Die Karriere-Bibel
Karrieren, die darauf basieren, dass
die Betreffenden einen Trumpf im Ärmel behielten, den sie im richtigen Moment ausspielten. Betrachten Sie es als Investition.
Es lohnt sich!
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12. Juni
Zu Ruf – Wie Reputation entsteht und warum sie so wichtig ist
Ein tadelloser Ruf ist wie Magie: Er ist in der Lage, den Geist zu verzaubern oder zu vernebeln. Das wusste auch Chuko Liang.
Der Heerführer des Shu-Reiches während des chinesischen Krieges der Drei Königreiche galt als überaus gerissen. Diesen Ruf
pflegte er, wo er nur konnte – und eines Tages zahlte sich das aus: Sima Yi, einer seiner Gegner, marschierte mit 150 000
Mann auf Liangs Stadt zu. |200| Dessen Armee weilte in einem fernen Lager, so dass nur 100 Mann zur Verteidigung blieben. Eindeutig zu wenig. Also befahl
Liang seinen Leuten, sich zu verstecken, die Fahnen einzuholen und die Stadttore weit zu öffnen. Er selbst zog sich ein taoistisches
Gewand an und spielte auf der Stadtmauer gut sichtbar Laute. Als Sima Yi näher kam, meditierte Liang unbeeindruckt weiter.
Die Stadt lag offen vor dem feindlichen Heer. Es war ein Leichtes, sie einzunehmen. Zu leicht. Schließlich saß dort oben der
listenreichste Fallensteller seiner Zeit. Aus Furcht zog sich Sima Yi unverrichteter Dinge zurück.
Reputation schützt vor Attacken und schüchtert Konkurrenten ein. Heute genauso wie vor rund 1700 Jahren. Wir leben im Zeitalter
der Inszenierung und der medialen Selbstdarstellung. Ob als Bewerber, Kollege, Chef oder Geschäftspartner – wir alle werden
längst anhand unserer Referenzen beurteilt. Bei einer Studie unter Managern in Österreich und Deutschland kam heraus, dass
Reputation zu rund 40 Prozent über Karrieren entscheidet – gleich an mehreren neuralgischen Punkten: bei Bewerbungen, Beförderungen,
in Jobkrisen und bei Jobverlust. Das Problem am
guten
Ruf ist nur: Er wird lediglich im Bedarfsfall nachgefragt. Peinlichkeiten und Missgeschicke dagegen tratschen die Leute von
sich aus weiter. Der
schlechte
Ruf – er läuft den Betroffenen sprichwörtlich voraus, oder wie es die Wiener Reputationsforscherin Susanna Wieseneder * auf den Punkt bringt: »Die Leute lästern lieber als sie loben.«
Aus der Forschung ist bekannt, dass Reputation durch drei Faktoren auf- oder abgebaut wird:
durch Vertrauenswürdigkeit, die einen berechenbar und verlässlich macht,
durch Erwartungskonformität, wenn einer seiner Rolle möglichst entspricht, sowie
durch etwas Besonderes, das ihn unverwechselbar und bewunderungswürdig erscheinen lässt.
Alle drei Punkte lassen sich steuern, durch Gerüchte allerdings auch zum Nachteil manipulieren. Deshalb ist es wichtig, auf
mögliche |201| Intrigen umgehend zu reagieren: indem man die Sache schnell aufklärt, sich starke Partner sucht, die helfen, die Wahrheit
zu verbreiten, sowie den Urheber ausfindig macht und ihn zur Rede stellt. Besser wirkt sogar, ihn bloßzustellen, denn das
beschädigt seinen Ruf und erschwert (s)eine Retourkutsche. Reputation baut sich nur langsam auf und auch wieder ab. Damit
sich das Bild eines Menschen verfestigt, muss er eine Handlung mindestens fünf Mal wiederholen!
*
Susanna Wieseneder, Reputationsmanagement. Hanser 2006
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13. Juni
Lernwarte – Der MBA ist kein Erfolgsgarant
Für jede Karriere gilt, dass sie auch anders hätte verlaufen können. Nur im biografischen Rückblick meinen manche, dass es
so kommen musste. Daraus werden dann angeblich förderliche Ausbildungsstandards abgeleitet – erst recht, wenn sich damit viel
Geld verdienen lässt. Der Master of Business Administration (MBA) gehört dazu. Das postgraduelle Studium wurde lange als internationaler
Bildungsstandard und Karriereturbo für eine handverlesene Managementelite gepriesen und von den USA euphorisch nach Europa
exportiert. Inzwischen sinkt seine Attraktion wieder – aus vier Gründen:
Der Titel wird inflationär angeboten. Allein in Deutschland gibt es über 200 Studiengänge, die mit dem Abschluss locken. Doch
nicht überall, wo MBA draufsteht, ist auch ein seriöser Abschluss drin. In Europa finden sich längst schwarze Schafe unter
den Anbietern. Wenigstens ein bisschen Sicherheit versprechen drei renommierte Gütesiegel: das der Association to Advance
Collegiate Schools of Business (AACSB), der European Foundation for Management Development (EFMD) und der deutschen Foundation
for International Business Administration Accreditation (FIBAA). Das
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