Die Karriere-Bibel
Die Frage ist: Wie
verhandeln Sie, und wer ist am Ende der Win-Win-Winner?
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29. November
Zeig mal! – Gefährliche Gesten im Zeitalter der Globalisierung
Die Verhandlungen liefen gar nicht gut: 1995 reiste der US-Kongressabgeordnete Bill Richardson in den Irak, um mit Saddam
Hussein über die Freilassung von zwei Amerikanern zu verhandeln. Als sich Richardson hinsetzte, kreuzte er seine Beine so,
dass Hussein seine Schuhsohlen sehen konnte. Ein Affront! Der irakische Präsident verließ abrupt den Raum und brach die Verhandlung
ab. Kein Wunder: Die Schuhsohle gilt in vielen arabischen und asiatischen Kulturen als schmutzigster Teil am Menschen. Sie
jemandem zu zeigen, ist eine schwere Beleidigung.
Man kann nicht nicht kommunizieren, mahnte der Philosoph Paul Watzlawick. Selbst wenn wir schweigen, spricht unser Körper.
Das Problem dabei ist: Körpersprache ist keine Universalsprache. Diverse Gesten können je nach Land und Kulturkreis völlig
unterschiedliche Bedeutungen haben. Was bei uns in Deutschland etwa bedeutet, jemand wird »einen Kopf kürzer gemacht« (Halsschnitt),
heißt in Polen, Russland oder der Ukraine, dass derjenige betrunken ist (»Er hat den Hals voll«). Der zu einem Ring geformte
Daumen und Zeigefinger wiederum steht in den USA und Nordeuropa für »Okay!«, in Belgien und Tunesien für »null«, in Japan
für »Geld«, in Südamerika für »Perfektion«, in Frankreich für »superb, lecker«, |406| in vielen anderen Ländern ist es eine Beleidigung – es ist das Zeichen für »Anus« oder »Du Arsch!«.
Vorsicht auch bei direktem Blickkontakt. In westlichen Ländern steht direkter Augenkontakt für Tugend, Charakterstärke und
Aufrichtigkeit; in Asien ist er schlicht unhöflich. In Afrika gilt er Vorgesetzten gegenüber sogar als frech, Untergebene
vermeiden deshalb Augenkontakt. Und in arabischen Ländern werden Männer Frauen kaum eines Blickes würdigen. Das ist weder
Herabsetzung noch Arroganz: Ein Moslem will eine Frau damit ehren! Anstarren ziemt sich hier nicht.
Ähnlich missverständlich ist das Fingerzeigen. Wer sich selbst meint, zeigt in Deutschland mit dem Finger auf seine Brust;
Japaner verstehen dies nicht – sie zeigen dazu auf die eigene Nase. Wer wiederum in seiner Rede Wichtiges unterstreichen will,
wird hierzulande den Zeigefinger erheben oder mit diesem auf einen imaginären Punkt abwärts »hacken«. In Indien gilt diese
Geste als grob beleidigend. Dort wird Zustimmung auch nicht wie bei uns Westeuropäern mit Kopfnicken gezeigt – in Indien,
Pakistan und Bulgarien wiegen Zuhörer ihren Kopf dazu hin und her, was uns eher an Kopfschütteln und damit an eine Verneinung
erinnert. Letzteres zeigt man in Japan dagegen beiläufig durch leichtes Handfächeln. Im arabischen Raum kann schon das Hochziehen
einer Augenbraue »Nein« bedeuten. »Daumen hoch!« – auf die Geste sollte man in Australien, im Nahen Osten und Nigeria tunlichst
verzichten. Sagt man im Westen damit »Alles prima!« oder »Ich möchte mitfahren!«, drücken Australier damit größte Geringschätzung
aus, kurz: »Verpiss dich!« In China dagegen bedeutet diese Geste einfach nur »Fünf«.
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30. November
Zeitumstellung – Jeder hat Zeit genug
Es war ein brutaler Selbstversuch. Der französische Forscher Michel Siffre, damals gerade 23 Jahre alt, verbrachte 1962 rund
zwei Monate in kompletter Dunkelheit in einer Höhle. Als er aus der freiwilligen |407| Isolation kroch, passierte etwas Verblüffendes: Siffre, der sich weder an einer Uhr noch an der Sonne hatte orientieren können,
glaubte statt 58 nur 25 Tage in der Gruft verbracht zu haben. Die Zeit war für ihn wie im Flug vergangen. Dabei hatte er –
ohne es zu wissen – einen nur unwesentlich veränderten persönlichen Zeitrhythmus: Wie die Wissenschaftskollegen, die ihn bei
dem Versuch beobachtet hatten, notierten, dauerte sein Tag mit Essen und Schlafen etwa 24,5 Stunden.
Zeit ist etwas Relatives, stellte schon Albert Einstein fest. Sie verändert sich ständig in unserem Bewusstsein. Spannen,
die uns in der Gegenwart endlos erscheinen, ziehen sich im Rückblick bis ins Unkenntliche zusammen. Einige Erinnerungen verschwinden
sogar ganz. Zeitforscher meinen deshalb, dass Zeit nur die Menge an Information ist, die wir verarbeiten. Je mehr Eindrücke
wir wahrnehmen und im Gedächtnis speichern, desto länger kommt uns eine zurückliegende Etappe vor. Deswegen erinnern
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