Die Karriere-Bibel
sie große Kraft. Wehe aber, Sie lassen
sich etwas dabei zuschulden kommen. Dann stehen Sie nicht nur als unmündiger Weisungsempfänger da, sondern auch noch als Fehlerteufel.
Stärker wirkt, kurz vor der Klippe das Steuer rumzureißen, zu handeln, wie man es vorher empfohlen hatte, und so den Laden
und das Gesicht des Chefs zu retten. Allein schon aus Erleichterung wird er Ihnen künftig mehr Gehör schenken.
Die zweite Strategie setzt voraus, dass Sie etwas können, was kaum ein anderer beherrscht – der Chef schon gar nicht – oder
dass Sie über den exklusiven Zugang zu Informationen und Kontakten verfügen, die für das Unternehmen essenziell sind. Im Extremfall
kennen Sie die sprichwörtliche
Leiche im Keller
Ihres Chefs. Derlei Exklusivität ist die beste Strategie, um seinen Wert für das Unternehmen hoch und die Chancen, jemals
gefeuert zu werden, gering zu halten. Sie spielt Ihnen ein erhebliches Druckmittel in die Hand – das Sie jedoch nie (!) offen
ausspielen dürfen. Das wäre Nötigung und würde nur Hass provozieren. Offiziell sind Sie der bereitwilligste Mitarbeiter, den
es gibt. Allenfalls ein paar überraschende grippale Infekte machen die wahren Machtverhältnisse klar.
Die dritte Einflussnahme ist die simpelste: Liebesentzug. Das setzt |391| zwar voraus, dass der Boss ein harmoniebedürftiger Herrscher ist, der sich vor der Einsamkeit an der Spitze fürchtet. Die
Wahrheit aber ist: Die meisten Chefs sind das, auch wenn sie es nie zugeben würden. Solchen Menschen die Sympathie, Anerkennung
und Bewunderung für ihr Werk zu entziehen, trifft sie an ihrer empfindlichsten Stelle. Aber auch hier gilt: Machen Sie das
nie offensichtlich. Wenn Ihre Ergebnisse untadelig und Ihre Loyalität unzweifelhaft sind, dann entfaltet diese Strategie große
Wirkung. Erst recht, wenn Sie diese wie kleine Nadelstiche einsetzen. Wie heißt es so schön in der Demokratie: Alle Macht
geht vom Volke aus!
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17. November
Tonnebenkosten – Die Macht der Stimme
Das menschliche Gehirn verarbeitet ein gesprochenes Wort bereits nach 140 Millisekunden. Allerdings hängt dessen Wirkung zu
38 Prozent von der Stimme, also von Tonfall, Betonung und Artikulation ab, 55 Prozent machen Gestik und Mimik aus, und nur
sieben Prozent beeinflusst der Inhalt selbst. Das will der Psychologe Albert Mehrabian 1967 herausgefunden haben. Allerdings
muss man einräumen, dass seine Probandengruppe damals nur 20 Studenten umfasste.
Die Dominanz der Stimme vor dem Inhalt ist dennoch unbestritten. Bereits Intonation und Atmung können Sympathien oder Antipathien
auslösen. Das hängt mit dem sogenannten psychorespiratorischen Effekt zusammen. Sie kennen das: Der Redner, der nervös am
Pult radebrecht und nach Luft ringt, verursacht auch bei uns Atemnot. Wir spüren ein herannahendes Räuspern oder nehmen es
vorweg, wenn das Knarren in seiner Stimme unerträglich wird. Jeder Mensch hört körperlich aktiv mit und ahmt einen Redner
innerlich nach. Entsprechend gereizt reagieren wir auf Menschen, die uns beim Zuhören körperlich anstrengen.
Den enormen Einfluss der Stimme zeigt auch ein Experiment des Psychologen Klaus Scherer von der Universität Genf. Er ließ
Schauspieler inhaltlich sinnlose Sätze aus Elementen verschiedener Sprachen vortragen und dudelte das Kauderwelsch Menschen
diverser |392| Nationen vor. Ergebnis: Sowohl Engländer wie Spanier, Italiener, Franzosen oder Deutsche erkannten sofort, ob die Mimen erfreut,
verärgert, traurig oder ängstlich waren, obwohl sie kein Wort verstanden. Die Stimme verrät also nicht nur die Emotion ihres
Trägers, das Muster ist auch international gleich! Dabei empfinden wir tiefe Stimmen als angenehmer, ihre Urheber gelten als
willensstark, souverän, kompetent. Doch Vorsicht! Die Regel
Wer überzeugen will,
muss brummen
stimmt so nicht. Kinder haben hohe Stimmen, trotzdem finden wir sie sympathisch. Entscheidend ist die
Indifferenzlage
, also der individuelle Grundton jeder Stimme. Wer regelmäßig um diesen Ton herum redet, wird als sympathisch wahrgenommen.
Erst wenn sich die Stimme aus diesem Bereich entfernt, schlagen unsere Ohren Alarm. Finden kann man seine Indifferenzlage,
indem man an ein gutes Essen denkt und wohlig vor sich hin summt. Die natürliche Stimme zirkuliert bis zu einer Quinte um
diesen Ton.
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18. November
Die Kleinen lässt man laufen – Vom Umgang mit Tyrannen
Kennen Sie Columbo? Den trotteligen
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