Die Karriere-Bibel
verteilten Talenten,
aus denen nur wenige etwas machen können, während der Rest dabei mürrisch zuschaut. Die Botschaft ist nicht sonderlich populär,
aber sie ist wahr: Begabungen sind gar nicht so ungleich verteilt. Unter dem Brennglas betrachtet, liegen die Unterschiede
im Fleiß und im Charakter, in der Energie und im Eifer!
Die Voraussetzung ist natürlich, sein Ziel zu kennen. Es genügt nicht, fleißig zu sein – das sind Bienen auch. Die Frage ist
vielmehr: Wofür sind wir fleißig? Fleiß hat keinen Selbstzweck, er ist nur Mittel zum Zweck. Fleiß (das Wort stammt vom althochdeutschen
Kampfeseifer
, von
Streiten
) bedeutet weiterzugehen, zielstrebig zu sein, nicht aufzuhören. Das hat viel mit Selbstbeherrschung und Disziplin zu tun.
Und die sind für den Erfolg oft wichtiger als der Intelligenzquotient. Das sagen jedenfalls Angela Duckworth und Martin Seligman
von der Universität von Pennsylvania. Die US-Psychologen untersuchten 2005 eine Gruppe von 300 Jugendlichen zwischen 13 und
14 Jahren. Bei einem ersten Test prüften sie, wie gut die Schüler in der Lage waren, Regeln zu befolgen, ihr Verhalten anzupassen
und impulsive Reaktionen zu unterdrücken. Ergebnis: Wer das konnte, erreichte ein halbes Jahr später deutlich bessere Noten,
fehlte seltener und steigerte seine Leistungen stärker als die übrigen Mitschüler. Bei einem zweiten Test ließen die Forscher
die Schüler Intelligenztests absolvieren. Ergebnis: Der IQ hatte auf das Abschneiden nur halb so großen Einfluss wie ihre
Disziplin.
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|92| 18. März
Lauschangriff – Zuhörer haben mehr Erfolg
Es gibt aktive Erfolgsstrategien, und es gibt vermeintlich passive. Deswegen werden sie in Ratgeberbüchern häufig vergessen,
dabei sind sie keinesfalls weniger wirkungsvoll. Den richtigen Augenblick abzuwarten (siehe 20. April) oder zuzuhören sind
zwei davon – und Letzteres hat nichts mit Schweigen zu tun! Gute Zuhörer stellen vielmehr klärende Fragen. Sie haken nach,
wenn sie etwas nicht verstanden haben, und wiederholen mit eigenen Worten, was sie verstanden haben. Es geht ihnen darum,
den anderen wirklich zu verstehen, seine Emotionen, seine Motive. Zuhörer lernen deshalb mehr und schneller als andere.
Die meisten brillanten Köpfe sind gute Zuhörer. Sie nutzen mehr als ihre Ohren. Sie halten Blickkontakt, achten auf Körpersprache,
spüren vielleicht ein nervöses Fußwippen unter dem Tisch. Sie gehen auf den anderen ein, weshalb sich dieser ernst genommen
fühlt. Sie unterbrechen den anderen nicht und vervollständigen auch nicht seine Sätze. Sie sind in der Lage, Stille auszuhalten,
während der andere noch um Worte ringt. Selbst durch bewusstes Schweigen lässt sich ein Gespräch führen, weil das Souveränität
dokumentiert und Vertrauen schafft.
Weil sie mehr denken als sprechen, produzieren Zuhörer zudem weniger Blödsinn. Überhaupt erkennt man gute Zuhörer daran, dass
sie nur dann reden, wenn sie etwas zu sagen haben. Dafür hat das Gesagte umso mehr Gewicht. Dennoch entwickeln sie nie das
Bedürfnis, ihre Weisheit oder ihren Rat weiterzugeben. Weil sie das nur tun, wenn sie darum gebeten werden, ecken sie weniger
an und stoßen andere seltener vor den Kopf. Zuhörer erfassen also schneller Zusammenhänge, lernen mehr, wissen mehr, sie dominieren,
ohne zu herrschen, und sind kaum angreifbar. Das verleiht ihnen enormen Einfluss. Mir ist kein Fall bekannt, dass sich jemand
um Kopf und Kragen zugehört hätte. Was das Reden anbelangt, fallen mir eine Menge Leute ein. Und Ihnen?
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|93| 19. März
Sprachpflege – Die Kunst, eine Rede zu halten
Rhetorik ist eine Kunst, die schon in der Antike gelehrt wurde. Für Aristoteles etwa war es die Kunst zu überzeugen, ohne
zu überreden. Dabei muss sich die Rede nicht immer im Bereich der Wahrheit bewegen, oft genügt schon die Glaubwürdigkeit des
Redners. Er soll das Publikum fesseln und interessieren, darf es unterhalten und amüsieren – nur nicht verführen und manipulieren.
Es gibt zig Kniffe, wie sich ein Vortrag aufpeppen lässt: zum Beispiel direkt zur Sache zu kommen. Das Gros der Redner moderiert
erst sich selbst, dann das Thema an. Falsch! Dasselbe gilt für ausschweifende Hinweise zum Verlauf des Referats. Damit wird
jede mögliche Dramaturgie im Keim erstickt. Neugieriger macht, wer mit einer Anekdote einsteigt.
Bei der Sprache sollten Referenten darauf achten, Verben statt Substantive zu
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