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Die Karriere-Bibel

Titel: Die Karriere-Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Mai
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andere, ist brandgefährlich, keine Schwächen
     zu haben, sogar tödlich. Denken Sie nur an das Schicksal von Sir Walter Raleigh: Er war einer der brillantesten Köpfe am Hofe
     Elizabeths I. von England. Der Mann schrieb Gedichte, die zu den schönsten seiner Zeit gezählt werden, er war ein begnadeter
     Wissenschaftler, ein großer Seefahrer, ein wagemutiger Unternehmer, er konnte erwiesenermaßen Menschen führen. Charmant war
     er auch. So sehr, dass er es mit seinen Gaben bis zum Favoriten der Königin brachte. Genutzt hat es ihm nichts. Irgendwann
     fiel er in Ungnade und wurde hingerichtet. Fürsprecher gab es nicht, Raleigh hatte sich mit seiner Perfektion zu viele Feinde
     gemacht.
    Heute wird man zwar nicht mehr so leicht hingerichtet. Dafür können einem übermäßig viele Neider das Leben zur Hölle machen.
     Wer anderen – und sei es ohne böse Absicht – durch seine Vollkommenheit immer wieder ihre eigenen Unzulänglichkeiten vor Augen
     führt, erzeugt Minderwertigkeitsgefühle und Rachegelüste. Erfolg ist etwas Relatives: Wer aufsteigt, lässt andere hinter sich.
     Das verstärkt bei jenen entweder das Gefühl der Stagnation oder – was auch nicht besser ist – sie ärgern sich darüber, dass
     ihnen dieser Erfolg versagt blieb. Beides schürt Wut und Neid, den der dänische Philosoph Søren Kierkegaard auch als die »unglückliche
     Bewunderung« bezeichnete. Die Folgen spürt man vielleicht nicht sofort. Aber eines Tages erwachsen daraus Mobbing, Intrigen
     oder offene Feindseligkeiten.
    Falls Sie gerade auf der Erfolgswelle surfen, seien Sie auf der Hut! |385| Menschen, die von der Natur mit vielen Talenten ausgestattet wurden, haben nur vermeintlich ein leichtes Schicksal. Sie müssen
     am härtesten daran arbeiten, nicht zu hell zu strahlen. Sonst werden sie nicht trotz, sondern wegen ihres Geschicks abgedrängt.
     Klug ist daher, Missgunst erst gar nicht entstehen zu lassen, indem man gelegentlich Defizite zeigt oder seinen Erfolg dem
     Zufall zuschreibt. Mängel machen menschlich. Nur Göttern wird Perfektion zugestanden!

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    12. November
Keine Gemeinheiten – Nur wer die Macht will, bekommt sie auch
    Juli 1830. In Paris bricht eine Revolution aus. Der Pöbel wütet auf den Straßen. Am Ende muss König Karl X. abdanken. Es wird
     eine Kommission gebildet, die seinen Nachfolger wählen soll. Sie entscheidet sich für Herzog Louis Philippe von Orléans. Der
     tritt zwar für die Privilegien des Adels ein, doch verachtet er zugleich den königlichen Pomp, hasst Zeremonien und verspottet
     die alten Symbole. Er ist ein König, der zugleich ein Bürgerlicher sein will. Doch damit irrt er gewaltig. Das Volk akzeptiert
     dies nicht, verachtet ihn schon bald, und Louis Philippe muss nach England fliehen, wo er seine letzten Jahre als Graf von
     Neuilly lebt.
    Man wird zu dem, wie man sich gibt. Das Verhalten spiegelt wider, wozu man sich berufen fühlt. Wer Kopf und Schultern gesenkt
     hält, signalisiert Schwäche und weckt so viel Begeisterung wie ein Topf Mehl. Wer sich kleinredet, duckt, nie fordert, bleibt
     ein Spielball der Mächtigen. Wer aber schon heute im Vertrauen auf seine künftige Macht auftritt, scheint dazu bestimmt, eines
     Tages die Krone zu tragen. Es liegt an jedem selbst, seinen Preis zu bestimmen. Gleichzeitig Chef und Untergebener zu sein,
     funktioniert nicht. Solche tölpelhaften Versuche werden schnell als das erkannt, was sie sind: Anbiederei. Der US-Präsident
     Franklin D. Roosevelt wählte einen besseren Weg: Im Herzen blieb er Patrizier, nach außen aber betonte er, die Werte und Ziele
     des gemeinen Mannes zu teilen. Solche Gesten überbrücken zwar nicht den Abstand zwischen oben |386| und unten, aber sie schaffen es, in den Menschen Gefühle wie Loyalität, Furcht oder Liebe zu wecken.
    Tatsache ist, man muss die Macht wollen, sonst bekommt man sie nie. Als Entdecker war selbst Christoph Kolumbus bestenfalls
     Mittelmaß, über die Seefahrt wusste er weniger als ein durchschnittlicher Matrose, geographische Positionen konnte er nicht
     bestimmen, Inseln hielt er für Kontinente. Doch auf einem Gebiet war er ein Genie: Er wollte etwas Großes erreichen und wusste
     sich zu verkaufen. Anders lässt sich der Aufstieg eines einfachen Wollwebersohns wohl nicht erklären.

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    13. November
Weingeist – Vergessen Sie Golf, beeindrucken Sie mit Wein!
    Tom ist ein Connaisseur. Wenn wir Wein trinken, dann zelebriert er den Moment des ersten Schlucks auf

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