Die Karriere-Bibel
Alternativen
Sie könnten jetzt etwas anderes machen – oder weiterlesen. Na? Na???
Sie wollen weiterlesen. Dachte ich mir. Hätte ich geschrieben:
Los,
lesen Sie weiter
!, hätte es aber nur halb so viel Spaß gemacht. Denn wer sich zwischen Alternativen entscheiden kann, mag kaum glauben, dass
er manipuliert wird. Oft ist aber genau das der Fall. Jens Weidner, Autor der
Peperoni-Strategie,
erzählte mir dazu eine reizende Geschichte von seinem Ex-Chef. Weidner selbst war noch Abteilungsleiter in einem Jugendgefängnis
und hasste Aktenarbeit. Immer wenn sein Chef etwas von ihm wollte, sagte der: »Ich habe zwei Aufgaben zu erledigen und eine
davon müssten Sie übernehmen.« Dabei tippelte er mit den Fingern auf einen Aktenstapel vor sich, um die eine Alternative zu
verdeutlichen. Weidner entschied sich immer für die andere. Erst als er später den Job wechselte, gestand ihm sein Chef, dass
er sich die Akten jedes Mal nur für ihn vorher von der Sekretärin auf den Tisch hatte stapeln lassen.
Es ist ein einfacher psychologischer Trick: Mit Begriffen wie
Freiheit
,
Optionen
und
Wahl
assoziieren wir ein Spektrum an Möglichkeiten. Dabei geht es oft nur darum, sich zwischen vorgegebenen A’s und B’s zu entscheiden.
Der Rest des Alphabets bleibt ausgeblendet. Aber das stört keinen: Ich wähle, also bin ich frei. Schöne Illusion! Falls Sie
das auch probieren wollen, hier ein paar Strategien zum Auswählen:
Erzeugen Sie ein Dilemma. Prozessanwälte machen das so. Sie zwingen die Zeugen, sich zwischen zwei Erklärungen zu entscheiden.
Beide sind natürlich eine Falle. Egal, was man sagt, es durchlöchert die eigene Geschichte.
Erzwingen Sie Widerstand. Die Technik eignet sich für kategorische Nein-Sager. Empfehlen Sie zum Schein einfach die Lösung,
die Sie selbst nicht wollen. Ihr Kontrahent wird sich für das Gegenteil entscheiden. Da wollten Sie sowieso hin.
Frisieren Sie Optionen. Der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger war ein Meister darin. Um seine Neutralität zu beweisen,
schlug er viele Optionen vor, seine Lieblingslösung kam aber |383| immer am besten weg. Sprachpsychologisch entscheiden sich die meisten übrigens für die letztgenannte Alternative.
Neugierig, wie es weitergeht? Oder bis morgen warten. Na?
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10. November
Grundzug – Meide Glücklose
Glücklose sind wie Ertrinkende. Man kann sie retten, aber man riskiert immer, selbst dabei umzukommen. Das klingt herzlos,
ist aber die Wahrheit: Unglück zieht Unglück an. Es gibt Menschen, die haben einen infektiösen Charakter. Ihr zerstörerisches
Handeln und ihre destabilisierende Wirkung überträgt sich auf alle in ihrer Umgebung und erst recht auf jene, die ihnen helfen
wollen. Wer solche Menschen nicht meidet, wird von ihnen unweigerlich in den Abgrund gerissen.
Der Grund dafür ist, dass die meisten Menschen Anpasser sind. Wenn sie längere Zeit mit anderen verbringen, übertragen sich
irgendwann deren Sprache, Emotionen und sogar Denkweisen auf sie. Im Business nennt man das
Unternehmenskultur
. Deswegen sagen Berater häufig Sätze wie: »Vereinfacht ausgedrückt, können wir durch Streamlining der Synergieeffekte im
Total Quality Management erhebliche Produktivitätsbarriers downsizen.« Wer darauf hört, ist selber schuld. Wer sich dem Einfluss
emotional Instabiler und unheilbar Unzufriedener aussetzt, ist jedoch noch übler dran. Sie verstärken, was einen niederhält,
und bringen jeden, der sich auf sie einlässt, aus dem Gleichgewicht. Sie sind KarrierekanniCäsar sagen lässt: »Ich kenne niemand,
den ich eher miede, als diesen hageren Cassius … Solche Männer haben nimmer Ruh, solang sie jemand größer sehn als sich. Das
ist es, was sie so gefährlich macht.«
Wer es zu Glück und Größe bringen will, sollte die Gesellschaft von Menschen suchen, deren positive Eigenschaften andere anziegeizig
ist, sucht besser die Nähe von Großzügigen; wer zum Einzelkämpfer |384| neigt, freundet sich mit Geselligen an. Es ist eine Lebensregel, dass negative, aber auch positive Qualitäten ansteckend wirken.
Wer sie beherzigt, profitiert mehr davon als von allen Therapien dieser Welt.
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11. November
Zwielicht – Talente sollte man haben, aber nicht alle zeigen
Diese Zeilen sind für alle, die meinen, perfekt sein zu müssen. Für die, die damit erfolgreich sind und das den Menschen in
ihrer Umgebung gerne zeigen: ihr Narren! Perfekt, erst recht besser zu sein als
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