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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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mit Sicherheit, was Euan selbst fühlte.
    Ja, das Problem würde sich irgendwann von ganz allein lösen. Sie würde nicht verschwinden, sondern die Sache aussitzen. Wenn das Schicksal es so wollte, dann würde es auch geschehen, wie Gran manchmal sagte. Bei Mark war Jude überzeugt gewesen, dass sie nichts tun musste, damit das Schicksal seinen Lauf nahm. Jetzt musste sie lernen, dass es doch wichtig war, dem eigenen Schicksal auf die Sprünge zu helfen. Nicht indem man andere Schachfiguren auf grobe, selbstsüchtige Art vom Brett fegte, sondern indem man andere Menschen auf seine eigenen Bedürfnisse und Gefühle aufmerksam machte und die Wahrheit sagte, soweit man dazu in der Lage war; indem man die Probleme löste, anstatt die Flucht zu ergreifen. Das alles machte eine erwachsene, verantwortungsbewusste Lebenseinstellung aus.
    »Danke für das wunderbare Essen«, sagte Chantal, als sie das Lokal verließen.
    »Danke für alles, was Sie getan haben, um mich zu unterstützen«, sagte Jude und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
    Den restlichen Nachmittag verbrachte Jude damit, sich Notizen zu dem Artikel zu machen, den sie für das Magazin von »Beecham’s« schreiben sollte. Inzwischen hatte sie die Figuren für ihre Geschichte beisammen und eine Idee, wie sie die Geschichte des Verkaufs darstellen wollte. Es war unglaublich aufregend. Der einsame Sterndeuter und der Turm, den er errichtet hatte; das kleine Mädchen, das er fand und zu seiner Assistentin ausbildete, während sie ihre eigene geheimnisvolle Geschichte zu erzählen hatte. Was war mit ihr geschehen, und warum hatte sie das Haus nicht geerbt? Es wäre wunderbar, wenn Jude berichten könnte, dass die Wickhams irgendeinen gewichtigen Beitrag zum gegenwärtigen Wissen über Sterne beigetragen hatten. Aber das war eher unwahrscheinlich, wenn man Cecelia glauben durfte.
    Über die Verbindung dieser Geschichte zu ihrer eigenen Familie, also über den Traum, würde Jude nichts schreiben. Es war schwierig, das Ganze so zu erklären, dass es ernst genommen würde, und außerdem wäre es nicht in Ordnung, Summers Erfahrungen in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ohnehin war Summers Geschichte ja erst im Begriff, sich zu entfalten.
    Als Jude ihren Wagen am selben Abend um halb acht draußen vor dem Blacksmith Cottage parkte, waren die Gäste ihrer Schwester längst gegangen. Nachdem sie den ganzen Nachmittag in der Sonne herumgetobt hatte, war Summer ziemlich müde. »Geht es ihr gut?«, fragte Jude, als Summer im Obergeschoss war.
    »Ja, sehr gut. Ich hab dir ja schon erzählt, dass der Arzt gestern dasselbe gesagt hat. Dass es keinen Anlass zur Sorge gebe und dass kleinere Kinder öfter mal Zeiten hätten, in denen sie schlecht schliefen oder schlecht träumten. Und da Summer einen prächtigen Appetit hätte und das Leben genieße, würde es wirklich keinen Grund geben, sich Sorgen zu machen. Punkt.« Claire, die auch müde zu sein schien, trank ihren Tee aus und stellte die Tasse entschlossen ab. »Ich sollte erleichtert sein. Ich bin erleichtert.«
    Jude war es nicht. »Hast du ihm erzählt, wie es mit den Träumen angefangen hat und dass ich dieselben hatte?«
    »Ich hab’s versucht, aber es hat ihn irgendwie nicht interessiert.«
    Jude seufzte. »Das überrascht mich nicht. Es klingt zu haarsträubend.«
    »Die ganze Sache muss ein Zufall sein. Jude, dein Gesicht, du siehst so ernst aus. Glaubst du immer noch, dass irgendwas nicht stimmt?« Claires Augen wirkten riesig in ihrem Gesicht, und zum ersten Mal erkannte Jude, wie erschöpft ihre Schwester war.
    »Nein, ich habe mir nur Gedanken über dich gemacht. Kannst du schlafen?«, fragte sie sanft.
    »Nicht besonders gut«, gestand Claire und schloss die Finger fest um die leere Tasse. »Ich mache mir Sorgen. Ich kann immer noch nicht ganz glauben, was du sagst, aber ich mache mir Sorgen.«
    Genau wie ich, dachte Jude. Ihre Unstimmigkeiten wegen Euan rückten in den Hintergrund. Beide machten sich größere Sorgen um die kleine Summer.
    »Ich geh nach oben und sag Gute Nacht«, sagte Jude. »Dann können wir einen Blick auf die astrologische Zeichnung werfen. Ich bin gleich wieder da.«
    »Okay. Aber lies ihr nicht wieder eine von diesen schrecklichen Geschichten vor«, bat Claire.
    »Bestimmt nicht. Ich nehm etwas Leichtes.«
    Jude las Der süße Brei , das Märchen von einer Frau mit einer Zauberschüssel, die das Zauberwort nicht kannte und das gesamte Dorf mit Brei überflutete. Überhaupt nicht

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