Die Karriere-Bibel
Busch, Dichter]
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|263| 3. August
Fallstudie – Die Kunst zu scheitern
Das Schöne am Leben ist ja, dass es nach dem Happy End weitergeht. Nach der Vergeblichkeit allen Herumwurschtelns allerdings
auch. Zur Dialektik des Lebens gehören nun mal die Berg- und Talfahrten des Existenzialismus und die Zustände des freien Falls.
Beide – Sieg und Niederlage – sind Seiten derselben Medaille: Handeln. Wer aktiv den Erfolg anpeilt, muss das mögliche Scheitern
einkalkulieren und, was noch wichtiger ist, es überwinden. Nur wer nichts tut, kann nicht scheitern, er ist schon ein Versager.
Scheitern ist jedoch mehr als Misserfolg. Schlimmer: Es ist endgültig. Eine Art vorweggenommener Tod. Schon etymologisch haben
wir ein gespaltenes Verhältnis zu dem Begriff:
Scheite
, das sind jene Brennholzstücke, die übrig bleiben, wenn ein Holzklotz in Stücke gehauen wird. Sie werden verbrannt und hinterlassen
Asche. Das macht das eigene Versagen unglaublich destruktiv, blamabel, final. Und noch schwerer einzugestehen, weshalb viele
ihren Absturz reflexartig interpretieren: Aus verfehlten Zielen werden Beinahe-Erfolge, aus verhunzten Strategien eine unglückliche
Wende.
Dumm! Denn Scheitern ist wie Krebs: Wird es vorzeitig erkannt, ist vielleicht noch etwas zu retten. Selbst das ehrliche Eingeständnis
nutzt dem Fortkommen, wenn man den Fall analysiert. Warum denselben Fehler zweimal machen? Warum nicht zugeben, dass auch
Spitzenkräfte Mist bauen, und so an Glaubwürdigkeit gewinnen? Vom Scheitern der Bosse weiß sowieso jeder. Journalisten füllen
damit täglich ihre Zeitungen. Ein wirklicher Neubeginn kann ohnehin nur dem gelingen, der beherzt Abschied vom Alten nimmt
und den Blick nach vorn richtet. Es ist wie mit Verstorbenen: Erst werden sie betrauert, dann räumt man den Nachlass fort
und kehrt zum Leben zurück. »Manche Menschen bleiben vielleicht nur durch ihr Scheitern in Erinnerung«, bemerkte einmal der
französische Intellektuelle Henri Troyat. Auch das ist Unsterblichkeit.
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|264| 4. August
Resilienz – Rückschläge leichter überwinden
Der Mensch hält einiges aus. Schicksalsschläge, schwere Krisen und Krankheiten, Folter, Missbrauch, persönliche Katastrophen
wie den Verlust seines Jobs oder – noch schlimmer – den eines geliebten Menschen. Nicht alle können damit gleich gut umgehen.
Diejenigen, die es können, sind zäh und widerstandsfähig. Es sind Stehaufmännchen mit einer entscheidenden Eigenschaft: Resilienz.
In der Psychologie werden damit Menschen bezeichnet, die seelisch in der Lage sind, Lebenskrisen ohne anhaltende Beeinträchtigung
durchzustehen und schon in kurzer Zeit wieder zur Hochform aufzulaufen.
Aus der Desasterforschung (die gibt es wirklich) weiß man: Resiliente sehen das Unheil nicht einfach durch eine rosa Brille
oder verdrängen ihre Probleme. Vielmehr gehen sie konstruktiv mit ihrem Schmerz, mit der Tragödie um. Sie sind in der Lage,
sich selbst am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen – eine Eigenschaft, die in unserem immer komplexeren Wirtschaftsalltag
zunehmend wichtiger wird. Dazu gehört vor allem eine optimistische Grundeinstellung. Motto: Die Gegenwart ist zwar fürchterlich,
aber es gibt auch ein Morgen. Widerstandsfähige Menschen akzeptieren die Situation, wie sie ist, beschönigen nichts, blicken
aber weiterhin in die Zukunft. So bekommt die Krise erst gar kein Schwergewicht, sondern bleibt ein zeitlich begrenztes Ereignis.
Viele geraten bei Schicksalsschlägen in eine Art Opferstarre. Manche suchen gar die Schuld ausschließlich bei sich selbst,
werden schwermütig, depressiv, passiv. Resiliente dagegen bleiben aktiv: Sie suchen nach Auswegen und bekommen so die Kontrolle
über ihr Leben zurück. Sie analysieren die Ursachen der Krise und versuchen, sie aus einem anderen Winkel zu sehen: Was ist
passiert? Was hat dazu geführt? Lässt sich das ändern? Ein weiterer Weg zu mentaler Stärke ist, an vergangene Erfahrungen
anzuknüpfen: Gab es schon vergleichbare Situationen? Wie haben Sie damals reagiert? Was hat geholfen? Auch gute Freunde können
helfen, Rückschläge zu überwinden. Und nicht zuletzt hilft eine Prise Humor. Lachen schafft Abstand und eine überlegene Perspektive.
Humor ist eben, wenn man trotzdem lacht.
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|265| 5. August
Kunstpause – Eine einfache Technik, Stress zu bewältigen
Es gibt Tage, die fangen schwach an und lassen dann stark nach. Beim
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