
bisher an Know-how ausreichte, reicht nun vielleicht nicht mehr. Alte, liebgewonnene Gewohnheiten muss man ablegen, Neues
antrainieren. Andere legt der Erfolg fest – auf ein Thema, eine Rolle. Und was ist mit der Zeit? Wird noch genug für das Privatleben
bleiben? Für die Familie? Für den Spaß?
Erfolg ist eine fragile Sache: Nur zu gern frisst er seine eigenen Kinder. Es ist härter, an der Spitze zu bleiben, als dorthin
zu kommen. All diese Ängste und Zweifel können dafür sorgen, dass Menschen den Schritt nach oben nie wagen. Die Zukunft ist
ihnen zu ungewiss, zu chaotisch, die Folgen fordern Konsequenzen, die sie nicht abschätzen können. Je länger sie darüber nachdenken,
desto größer wird das Monster, das sie sich ausmalen. Aus der Psychologie ist bekannt, dass Ängste wachsen, je mehr man die
Auslöser meidet. Das geht bis zur totalen Blockade.
Ein wesentlicher Schritt, sie zu überwinden, ist – wie bei jeder Adoleszenz – sich darüber klar zu werden, wovor man sich
fürchtet: Ist das Szenario realistisch? Welche Gefühle versuche ich zu vermeiden? Welche Garantien habe ich denn heute? Je
klarer das Bild wird, desto mehr lösen sich diffuse Sorgen auf. Ich meine allerdings keine Fünf-Minuten-Analyse! Nehmen Sie
sich dafür Zeit – mindestens einen Tag, besser ein Wochenende oder länger. Erfolg ist letztlich eine Willensentscheidung,
er beginnt mit zwei Worten: Ich will!
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|248| 23. Juli
An Neides statt – Nicht jede Form von Missgunst schadet
Neid schafft Leid. Er hemmt den Fortschritt – den gesellschaftlichen wie persönlichen. Trotzdem ist der spontane »Neidimpuls«
ein Bestandteil der menschlichen Natur, erkannte schon Immanuel Kant. Auch für die US-Psychologin Betsy Cohen, die einen Bestseller
über Neid geschrieben hat, ist die Missgunst ein »ganz normales menschliches Gefühl«. Erst, wenn man sich dies nicht eingesteht,
wird es gefährlich. Dann wirkt Neid zerstörerisch, macht krank und hässlich.
»Wir denken selten an das, was wir haben, sondern immer nur an das, was uns fehlt«, monierte Arthur Schopenhauer. Es verwundert
nicht, dass die Einsicht ausgerechnet von einem Deutschen stammt. In Deutschland gärt der Neid. Niemand redet hier darüber,
wie viel er verdient. Unternehmer schon gar nicht. Sie werden sonst als raffgierige Kapitalisten, Ausbeuter, Halsabschneider
tituliert. Noch stärker aber kondensiert die Missgunst am Typus des Besserverdieners: jenen Menschen, die dem Anschein nach
viel Geld bekommen, aber wenig dafür tun. 43 Prozent aller Westdeutschen und 59 Prozent aller Ostdeutschen verbinden mit ihnen
spontane Antipathie, hat das Allensbach-Institut ermittelt. Dabei hat der Neid auch Positives: In seiner gesunden Form begünstigt
er Ehrgeiz. Dann strengen wir uns mehr an. Das fördert Innovation, Fortschritt und beflügelt Karrieren. Leider ist das die
Ausnahme. Die meisten ärgert, dass ausgerechnet der blöde Klotzkopp bekommen hat, was ihnen vermeintlich selbst zusteht. In
der Folge versuchen sie seinen Erfolg zu reduzieren, schlimmstenfalls zu sabotieren. Sehr häufig treibt das beide in den Ruin.
Dabei haben Menschen, die unseren Neid aufflackern lassen, oft nur Chancen genutzt, die uns ebenso offenstanden. Um die gesunde
Kraft des Neids zu nutzen, muss man sich das eingestehen und lernen, gönnen zu können. Aber auch, sich von übertriebenen Vergleichen
mit anderen zu lösen. Alle paar Jahre ein neues Auto, das neueste Handy oder anderen Elektroschnickschnack, um mit dem Nachbarn
mitzuhalten – das setzt uns unter zerstörerischen Druck. Je zahlreicher solche Vergleichsoptionen, desto unerreichbarer werden
sie – und desto unglücklicher wird der Mensch. Neid essen Seele auf. Neid sorgt nicht für ausgleichende Gerechtigkeit. In
gesundem |249| Maß aber – und nur so – beschert er uns Vorbilder.
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