Die Karte Des Himmels
Überredungskünste, meinen Vater zu überzeugen, nachdem ich ihm den Plan erläutert hatte, und meine Zuversicht wuchs rasch. Im folgenden Frühjahr, es war das Jahr 1774, legte der Architekt eine Zeichnung für einen ovalen Raum vor, und die Arbeit begann. Schon bald wurde Starbrough Hall von Fuhrwerken belagert, die mit Sand und getrockneten Hölzern beladen waren, während andere mit staubigen Haufen fortfuhren. Ein halbes Dutzend Arbeiter kam aus dem Dorf, dann eine Anzahl guter Zimmerleute, die gerade die neuen Gebäude auf Holkham Hall gefertigt hatten. Diese Männer verteilten mit ihrem Schuhwerk den groben Schmutz auf den Fluren, auf denen Mr. Corbett Matten ausgelegt hatte, und bald schon hustete man nach dem Einatmen ein kreidehaltiges Miasma aus. Betsy und ich behaupteten, dass wir den Staub in unserem Essen schmecken konnten, aber Mrs. Godstone empfand unsere Klagen als anstößig, und Mr. Corbett bedeutete uns zu schweigen.
Es waren die lautstark gerufenen Befehle und das Hämmern, die Vater am Ende aus dem Haus trieben. Auch tagsüber wohnte er nun im Starbrough Folly, schlief sogar im Turmzimmer auf einer kleinen Matratze, wenn ihm danach war. Und so blieb es mir überlassen, Mr. Gibbons anzuleiten, den Architekten. Er war ein freundlicher Mann – offenbar mit einer Tochter ungefähr meines Alters gesegnet –, der die Angelegenheit würdig und höflich mit mir besprach. Es gefiel mir, und es überraschte mich. Außerhalb des Hauses hatte mich noch nie jemand mit solchem Respekt behandelt, und ich blühte auf unter meinen neuen Verantwortlichkeiten. Auf der anderen Seite setzte Mr. Trotwood, der grässliche Verwalter meines Vaters, sich in der Absicht, mich zu demütigen, absichtlich über meine Anweisungen an die Arbeiter hinweg. Und so lernte ich mit der Zeit, taktisch vorzugehen, indem ich Mr. Gibbons oder den Vorarbeiter ansprach, anstatt ihm meinen Willen direkt zu übermitteln.
Während die Monate auf diese Weise verflogen, bemerkte ich, wie Mrs. Godstone und Mr. Corbett sich hinsichtlich meiner Person veränderten. Sie blieben höflich und freundlich, aber zwischen uns erwuchs eine unbehagliche Distanz. Und dann kam eine Zeit, in der ich nicht mehr mit ihnen aß, sondern mit meinem Vater. Oder, wenn er sich im Haus aufhielt, allein in dem großen Esszimmer, wo Betsy mich bediente. Sogar Susan behandelte mich anders, rief mich öfter als je zuvor Miss Esther, was mich verletzte. Seit einigen Jahren schon teilte sie nicht mehr das Bett mit mir, denn ich war kein trostbedürftiges kleines Kind mehr, das unter Albträumen litt. Nun aber klopfte sie an, bevor sie mein Zimmer betrat. ›Du bist bald eine Frau‹, sagte sie zu mir, als sie mir einmal half, mich für das Dinner anzuziehen. »Nee, eine Lady ... ich hab’s immer gewusst ... und eine zauberhafte Lady.« Die frühere Zuneigung war geblieben, wie ich in ihrem Blick erkennen konnte, aber irgendetwas Bedeutsames hatte sich verändert. Vater behandelte mich wie die Tochter des Hauses, und der Haushalt folgte ihm darin.
Das erste Mal spürte ich die Verlassenheit, als mein alter Freund Matt sich zum Gruß an die Mütze tippte, wenn er mich sah. Wir gingen scheuer miteinander um, auch, weil wir spürten, dass er zu einem Mann und ich zu einer Frau wurde. Mit vierzehn konnten wir nicht mehr im Dreck spielen, wie wir es als Kinder getan hatten. Und wir wollten das auch gar nicht. Inzwischen arbeitete er den ganzen Tag mit seinem Vater, und seine Alltagskleidung war so schäbig, wie meine hübsch und ordentlich war, seine Hände so schwielig und die Nägel so schmutzig, wie meine sauber und manikürt. An hohen Feiertagen und Festen hörte ich, dass er sich auf dem Dorfplatz mit den anderen Burschen traf, dass sie zu viel Ale tranken und mit den Mädchen ihren Spott trieben. Die Zeiten, in denen wir in den Wald rannten, waren längst vorbei und wurden mit keiner Silbe erwähnt. Manchmal stimmte es mich traurig, denn ich sehnte mich nach einem Freund in meinem Alter.
Zur Erntezeit waren die Hauptarbeiten an unserer neuen Bibliothek beendet, und die Arbeiter verschwanden, um bei den Bauern auszuhelfen. Dann nahte ein Tag im späten September, an dem die letzten Handgriffe erledigt wurden. Wir – mein Vater und ich – standen bewundernd vor den weiß gestrichenen Regalen und Schränken, den Glastüren und der taubenblau bemalten Decke. Wir sprachen bewundernd über die schöne Verzierung, die sich, wie aus weißem Zuckerguss gespritzt,
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