Die Karriere-Bibel
die Meinungen jedoch auseinander. Die von Henry Ford
postulierte Maxime
Tue Gutes und rede darüber
wird heute modern abgeleitet in:
Tue Gutes und lass andere darüber reden.
Eigenlob müffelt eben immer leicht nach Prahlerei. Aber auch so können Sie sich in das Gedächtnis des Chefs bringen: Tauchen
Sie in Meetings auf, sagen Sie etwas Gutes – aber bitte nur was Gutes. Blabla disqualifiziert. Auch bisherige Erfolge sollten
Sie immer wieder erwähnen, subtil in einem Nebensatz (»wie damals bei meinem Projekt …«). Und bemühen Sie sich lieber um wenige
große Erfolge als viele kleine. Die prägen sich nämlich kaum ein.
Auch regelmäßiger Smalltalk hilft. Aber bitte nie ohne Fingerspitzengefühl! Solche Gespräche funktionieren wie ein Flirt:
Die Absicht dahinter darf der andere nie spüren. Halten Sie sich also an die Maxime: Man muss mit dem anderen so lange sprechen,
bis er mit sich reden lässt.
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18. Juni
Großtraumbüro – Mehr Erfolg durch Einbildung
Pygmalion von Zypern ist ein einsamer, verbitterter Bildhauer. Frauen und Prostituierte bescheren ihm schlechte Erfahrungen.
So zieht er sich zurück und schnitzt sich eine Frau aus Elfenbein – Galatea. Die Statue wird ein wunderschönes, nahezu menschliches
Wesen, voller Anmut und köstlicher Form, eine Traumfrau, in deren Anblick sich Pygmalion unsterblich verliebt. Da fleht der
liebeskranke |207| Künstler die Göttin der Liebe, Aphrodite, an, sie möge Galatea zum Leben erwecken. Und tatsächlich: Als er wie üblich die
Statue liebkost, wird sie Mensch. Schon bald erwidert auch Galatea seine Liebe, und die beiden heiraten. So weit der Pygmalion-Mythos,
den Ovid schildert. Das antike Epos eines begnadeten Bildhauers, der bekommt, was er begehrt, ist zugleich Vorbild und Namensgeber
für einen Effekt, der heute zwar vielen bekannt ist, den aber nur wenige in ihrem Beruf anwenden. Leider.
1968 führten die Psychologen Robert Rosenthal und Lenore Jacobson einige Experimente an US-Schulen durch. Dabei teilten sie
einigen Lehrern mit, dass sie aufgrund bisheriger guter Leistungen im kommenden Schuljahr eine Klasse übernehmen dürften,
die sich aus den intelligentesten und besten Schülern zusammensetze. Nach Ablauf des Schuljahres waren diese Klassen deutlich
besser als die anderen, ihre Noten, selbst der IQ der Schüler, lagen rund 20 Punkte höher. Nur: Die Psychologen hatten gelogen.
Die Klassen setzten sich gar nicht aus den Besten zusammen, sondern aus einer Zufallsauswahl. Weil aber die Schüler selbst
glaubten, zu den Besten zu gehören, und auch die Lehrer ihnen mehr zutrauten, stieg die Leistungs- und Lernkurve. In die Literatur
ging dieser Versuch als Pygmalion- oder Rosenthal-Effekt ein. Auf den Beruf angewendet, bedeutet er zweierlei:
Für Sie selbst:
Entscheidend für den persönlichen Erfolg ist, was Sie über sich denken und was Sie sich zutrauen. Das hat nichts mit dem esoterischen
Du-schaffst-alles-was-du-willst-wenn-du-nur-fest-daran-glaubst-tschakka!-
Quatsch zu tun. Ihre Ziele müssen schon konkret und realistisch sein. Aber die Art, wie Sie über sich denken und wie exakt
Sie den Weg zum Ziel imaginieren, beeinflusst Ihr Handeln, Ihre Ausstrahlung und somit den Erfolg. Der mehrfache französische
Olympiasieger im alpinen Skilauf, Jean-Claude Killy, etwa war vor einem Rennen lange verletzt und konnte nicht trainieren.
Am Abend vor dem Wettkampf, so berichten die Psychologen Paul Tholey und Kaleb Utecht, ging er den Slalomparcours so lange
vor seinem geistigen Auge durch, bis er ihn in optimaler Linie beherrschte. Am nächsten Tag gewann er das Rennen.
Für Führungskräfte:
Die meisten Interpretationen des Pygmalion-Effekts konzentrieren sich auf die Schüler – und vergessen die Lehrer. Dabei hatte
ihr Vertrauen ebenso entscheidenden Einfluss auf |208| das Ergebnis. Der Erfolg einer Klasse oder eines Teams hängt nicht zuletzt davon ab, was Vorgesetzte ihren Leuten zutrauen.
Keiner wagt große Schritte, wenn er glaubt, mit Zwergen zu wandern.
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19. Juni
Stellungswechsel – Regeln für Aufsteigertypen
Es hat vielleicht etwas gedauert, aber irgendwann hat man Ihnen Personalverantwortung übertragen. Glückwunsch! Ob Aufstieg
und Teamwechsel gelingen, hängt jetzt vor allem von Ihrem Verhalten ab. Dabei werden typischerweise fünf Situationen unterschieden:
Der Aufsteiger: Sie avancieren vom Kollegen zum Chef. Aus dem gewachsenen
Du
wird – zumindest
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