Die Karriere-Bibel
Während der Sprecher versucht, den Bammel vor der Begegnung mit den
anderen zu kontrollieren, verliert er den Kontakt zum Publikum, und seine Wirkung verpufft. Der erste Schritt, Nervosität
zu überwinden, ist, aus der Antizipation und der Angst realistische Szenarien zu formen: Was kann schon passieren? Was wären
die Folgen? Aber auch Praktisches lässt sich klären: Wie sieht der Vortragsraum aus? Was kann ich vorbereiten? So wird aus
der Angst Gewissheit, und davor muss man sich nicht fürchten.
Ein weiterer Fiebersenker ist, sich zu entspannen: Holen Sie noch hinter der Bühne tief Luft in Bauch und Brust. Dann schütteln
Sie sich ordentlich aus. Sieht albern aus, hilft aber wirklich. Wiederholen Sie das mindestens zehn Mal, bis die Hände kribbeln.
Was ebenfalls Wunder wirkt: Suchen Sie Kontakt zum Publikum. Anfänger sollten sich jemanden in der Menge suchen, der ihnen
zulächelt oder zunickt. Im Zweifel ist das ein Freund, der sie heimlich unterstützt |96| . Fortgeschrittene bauen ihr Publikum bewusst ein – indem sie Zwischenfragen stellen. Der Effekt ist enorm: Je stärker der
Kontakt, desto geringer die Panik. Und sollte der rote Faden dennoch reißen, behalten Sie Ruhe: Eine Pause von fünf Sekunden
wird als Betonung oder Denkpause gewertet. Brauchen Sie länger, fassen Sie einfach die bisherigen Ergebnisse zusammen. Und
nehmen Sie Ihr Lampenfieber nicht so wichtig! Laut Studien dringt davon allenfalls ein Achtel nach außen.
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22. März
Retourkutsche – So werden Sie schlagfertiger
Niccolò Paganini galt als einer der besten und berühmtesten Geiger seiner Zeit. Er war eine lebende Legende, ein Rockstar,
der es zu großem Reichtum brachte. Als Komponist schuf der italienische Violinist Werke, die nur auf der G-Saite zu fiedeln
sind – eine Technik, die ihm den Beinamen »Teufelsgeiger« einbrachte. Wohl auch, weil er den Ruf genoss, besonders herzlos
und geizig zu sein. Als er eines Tages von einem Konzert in Wien mit der Kutsche heimfuhr, kam es zwischen ihm und dem Kutscher
zum Streit. Letzterer verlangte für die Fahrt zehn Gulden. »Das ist ja unerhört!«, schimpfte Paganini. »Aber es ist nur der
Preis, den Ihre Zuhörer heute Abend für eine Karte bezahlt haben«, beschwichtigte der Kutscher. »Stimmt«, erwiderte Paganini,
»aber ich spielte das ganze Konzert auf einer einzigen Saite. Haben Sie mich etwa auf einem einzigen Rad hierhergebracht?«
Den meisten wäre diese Antwort, wenn überhaupt, Tage später eingefallen. Das ist auch der Grund, warum wir schlagfertige Menschen
bewundern: Sie wirken überlegt und überlegen. Pech für alle, denen das Talent nicht in die Wiege gelegt wurde. Denkste! Jeder
kann kontern. Ein großer, aktiver Sprachschatz ist dazu Voraussetzung. Ohne ihn gelingt allenfalls der Aufstieg zum Dampfplauderer.
Lesen Sie also viel, reden Sie viel und üben, üben, üben Sie! Vor allem offensiver zu werden. Wer Angst hat, etwas Falsches
zu sagen, wird nie schlagfertig. Der Journalist John Wilkes ist ein gutes Vorbild dafür. Als Lord Sandwich, Namenspatron des
gleichnamigen Klappbrots |97| , zu ihm sagte: »Sie werden eines Tages entweder an der Syphilis sterben oder am Galgen«, meinte Wilkes nur: »Das kommt darauf
an, ob ich die Mätresse oder die Lebensprinzipien Eurer Lordschaft übernehme.«
Tempo entscheidet viel. Der Konter lebt von der Überraschung. Wer unter Beschuss gerät, den treibt jedoch oft die Schrecksekunde
in die Defensive. Diese Starre zu überwinden, das ist die schwerste Lektion. Sie gelingt allein durch eine Art Immunsystem:
Nehmen Sie nicht jeden Angriff persönlich! Sehen Sie verbale Balgereien als Kommunikations-Pingpong. Es gibt stets eine Revanche.
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23. März
Wenn-dann – Zweifler erreichen kein Ziel
Wenn Sie zu den Menschen gehören, die alles sorgfältig abwägen, bevor sie loslegen, die stets alle Details prüfen und dennoch
am Ende ein Haar in der Suppe finden, dann sollten Sie den Text zu Ende lesen.
Jeder kennt die Phrase
Wenn ich doch nur …, dann …!
Wenn ich doch nur mehr Verantwortung hätte, dann könnte ich mehr erreichen. Wenn ich mehr Macht hätte, dann würde sich hier
einiges ändern. Wenn ich mehr Geld hätte, dann wäre ich glücklicher. Solche Wenn-dann-Phasen tauchen immer wieder auf. Meistens
dann, wenn man mit sich und seiner Situation unzufrieden ist oder in einer beruflichen Sackgasse steckt. Wenn-dann-Phasen
sind heikel. Ihr Unheil
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