Die Karriere-Bibel
Projektteams regelmäßig voller
Tatendrang ans Werk gehen, ohne vorher die Ziele klar zu formulieren. Sinngemäß meint der Satz: Warum beschäftigen wir uns
noch mit Definitionen, warum programmiert Sam nicht längst?«
»Man kann ein Projekt aber auch zu Tode definieren. Die 72-Stunden-Regel
etwa sagt: Wer sich etwas vornimmt, muss innerhalb von 72 Stunden
den ersten Schritt machen, sonst sinkt die Chance, dass er das Projekt
jemals beginnt, auf ein Prozent.«
»Stimmt. Trotzdem gehören zum erfolgreichen Projektmanagement zwei Dinge: Ein durchdachtes Ziel und entsprechende Realisierung.
Die Erfahrung aber zeigt: Die Mehrheit scheitert an unklaren Zielen und Ungeduld. Die Verantwortlichen wollen zu früh Resultate
sehen und pochen auf schnelle Ausführung. Geht das schief, heißt es am Ende trotzdem, die Ausführung war Mist.«
»
Du übertreibst! Die meisten formulieren doch Ziele.«
»Es ist kein Ziel zu sagen: Wir wollen eine neue Online-Strategie einführen. Das ist ein Wunsch. Ein Ziel ist immer konkret.
Es sagt, was zu tun ist, bis wann es erledigt sein soll, wie das geht, mit wessen Hilfe, zu welchen Kosten und warum. Ein
kurzer Ausflug in das Reich der Normen: Laut DIN 69901 ist ein Projekt ein Vorhaben, das durch Einmaligkeit der Bedingungen
in ihrer Gesamtheit gekennzeichnet ist, wie zum Beispiel Zielvorgabe; zeitliche, finanzielle, personelle oder andere Begrenzungen;
Abgrenzung gegenüber anderen Vorhaben; projektspezifische Organisation. Darin steckt alles, was ein Ziel und damit auch ein
Projekt kennzeichnet.«
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|340| 4. Oktober
Durchblick – Psychotests beschädigen jedes Betriebsklima
Spötter sagen, Psychologie ist die Wissenschaft von der Seele dessen, der sie betreibt. Keine Frage, Psychologie ist eine
ernstzunehmende Wissenschaft. Aber das ganze esoterische Brimborium, das darum herum irrlichtert, ist von zweifelhaftem Wert.
Viele Psychotests gehören definitiv dazu. Gleich ein ganzer Haufen verkrachter Existenzen, Trainer-Desperados und Blender
bietet naiven Managern in Seminaren, zweifelhaften Instituten oder fragwürdigen Büchern solche Durchleuchtungs-Hilfen an.
Einiges davon ist sicher rechtschaffen. Hinter zahlreichen Angeboten aber steckt systematisches Misstrauen gegenüber den Mitarbeitern,
Motto:
Ich weiß was
über dich. Aber du weißt nicht, dass ich das weiß.
Natürlich sind Erkenntnisse über das Wesen des Menschen von großem Nutzen. Auch dieses Buch bietet zahlreiche Beispiele dazu.
Sein Handeln aber ausschließlich danach auszurichten, führt zwangsläufig in eine Katastrophe: Es schürt eine Misstrauens-
und Manipulationskultur, mit dem Effekt, dass die Leute nicht mehr miteinander, sondern übereinander reden. So wie die Psychologie
von der Meta-Ebene auf die Haltung des Einzelnen herabblickt, findet dann auch zwischen Managern und Mitarbeitern kaum noch
eine Begegnung auf Augenhöhe statt. Analysiert zu werden, bedeutet immer, dass etwas auseinandergenommen wird.
Ob Sie nun Mitarbeiter oder Manager sind: Wer mehr Selbstverantwortung und Selbstorganisation leben will, wer häufige Unterforderung
beheben und die vorhandenen Kräfte, Ideen und Antriebe bündeln will, der muss die Meta-Ebene verlassen und seinen Mitmenschen
als Gleicher unter Gleichen begegnen. Das heißt nicht, Hierarchien abzuschaffen. Es heißt aber, den anderen zu respektieren
sowie zu akzeptieren, dass nicht alle gleich sind – aber jeder individuelle Stärken hat. Wer die Vielfalt zulässt und sie
fördert – auch kulturell und global –, der hat mehr gelernt und führt besser, als er es in einem Seminar jemals erfahren könnte.
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|341| 5. Oktober
Noch mal mit Gefühl – Besser führen durch emotionale Intelligenz
Die Zukunft eines Vierjährigen zeigt sich schon im Umgang mit Süßigkeiten. Das jedenfalls legt der Marshmallow-Test aus den
Sechzigerjahren nahe: Die Wissenschaftler stellten eine Gruppe von Vorschülern vor eine Tüte Marshmallows und die Alternative:
Entweder
ihr bekommt eine Süßigkeit sofort – oder ihr wartet, bis der Versuchsleiter
zurückkommt, und bekommt dann zwei.
Einige Kinder griffen sofort zu, die Mehrheit aber wartete ab und bekam den doppelten Lohn. Damit war das Experiment nicht
vorbei: Rund 14 Jahre später wurden dieselben Schüler erneut unter die Lupe genommen: Die Geduldigen waren zu selbstbewussten,
sozial kompetenten Persönlichkeiten gereift, konnten mit Rückschlägen umgehen und
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