Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
Vom Netzwerk:
Augen. In der Art, wie sie dasaß und ihre Handtasche auf dem Schoß umklammert hielt, sah sie aus wie eine jener tapferen Frauen aus einem Film aus den 1940er-Jahren, die nach tragischen Ereignissen und Enttäuschungen ihr Haar in eine Dauerwelle legten, sich die Lippen mit dem Lippenstift nachzogen und mit ihrem Leben weitermachten. Den Schein aufrechterhalten. Das war Valerie, und sie würde sich auch jetzt nicht ändern. Jude spürte einen Anflug von liebevoller Wärme für ihre Mutter. Valerie war auf ihre eigene Art tapfer. »Man muss das Beste draus machen«, hatte sie immer gesagt.
    Zur Überraschung aller brach Claire in Lachen aus. Es begann als bitteres Gelächter, gewann dann an Geschwindigkeit und Fülle, verwandelte sich in ein Lachen der Erleichterung und schließlich in ein unkontrolliertes Kichern. Als Nächstes erwischte es Jude, dann Valerie. Nur Douglas saß ein wenig irritiert daneben, aber immerhin, mit seinem Lächeln bewies er guten Willen.
    »Oh, Mum, tut mir leid«, sagte Claire und wischte sich die Tränen fort. »Eigentlich ist es überhaupt nicht witzig. Wenn ich Summer nicht hätte und nicht genau wüsste, wie sich das alles anfühlt, wäre ich inzwischen bestimmt voller Wut aus dem Zimmer gestürmt.«
    »Darin warst du immer sehr gut«, sagte Valerie. »Mir ist nie ein weniger fügsames Kind begegnet. Ich wusste einfach nicht, wie ich mit dir umgehen sollte. In diesen Dingen war dein Vater so viel besser als ich. Also habe ich es ihm überlassen. Aber sieh dich jetzt an – wie schön du bist und was für eine wundervolle Tochter du hast. Ich bin so stolz auf dich! Ja, das bin ich wirklich. Aber mir kann ich es nicht zugutehalten.« Wieder fing sie an zu lachen. »Tut mir leid, Douglas, du musst glauben, dass wir verrückt geworden sind. Jude, Darling, es tut mir auch so leid, ich wollte nicht, dass du dich ausgeschlossen fühlst.«
    »Ich fühle mich nicht ausgeschlossen«, sagte Jude schlicht, die nie an der Liebe ihrer Mutter gezweifelt hatte. »Ganz ehrlich! Aber jetzt sollten wir uns besser rasch ein bisschen zurechtmachen, ich höre die Männer zurückkommen!«
    Summer öffnete die Tür und kam ins Zimmer gelaufen. Dann folgten Robert und Frank mit den Zwillingen, Max, der einen Fußball trug, danach Euan und Jon tief in ein Gespräch versunken, das sie abbrachen, als sie die Frauen mit geröteten Wangen und aufgeregt in der Bibliothek sitzen sahen. Gran erwachte mit einem Ruck.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Euan.
    »Oh, ja«, antwortete Claire und fing wieder an zu kichern.
    »Liegt wohl am Kir«, sagte Jude und bemühte sich, nicht dem Beispiel ihrer Schwester zu folgen.
    Douglas stand auf und sagte: »Ich hoffe, Sie haben eine schöne Tour über das Gelände gemacht?«
    »Ja, wir haben uns über die Verwaltung des Anwesens unterhalten«, sagte Robert, »und natürlich ein paar Elfmeter geschossen. Nein, nicht hier drin, Max.« Er schnappte sich den Fußball und stopfte ihn in eine leere Kohlenschütte.
    »Es wird allmählich dunkel«, sagte Euan.
    Robert wollte das Licht anschalten, doch Summer rief:. »Nein! Euan hat es versprochen!«
    Irritiert schaute er Euan an.
    »Stimmt, das hab ich«, sagte Euan, »Robert, haben Sie vielleicht eine Laterne? Vielleicht eine mit einer Kerze?«
    »Das müsste Alexia wissen«, sagte er, »oder meine Mutter.«
    Er ging aus dem Zimmer und kehrte kurz darauf mit den beiden Frauen zurück. Alexia trug eine Laterne mit einer Kerze und hielt in der anderen Hand eine Streichholzschachtel. »Die haben wir bei dem schönen Adventssingen benutzt, weißt du noch?«, fragte sie ihren Mann.
    Chantal zog die Vorhänge zu, sodass der Raum im Halbdunkel lag. Euan zündete die Kerze an und trug sie zum Orrery hinüber, wo er sie in die Mitte des Kreises platzierte.
    »Nun versammelt euch rundherum«, sagte er mit melodramatischer Stimme, und alle stellten sich so hin, dass sie gut sehen konnten. Nur Gran blieb in ihrem Sessel sitzen und beharrte darauf, dass sie genügend erkennen konnte.
    »Die Kerze ist die Sonne. Komm hierher, Georgie, dann siehst du besser. Jetzt stellt euch die sechs Planeten vor ... das hier ist die Umlaufbahn des Merkur, das ist Mars, hier Venus, Jupiter und Saturn ...«, er berührte jede Holzstrebe des Orrery, während er sprach, »und alle kreisen um die Sonne. Ihr könnt sehen, wo das Licht auf jeden einzelnen Planeten fällt und welcher Teil in der Dunkelheit liegt.«
    Jude schaute in die halb von der flackernden Kerze erhellten

Weitere Kostenlose Bücher