Die Karriere-Bibel
Frühstück hüpft die Erdbeermarmelade vom Brötchen auf
das weiße Hemd; auf der Fahrt ins Büro macht das Radarmessgerät blitzscharfe Aufnahmen; am Schreibtisch ergießt sich die Tasse
Kaffee über wichtige Dokumente, die der Chef sehen will – in fünf Minuten. Coole Typen fühlen ihre Nerven jetzt ein wenig
vibrieren. Die anderen gebärden sich wie Rumpelstilzchen auf Ecstasy: Sie lärmen, schäumen, toben. Die anderen, das sind die
meisten. Sie haben häufig Stress.
Wer mag, kann aus einschlägigen Studien und Fachbüchern folgende Fakten sammeln: Seelische Belastungen nehmen seit Jahren
zu. Zwischen 1997 und 2004 allein um 70 Prozent. Jeder fünfte Deutsche leidet heute unter Stress und den Folgen: Bluthochdruck,
Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit, erhöhtem Risiko von Herzinfarkten und Schlaganfällen, Depression. Schuld daran ist chronischer,
nicht akuter Stress, also wenn auf die Anspannung keine Entspannung oder körperliche Bewegung folgt.
In vielen Fällen ist dieser Stress hausgemacht. Weil wir in unserer Multioptionsgesellschaft Angst haben, etwas Entscheidendes
zu verpassen, erhöhen wir das Pensum. Zeitung lesen, Nachrichten glotzen, E-Mails checken, Kaffee trinken – alles gleichzeitig.
Multitasking
nennen Hirnforscher die zunehmende Vergleichzeitigung unserer Zeit und warnen, dass das Hirn ab einer bestimmten ReizKing’s
College, dass Menschen, die neben ihrer Arbeit fortwährend E-Mails lesen und schreiben, so arbeiten, als hätten sie einen
um bis zu zehn Punkte geringeren Intelligenzquotienten. Zum Vergleich: Das Rauchen eines Joints verringert das geistige Potenzial
allenfalls um vier IQ-Punkte.
Das Gegenmittel ist eine Art Pausentaste für die Stressauslöser. Zu dieser
Entschleunigung
finden sich zahlreiche Ratschläge, deren Lektüre mitunter in völligen Inhaltsleerlauf mündet. Simpel, aber enorm effektiv
ist dagegen folgende Technik: Sobald Sie erkennen, wie der Stresspegel steigt, nehmen Sie sich eine kurze Auszeit. Konzentrieren
Sie sich auf Ihre Körpermitte. Atmen Sie tief und langsam |266| ein und aus. Versuchen Sie gleichzeitig, den Kopf klar zu kriegen. Erinnern Sie sich an ein schönes Erlebnis. Es soll Ihnen
helfen, die aktuelle Erregung zu vergessen. Konzentrieren Sie sich nun auf den Auslöser: Was kann Ihnen schlimmstenfalls passieren?
Eben! Das klingt zwar wie ein Mix aus Atemtechnik und Tai-Chi-Bummbaichi, ist aber die von Rollin McCraty entwickelte und
anerkannte
Freeze-Frame-Methode
. Denn – das haben Wissenschaftler der Stanford Universität ermittelt – unsere Gedanken können körperliche Reaktionen steuern.
Zuerst schalten wir mit der richtigen Atmung den Alarmmodus ab, durch positive Gedanken wird der Druck auf Körper und Geist
gemindert, schließlich sieht alles nur noch halb so schlimm aus. So fangen selbst Probleme nur schwach an, bevor sie stark
nachlassen.
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6. August
Wort im Munde – So werden Sie schlagfertiger
Jeder kennt das: Der Chef oder Kollegen provozieren Sie mit einem Vorwurf, einer Unterstellung, einer Frechheit vom Typ »Besitzen
Sie keine schöne Krawatte?« – und Sie sind erst mal perplex. Sprachlos. Der optimale Konter fällt Ihnen allenfalls drei Stunden
später ein. Zu spät eben. Die meisten Menschen reagieren darauf so: Sie melden sich zu einem Schlagfertigkeitsseminar an.
Nicht falsch, aber auch gefährlich: Im Büro gelten andere Regeln als bei einer hitzigen Debatte! Frechheit bringt hier allenfalls
einen Pyrrhussieg. Wer versucht, andere mundtot zu machen, provoziert nur Rachegelüste. Büro-Rhetorik ist niemals Kampfrhetorik,
vielmehr soll sie die eigene Souveränität demonstrieren und ein unangenehmes Thema beenden. Die Techniken dazu:
Ein gelungener Konter braucht Humor. Der lockert auf und sorgt dafür, dass Ihre Retourkutsche taktvoll bleibt. Gewürzt mit
einer Prise Charme und Selbstironie entkräftet man so nahezu jeden giftigen Spruch. Als der französische Staatspräsident François
Mitterrand einst bei einer Rede von einem Kritiker immer wieder mit »Aufhören!« unterbrochen wurde, erwiderte er lakonisch: |267| »Ich würde uns beiden den Gefallen ja gerne tun, aber wir sollten in dieser Situation nicht nur an uns denken.«
Unterstellungen vom Typ »Sie sind konfliktscheu, egozentrisch, nicht teamfähig …!« parieren Sie elegant mit der sogenannten
Dolmetscher-Technik. Dazu wird der Vorwurf aufgegriffen, aber positiv umgedeutet: »Wenn Sie damit
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