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Die Karriere-Bibel

Titel: Die Karriere-Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Mai
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begeht der Marquis einen schweren Fehler: Er besucht die Gräfin, folgt einem spontanen
     Impuls und gesteht ihr seine Liebe. Die junge Frau errötet, schweigt kurz und entschuldigt sich höflich. In den nächsten Tagen
     lässt sie sich verleugnen. Der Zauber ist gebrochen.
    Die Geschichte lehrt zweierlei: In der Liebe wie im Job geht es oft um Suggestion. Denn ob Sie nun einen Mann, eine Frau,
     Kollegen oder einen Kunden umgarnen, damit diese tun, was Sie wollen – die Mittel sind dieselben. Es geht darum, den anderen
     auf falsche Fährten zu führen, ihn zu verwirren, zu faszinieren, zu unterhalten, um so seine Sympathie und Bewunderung zu
     gewinnen. Allerdings dürfen Sie nie Ihre wahren Absichten offenbaren! Selbst wenn intelligente Menschen die Manipulation ahnen,
     wirkt ein Geständnis wie eine Ohrfeige. Mit solchen Menschen geht man keine Verbindung ein.

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    26. Juli
Einzig, nicht artig – Nachfolger steigen nicht auf
    Für Israel gibt es wohl keinen berühmteren Feldherrn als König David. Seine Karriere beginnt er als Hirtenjunge, er besiegt
     den Riesen Goliath, wird König und aus seinen zahlreichen Schlachten geht er immer wieder als Sieger hervor. Er unterwirft
     die Philister, holt die Bundeslade nach Jerusalem, bezwingt die Moabiter, besiegt den König von Syrien und setzt in seinem
     Reich Recht und Gesetz ein. Als sein Sohn Salomo Jahre später gekrönt wird, hat er es nicht leicht, in diese Fußstapfen zu
     treten. Als Kriegsherr kann er allenfalls eine Kopie abgeben. Darum wählt er eine andere Strategie, um sich zu profilieren:
     Weisheit. Er wird der König des Friedens und der Gerechtigkeit und geht damit ebenfalls in die Geschichte ein. Die Bibel sagt,
     dass es vor und auch nach ihm keinen Menschen gab, der weiser gewesen wäre.
    Alexander der Große wählte einen anderen Weg. Er hasste seinen Vater, König Philipp von Makedonien. Der war vorsichtig, hielt |252| große Reden, liebte den Wein und die Huren. Allerdings hatte er einen Großteil Griechenlands erobert. Um über dessen Schatten
     hinauszuwachsen, imitierte Alexander seinen Vater nicht – er wollte ihn übertreffen. So schuf er ein Reich, dessen Ausmaße
     bis heute legendär sind und die Visionen seines Vaters weit überstiegen.
    Beide Männer, Alexander wie Salomo, wählten instinktiv die richtige Strategie: Sie versuchten erst gar nicht, großen Männern
     nachzufolgen. Kopien genießen nie dieselbe Verehrung wie Originale. Wer seinem Vorgänger nacheifert, muss doppelt so viel
     leisten, um sich einen Namen zu schaffen. Väter, die Großes erreicht haben, sind stolz darauf und beginnen, je älter sie werden,
     ihre Söhne durch Ratschläge zu dominieren. Kinder solcher Väter oder Nachfolger solcher Chefs haben nur zwei Alternativen:
     Entweder, sie werden vorsichtige, unterwürfige Genussmenschen, die das angehäufte Vermögen durchbringen – oder sie gründen
     ein eigenes Reich. Das heißt nicht, dass jeder Spross vollends zum Rebell mutieren müsste, um glücklich zu werden. Alle Fehler
     selbst begehen zu wollen, wäre töricht. Umgekehrt schützt der eigene Weg vor dem naiven Rat, jeder Erfolg ließe sich wiederholen.
     Weil sich Umstände nie gleichen, gelingt das nie!

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    27. Juli
Faulancer – Plädoyer fürs Nichtstun
    Früher dachte ich, dass man Faulheit durch Intelligenz ausgleichen muss. Heute weiß ich: Beide bilden eine erfolgreiche Symbiose.
     Müßiggang gepaart mit Intelligenz hat große Innovationen hervorgebracht: das Rad zum Beispiel. Endlich musste der Mensch nichts
     mehr hinter sich herschleifen. Ähnlich ist es mit der Erfindung des Telegraphen, der Eisenbahn, der Elektrizität, der Fernbedienung.
    Phlegmatische und intelligente Menschen werden allzu häufig unterschätzt. Tatsächlich ist es so: Sie können einfach nur dasitzen
     und machen deshalb weniger Fehler. Mehr noch: Während sie anderen bei der Arbeit zuschauen, studieren sie deren Fehler und
     lernen daraus. Nur Ehrgeizige machen ihre Missgriffe lieber selbst. Faule dagegen konzentrieren sich auf Vorhandenes und recyceln
     es. |253| Das spart Ressourcen und Zeit. Sie halten Ordnung, weil sie zum Suchen zu faul sind. Und sie sind kreativ, denn sie brüten
     unentwegt darüber, wie sich noch mehr (unnötige) Arbeit vermeiden ließe. Das macht sie unglaublich produktiv. Aus der Hirnforschung
     ist bekannt, dass Nichtstun, Nichtsdenken, Nichtssehen und Nichtshören nicht einfach nichts sind, sondern kognitiv messbare
    

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