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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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Claire mit dem Tee nach draußen ging und Jon am Ärmel zupfte. Die Geste war so zärtlich und gleichzeitig selbstverständlich, dass Jude sich fragte, woher Claire sie holte. Jon wandte sich ihr zu, und Jude war wie gebannt, als die beiden einen ungezwungenen Blick austauschten, obwohl Jon immer noch verärgert aussah und Claire gereizt. Wie ein altes Ehepaar, dachte Jude, was wirklich ungewöhnlich war, denn soweit sie wusste, hatten sie sich seit sieben oder acht Jahren nicht gesehen. Jude und Mark hatte das gleiche Gefühl verbunden. Manchmal hatten sie sich wie in der Zeit vor ihrer Verlobung – damals war er ständig auf Reisen gewesen, ein ganzes Jahr lang – monatelang nicht gesehen, und doch hatten sie jedes Mal genau dort weitergemacht, wo sie aufgehört hatten. Trotzdem hätte sie es nicht vor Mark geheim gehalten, wenn sie unerwartet ein Baby von ihm bekommen hätte. Und das, so vermutete Jude, würde Claire und Jon entweder zusammenbringen oder noch weiter auseinandertreiben. Sie fragte sich, ob es in Ordnung war, wenn sie auf das Erste hoffte. Mit dem lässigen jungen Mann, dem sie an Weihnachten vor beinahe acht Jahren begegnet war, hatte Jon kaum noch etwas gemein.
    Jude trank ihren Tee aus und beschloss zu gehen. Obwohl sie es kaum abwarten konnte, mehr über Tamsin Lovall zu erfahren und Claire von ihrem Traum über Esther zu erzählen – ganz zu schweigen davon, dass sie zu gern gewusst hätte, was zwischen Claire und Euan vorgefallen war, wollte sie bei Claire und Jon nicht den Anstandswauwau spielen. Doch diesmal war es Jude, die von Jon gerettet wurde.
    Sie ging in den Garten und sagte: »Ich muss jetzt langsam mal nach Hause fahren.«
    »Aber du hast mir doch noch gar nichts erzählt!«, rief Jon. »Warum bist du auf der Suche nach meiner Großmutter? Deshalb bin ich doch überhaupt hergekommen. Nur deshalb bin ich diese Straße entlanggefahren und habe Summer entdeckt. Verdammt, und gerade hat mir Claire gesagt, dass ich meine eigene Tochter gerettet habe! Dabei wollte ich doch eigentlich zu dir .«
    »Wo wir gerade dabei sind ... ich versteh es immer noch nicht ganz. Wie kann es sein, dass Tamsin deine Großmutter ist?«
    »Also«, begann Jon, »ich fang ganz von vorn an.« Er lehnte sich an das Trampolin und erzählte ihnen die Geschichte.
    »Ein alter Freund unserer Familie hat meinem Dad deinen Brief über Tamsin Lovall gezeigt, der am Freitag in der Zeitung erschienen ist. Bis dahin hatte ich keine Ahnung, dass sie Lovall geheißen hat, aber dieser Freund konnte sich an sie erinnern und sagte, es müsse sich um sie handeln. Ich war erstaunt, weil ich nicht wusste, dass sie eine Roma gewesen war. Dad hat es nie erwähnt, weil sie, wie er sagte, ein Geheimnis daraus gemacht hat und er das respektieren wollte.«
    »Das heißt, Tamsin ist tot?«, fragte Jude leise.
    »Ja, sie ist schon vor vielen Jahren gestorben, als ich fünf oder sechs war«, sagte Jon. »Ich kann mich überhaupt nicht an sie erinnern.«
    »Ach, das ist so traurig!«, rief Jude. All die Jahre, die Gran sich umsonst den Kopf zerbrochen hat. Tamsin, das Mädchen, dem sie die Halskette weggenommen hatte, war tot. Und sie musste vergleichsweise jung gestorben sein. »Wann war das?«, fragte sie. »Tut mir leid, ich kann nicht nachrechnen, weil ich nicht weiß, wie alt du bist.«
    »Genauso alt wie du«, warf Claire ein. »Vierunddreißig, oder, Jon? Am fünfzehnten April, wenn ich mich recht erinnere. Widder. Ein Feuerzeichen, genau wie ich.«
    Jon warf ihr einen erstaunten Blick zu.
    »Ist schon in Ordnung«, fügte Claire hastig hinzu. »Ich erwarte von Männern nicht, dass sie sich an Geburtstage und so weiter erinnern. Ich bin Löwe – zwanzigster August.«
    Jude achtete kaum auf diese Unterhaltung, sondern dachte nach: Tamsin war also vor fast dreißig Jahren gestorben. Und Gran hatte es nicht erfahren. Fast dreißig Jahre also, in denen die Halskette ihr auf dem Gewissen lastete. Jessie würde sie dennoch Tamsins Familie zurückgeben wollen.
    »Wie auch immer«, sagte Jon, »Dad hat versucht, dich über die Telefonnummer anzurufen, die in der Zeitung angegeben ist. Aber es stellte sich heraus, dass sie nicht verfügbar ist.«
    »Wirklich?«, sagte Jude überrascht.
    »Ja, schau mal.« Er zog eine Brieftasche aus seinem Jackett, entnahm ihr einen kleinen Zeitungsausschnitt und reichte ihn ihr.
    »Verdammt, sie haben meine Nummer falsch abgedruckt«, sagte sie verärgert.
    »Ja, und da steht nur Starbrough Hall,

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