Die Karriere-Bibel
Methodik ist allerdings umstritten. Schriftanalyse gilt in Deutschland als esoterischer Hokuspokus. In Frankreich und
Italien dagegen wird sie als ergänzendes Instrument bei der Bewerberauswahl geschätzt. Allerdings brauchen Gutachter für eine
seriöse Analyse mindestens eine ganzseitige Schriftprobe mit Unterschrift. Wer aus weniger seine Schlüsse zieht, produziert
tatsächlich Kokolores. Zudem müssen Gutachter wissen, wie alt der Schreiber ist, welches Geschlecht er hat und ob er Links-
oder Rechtshänder ist. Das lässt sich aus der Schrift nicht erschließen, ist aber wichtig für deren Interpretation. Dann geht
es ins Detail: Die Größenverhältnisse der Anfangsbuchstaben werden genauso untersucht wie der Schreibrhythmus, ob alle Buchstaben
eines Wortes verbunden sind oder nur Teile, ob die Buchstaben mager oder voll wirken, ob sie sich nach links oder rechts neigen
und wie groß die Wortabstände sind. Zum Schluss die Unterschrift. Sie offenbart, wer der Verfasser gerne wäre und wie er sich
nach außen darstellt, entlarvt seinen Ehrgeiz und sein Ego.
Keine Rolle spielt dagegen, ob einer eine Sauklaue hat oder schön |226| schreibt. Ein Narzisst etwa zeichnet sich durch übergroße Wortanfänge sowie auffällig linkslastige Schleifen aus; teamunfähige
Menschen dagegen schreiben unregelmäßig, oft in Form spitz auslaufender Bewegungen. Die Schreibweise lässt sich sogar zu einem
Ideal stilisieren: Der perfekte Manager schreibt demnach druckstark (Tatkraft und Belastbarkeit), vereinfacht die Buchstaben
(Blick fürs Wesentliche) und verbindet sie originell (Logik). Faszinierend, oder?! Wer mag, kann sich im Internet (graphologies.de)
ebenfalls einem kurzen – aber unwissenschaftlichen – Selbsttest unterziehen.
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4. Juli
Schreib weise! – Wie die Handschrift gedeutet wird
Eine Schönschrift ist wie ein hübsches Kleid: Sie kann vieles kaschieren und ist kaum zu deuten. Alles andere aber, unleserliches
Gekritzel oder Schreibschrift, entlarvt den Charakter seines Autors. Die Hauptindizien: die sogenannte Ober-, Mittel- und
Unterlänge.
Die Mittellänge ist der Bereich, in dem die Kleinbuchstaben m oder e liegen, die Oberlängen bilden die der Buchstaben b, d,
h, k, l und t, die Unterlängen g, j, p, q und y. Betonte Oberlängen verraten den Schriftgelehrten intellektuelle Interessen
und wie begeisterungsfähig der Autor ist. Sind sie verkümmert, wird das als geistige Faulheit ausgelegt. In der Mittelzone
wiederum drückt sich das Selbstwertgefühl des Schreibers aus. Je ausladender die Schrift, desto größer sein Ego. Ausgeprägte
Großschreiber können stolz, großmütig oder aufgeblasen sein, andererseits auch voller Taten- und Freiheitsdrang. Aus den Unterlängen
schließen Graphologen auf die Triebe sowie die materiellen und praktischen Interessen. Sind sie verkürzt, beweist das Durchsetzungsmangel
und Antriebsarmut.
Ein weiteres Merkmal ist die Verbindung der einzelnen Buchstaben. Schriftgutachter unterscheiden dabei zwischen
Arkade
,
Girlande
,
Winkel
und
Faden
. Eine Arkade ist die bogenförmige Wölbung, wie sie etwa im Buchstaben
m
vorkommt. Weil sie oben geschlossen ist, symbolisiert sie Verschlossenheit und Zurückhaltung. Ein Arkadenschreiber ist schwer
aus der Reserve zu locken und gibt nur ungern sein Innenleben preis. Das Gegenstück ist die Girlande, |227| wenn das
n
wie ein
u
aussieht. Girlandenschreiber sind aufgeschlossene, kontaktfreudige, freundliche Menschen. Entscheidend ist allerdings, wie
sehr die Girlande auseinandersteht: Weit und kelchförmig Schreibende geben ihr Wissen gerne weiter; sind die Bögen eng und
tief, spricht das eher für einen gehemmten Eigenbrötler. Winkelschreiber wiederum malen ihre Konsonanten als Zickzacklinien.
Wer so schreibt, gilt als willens- und durchsetzungsstark – manchmal aber auch als verbohrt und unduldsam. Von Fadenschreibern
spricht man, wenn die Buchstaben
m
und
n
als waagerechte Striche (Faden) erscheinen. Sie sind oft Opportunisten, drücken sich gern vor schweren Entscheidungen, bleiben
vage und versuchen, ohne größere Anstrengung ans Ziel zu kommen.
Ein drittes Kriterium ist die Schräglage. Eine überwiegend nach links geneigte Schrift wird als Selbstbezogenheit und Selbstbeherrschung
interpretiert. Rechtsschrägschreiber dagegen gelten als warmherzig, ungezwungen und kontaktfreudig. Sie können sich aber auch
durch Unbeständigkeit und mangelnde Disziplin
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