Die Karriere-Bibel
verwenden. Und betonen Sie die Verben, nicht
die Hauptwörter! Das ist eine typisch deutsche Unsitte, bei der jeder Vortrag sofort an Schwung verliert. Zu viele Zahlen
lassen ebenfalls die Aufmerksamkeit stocken. Dafür sorgt Sprachmelodie für Spannung. Heben und senken Sie die Stimme, werden
Sie mal lauter und leiser, selbst kurzes Flüstern ist erlaubt. Hauptsache, Sie variieren und machen auch mal Pausen. Die steigern
die Wirkung einer Aussage enorm.
Leider macht Lampenfieber die meisten Reden hektisch und monoton. Für die Zuhörer wird der Vortrag so zum akustischen Trommel(fell)feuer,
die Sätze mutieren zu Bandwürmern. Schrecklich. Arbeiten Sie bewusst dagegen: Halten Sie Ihre Sätze kurz, pro Satz nicht mehr
als zehn Wörter. Und wenn es komplizierter wird, verwenden Sie Sprachbilder. Technische Themen ohne Metaphern, Vergleiche,
Parabeln lebhaft darzustellen, ist so einfach wie einen Pudding an die Wand zu nageln. Das war eine Metapher. Und schließlich:
Das Publikum spielt bei jeder Rede die Hauptrolle. Jede Interaktion – ob Rückfrage oder Abstimmung – erhöht die Chance, dass
etwas hängen bleibt.
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|94| 20. März
10–20–30 – Die Wahrheit über Powerpoint
Neulich war ich auf einer Tagung mit mehreren Referenten. Jeder, wirklich jeder, unterstützte seine Präsentation mit Powerpoint.
Der Erste zeigte 20 Folien animierter Redundanzen. Auf der letzten stand »Danke für Ihre Aufmerksamkeit«. Das war Wunschdenken.
Der Zweite steigerte jeden Folienwechsel mit anderen Überblendeffekten. Perfekte Lichtspiele! Ich kann mich nicht erinnern,
worüber er gesprochen hat. Der dritte Redner entschuldigte sich vorab für die viel zu klein beschrifteten Folien. Mehr weiß
ich nicht – ich bin gegangen.
Mag sein, dass Powerpoint Vorträge erleichtert – aber nicht für das Publikum. Die meisten Leute behandeln diese Software wie
einen Mixer: Oben kommt alles rein, was man schon immer sagen und zeigen wollte, unten kommt Mus heraus. Solche Präsentäter
sind mehr in ihre Performance vernarrt als in ihre Botschaft und behandeln Vorträge wie Brainstorming-Protokolle. Glauben
Sie lieber dem US-Präsidenten Dwight D. Eisenhower: »Was nicht auf einer einzigen Manuskriptseite zusammengefasst werden kann,
ist weder durchdacht noch entscheidungsreif.« Ein guter Vortrag ist ein relevantes Extrakt. Nicht Vollmilch, sondern Kondensmilch!
Guy Kawasaki, ein gefragter Redner und Wagnisfinanzierer aus dem Silicon Valley, hat die sogenannte 10–20–30-Regel aufgestellt:
Danach sollte ein guter Powerpoint-Vortrag nicht mehr als 10 Folien umfassen, nicht länger als 20 Minuten dauern und eine
Schriftgröße von nicht weniger als 30 Punkt haben. Eine gute Regel! Die meisten Präsentationen arbeiten mit einer Größe von
12 Punkt. Das entspricht dem Standard der Textverarbeitungsprogramme, verursacht bei Vorträgen aber Augenkrebs: Oft sieht
dann schon die dritte Reihe nur noch Flimmern. Auch wer zu viel Text auf eine Folie packt und diesen abliest, galoppiert seinen
Zuhörern davon, weil jeder Mensch schneller vorlesen kann, als sein Publikum versteht. Davon abgesehen, entziffern die Leute
sowieso erst, was auf der Folie steht, und hören dann zu. Schreiben Sie also nur die wichtigsten Punkte auf und nutzen Sie
kurze Lesepausen für einen Schluck Wasser oder einen Blick auf Ihr Manuskript. Bei 20 Minuten kann das ja so lang nicht sein
…
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|95| 21. März
Bühnenanweisung – Wie sich Lampenfieber überwinden lässt
Der Hals schnürt sich zusammen, der Mund wird trocken, die Hände nass, der eigene Puls pocht im Ohr. Man fühlt sich nackt
und ohnmächtig – in einem Wort: Lampenfieber. Dabei gibt es vier Phasen:
Antizipation. Schon lange vor dem Ereignis werden nebulöse Horrorvisionen imaginiert.
Abwehr. Die Bilder lösen Fluchtreflexe aus. Die Situation wird völlig unrealistisch eingeschätzt, und der Redner merkt nicht
mehr: eigentlich alles halb so schlimm!
Angst. Auf der Bühne rebelliert der Körper: Übelkeit, Herzrasen, Mundtrockenheit, Kurzatmigkeit, Schwindelgefühle.
Auswertung. Nach dem Auftritt folgt die Auseinandersetzung mit der Leistung: Viele sehen sich schlechter, als sie waren –
und steigern so das Lampenfieber beim nächsten Mal.
All diese Phasen resultieren aus einem Kardinalfehler: Die Betroffenen konzentrieren sich zu sehr auf ihr Selbst, ihre Gefühle,
ihre Scham, ihre Wirkung, ihre Ovationen. Alles Ballast!
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