Die Karriere-Bibel
Christian Deysson, Holger Windfuhr und Vera Sprothen. Herzlichen Dank auch an meine Agentin Bettina Querfurth
sowie meine Lektorin Katharina Festner.
[ Menü ]
15. November
Listkerl – Was Sie von Kriegslisten lernen können
Heute also – der Krieg. Vielmehr die Kunst des Krieges. Nicht gerade erfunden, aber zumindest zur Marke gemacht hat sie der
chinesische General Sun Tsu (Sunzi), der im 5. Jahrhundert vor Christus das wohl erste Strategiebuch der Geschichte schrieb.
Auch wenn es im harmonischen Hymnus politisch korrekter Sprachregelungen ausgesprochen unfein wirkt, kriegerische Auseinandersetzungen
und kämpferische Rhetorik als Lehrstücke zu glorifizieren – sie sind es. Mit derlei Kriegslisten haben es die von christlicher
Ethik geprägten Kulturen leider nicht so sehr im Gegensatz zu den alten Griechen, bei denen sie als Tugend verehrt wurden.
Ein klarer Fall von kollektiver Gehirnwäsche, denn selbst Jesus mahnte seine Jünger: »Seid listig wie die Schlangen.« Womit
er zwar keine Arglist meinte, sondern Weltklugheit – jedoch verbunden mit der Warnung, bei aller Sanftmut nicht zum Softie
zu degenerieren. Sonst wäre seine frohe Botschaft wohl auch nie verbreitet worden.
|389| Von dem chinesischen Meister Sun Tsu können Manager vor allem lernen, wie man gewinnt, ohne zu kämpfen, und wie man Konflikte
akribisch vorbereitet, wozu gehört, die eigenen Kräfte realistisch einzuschätzen. Denn das sei, so Sun Tsu,
der
Schlüssel zum Erfolg: »Wenn du die anderen und dich selbst kennst, wirst du auch in hundert Schlachten nicht in Gefahr schweben«,
formulierte der General einen seiner wichtigsten Ratschläge. Ein anderer lautet: »Wenn du fähig bist, erscheine unfähig. Wenn
du in der Nähe angreifen willst, so täusche vor, dass du dich auf einen weiten Weg machst. Gib Unterwürfigkeit vor, um die
Arroganz des Gegners anzustacheln.« Unberechenbarkeit ist eine machtvolle Strategie. Sie zwingt die anderen in die Defensive,
weil sie ihre Pläne entwertet. Pläne basieren auf Rhythmen, Regeln, Beständigkeiten. Wer gegen sie arbeitet, muss direkte
Konfrontationen – ob nun im Job oder im Wettbewerb – nicht fürchten. Denn er schwimmt weder mit der Masse noch gegen sie –
er ist kein Teil von ihr.
Eine weitere Regel beschäftigt sich mit dem richtigen Einsatz der eigenen Kräfte: »Wenn du dem Gegner zehn zu eins überlegen
bist, dann umzingle ihn; wenn du ihm fünf zu eins überlegen bist, dann greife an; wenn du ihm zwei zu eins überlegen bist,
dann zerstreue ihn. Bist du gleich stark wie dein Feind, dann kämpfe, wenn du dazu in der Lage bist. Bist du ihm zahlenmäßig
unterlegen, dann halte dich von ihm fern. Bist du ihm nicht gewachsen, fliehe.« Dieser Rat klingt entsetzlich banal, aber
wie viele wetteifern immer wieder, obwohl sie nicht gewinnen können? Sie versuchen, einen rechthaberischen Chef mit Argumenten
zu überzeugen, gegen die Mehrheit der Kollegen ihre Idee durchzudrücken oder auf der Autobahn Rennen zu fahren. Paranoide
Fixiertheit auf Konkurrenten ist dumm, kostet Kraft und bringt nur Blessuren. Karriere aber machen die, die Geduld beweisen
und nur kämpfen, wenn sie auch gewinnen können.
Natürlich enthält Sun Tsu’s Kampfkunstschule viele weitere Regeln, aber diese drei sind die wichtigsten: Erkenne deine Stärken,
bleibe unberechenbar und setze deine Kraft gezielt ein!
[ Menü ]
|390| 16. November
Unten durch – Machtspiele für Mitarbeiter
Macht beinhaltet stets die Möglichkeit zur eigenen Entscheidung. Egal, ob man nun ganz oben oder am Ende der Befehlskette
steht: Jeder hat ein gewisses Maß an Macht. Selbst einfache Mitarbeiter, deren Rolle darin besteht, Anweisungen zu folgen.
Der Chef trägt die Verantwortung, muss Ergebnisse liefern und ist dabei auf seine Untergebenen angewiesen. Und genau hierin
liegt ihre Macht.
Dienst nach Vorschrift ist das größte Druckmittel, das Mitarbeiter ausspielen können. Dabei geht es um nichts Geringeres als
das Zuweisen von Verantwortung und Schuld. Kein Chef kann alles zu jeder Zeit überblicken. Infolgedessen enthält jede seiner
Anweisungen immer einen Entscheidungsspielraum. Der perfide Trick ist, diesen bewusst nicht auszuschöpfen und den Karren sehenden
Auges vor die Wand fahren zu lassen, Motto: Ich habe nur getan, was man mir gesagt hat. Die Machtstrategie ist allerdings
heimtückisch: Subtil gespielt oder nur als Bedrohungsszenario angedeutet, entfaltet
Weitere Kostenlose Bücher