Die Karriere-Bibel
verweilt, bestimmt der Arbeitsvertrag. In dieser Zeit gilt: Ab jetzt
arbeiten Sie für den Ruf, der Ihnen nacheilen wird. Schließen Sie offene Projekte sorgfältig ab, noch werden Sie dafür bezahlt.
Sollte Sie Ihr Boss nach einer Begründung für die Kündigung fragen – bleiben Sie positiv. Oft ist das eine Falle. Ihn interessiert
nicht Ihre Meinung, sondern das, was Sie womöglich weitererzählen. Ihre Antwort lautet daher: Alles lief bestens, der andere
Job bietet nur Herausforderungen, die Sie reizen. Akzeptieren Sie auch kein besseres Gegenangebot. Erstens, weil das unentschlossen
wirkt. Zweitens, weil Sie bereits als illoyal gelten. Sollten irgendwann Stellen gestrichen werden, steht Ihr Name schon auf
der Liste.
Bevor Sie kündigen, säubern Sie unbedingt Ihr Büro! Persönliche Dinge sowie Ihr Privateigentum sollten Sie rechtzeitig und
diskret nach Hause schaffen. Das gilt besonders für Daten auf dem Rechner, die man gegen Sie verwenden könnte. Legen Sie sich
rechtzeitig |426| einen Giftordner an, in dem Sie Ausdrucke oder Kopien von E-Mails oder anderen Schriftsätzen sammeln, die Ihre Verhandlungsposition
bei einem möglichen Arbeitsrechtsstreit stärken. Dazu gehören: Drohungen, Unverschämtheiten, Nötigung oder gar Anstiftung
zu Straftaten. Dieser Ordner gehört ebenfalls früh nach Hause. Umgekehrt: Nehmen Sie nichts mit, das Ihnen nicht gehört! Nicht
einmal Büroklammern. Auch nicht aus Versehen. Das ist Diebstahl und kann Sie bei einem drohenden Rechtsstreit viel Geld und
Ihren guten Ruf kosten. Das gilt auch für den Fall, dass Sie Zugang zu Geschäftsgeheimnissen haben. Schon im eigenen Interesse
sollten Sie sich so schnell wie möglich davon distanzieren. Dann kann Ihnen keiner daraus einen Strick drehen. Ihr Anspruch
sollte natürlich trotzdem sein, im Guten zu gehen. Bereiten Sie alles für eine saubere Übergabe vor. Vielleicht gibt es schon
einen Nachfolger? Dann helfen Sie ihm! Mit geordneten Dokumenten, Kontakten, Hinweisen zu Abläufen oder informellen Netzwerken,
die er nutzen kann. Was Sie an wertvollem (Insider-)Wissen angesammelt haben, sollten Sie an Ihre Kollegen weitergeben. Das
Klischee stimmt: Man begegnet sich immer zweimal im Leben.
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15. Dezember
Man sieht sich! – Regeln für die Abschiedsrede
Niemals geht man so ganz. Egal, ob man nur das Team, die Abteilung oder den Job wechselt – bei den Kollegen bleibt immer etwas
hängen. Wer Abschied nimmt, sollte sich deshalb angemessen von seiner alten Belegschaft verabschieden. Am besten mit einer
kurzen Rede. Solche Abschiedsreden sind wie die Zeugnisübergabe. Die Ex-Kollegen erwarten eine Bilanz, noch mehr aber Lob.
Überlegen Sie: Was war das Highlight Ihrer gemeinsamen Arbeit? Vielleicht beginnen Sie mit einer Anekdote aus der gemeinsamen
Zeit. Das belebt das Wir-Gefühl. Dann verweisen Sie auf Erfolge und die Zukunft. Die Leute werden schließlich auch ohne Sie
gute Leistungen bringen. Sagen Sie das ruhig – auch dann, wenn Sie im Unfrieden gehen!
Ein Schweigegebot gilt indes für die Abschiedsmotive. Entweder |427| Sie haben ein besseres Angebot oder Sie wurden gefeuert – beides sollte man nicht erwähnen. Das Erste düpiert die anderen,
das Zweite lädiert Ihren Ruf.
Und: Fassen Sie sich kurz. Länger als zehn Minuten sollte keine Schlussansprache dauern. Erst recht nicht, wenn hinter den
Zuhörern ein Umtrunk wartet.
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16. Dezember
War nett mit euch – Fehler beim Abschied
Die dämlichsten Fehler passieren oft zum Schluss. Wer den Job wechselt und von seinen alten Kollegen Abschied nimmt, zeigt
entweder Klasse und hinterlässt so das subtile Gefühl einer Lücke – oder besudelt sein Image binnen Minuten. Vermeiden Sie
daher unbedingt folgende Kardinalfehler:
Erliegen Sie niemals der Versuchung, Ihrem Ex-Chef oder den Ex-Kollegen beim Abschied zu sagen, was Sie wirklich über sie
denken! So sehr es auch juckt – lassen Sie es!
Nichts beschädigen oder stehlen! Wer rachsüchtig wird, liefert nur Vorlagen für juristische Nachspiele.
Fragen Sie nach Referenzen. Das Zeugnis ist heute oft nur noch eine Pro-forma-Angelegenheit. Wichtiger sind deshalb Empfehlungen.
Sie erleichtern die Suche nach einem neuen Job und dienen als Türöffner. Schon deshalb sollten Sie die beiden ersten Punkte
beherzigen.
Sagen Sie nichts Schlechtes über Ihren Nachfolger. Sie wirken so nur wie ein schlechter Verlierer. Charakterköpfe gratulieren,
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