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Die Karte Des Himmels

Die Karte Des Himmels

Titel: Die Karte Des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Hore
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ein. Tamsins Tod. Sie musste gestorben sein, als Jude fünf oder sechs war, und damals hatten die Träume angefangen. Es konnte ein lächerlicher Zufall sein, aber auch eine Annahme, mit der man arbeiten konnte. Durch den Wald rennen und nach der Mutter rufen. Tamsin und Jessie hatten vor den Soldaten flüchten müssen. Summer hatte sich verirrt, auch wenn sie das nicht übermäßig beunruhigt hatte. Irgendjemand, und zwar ein Mädchen, war dort gewesen und hatte sie beschützt, hatte dafür gesorgt, dass sie sich nicht ängstigte. Alle nahmen an, dass es sich wirklich um ein Mädchen gehandelt hatte, aber vielleicht stimmte das gar nicht? Esther, Rowan, Tamsin und andere unbekannte kleine Mädchen, die als Schatten durch den Wald liefen. Wahrscheinlich würde sie es nie erfahren.

35. Kapitel
    Am Freitagmorgen wachte Jude in trübseliger Stimmung auf. Die Freude, die sie am Tag zuvor noch empfunden hatte, verdunstete wie Morgentau. Am Vormittag sollte der Spediteur kommen, um die Bücher und die Instrumente abzuholen. Anschließend musste sie Abschied nehmen von all den Menschen hier, die sie liebte, und nach London zurückkehren.
    Als sie um acht Uhr die Treppe herunterkam, war Robert in geschäftsmäßiger Stimmung. Nur sein irritierendes, unmelodiöses Pfeifen verriet seine Nervosität. Es geschah nicht jeden Tag, dass er das Familienerbe verkaufte. Alexia war mit Max und Georgie in einen Kinder-Ferienclub im Nachbardorf gefahren. Chantal erschien um halb neun zum Frühstück, ging danach aber mit Miffy wieder hinauf in ihr Zimmer.
    »Sie ist aufgeregt«, sagte Robert, »verständlich. Ich vermute, dass sie in ihrem Zimmer bleiben wird, bis die Männer wieder verschwunden sind. Das habe ich ihr jedenfalls geraten. Wann wird der Transporter Ihrer Meinung nach eintreffen?«, fragte er.
    »Gegen zehn, hat man mir gesagt, aber das hängt vom Verkehr aus London heraus ab. Machen Sie sich keine Sorgen, die Männer übernehmen das Einpacken komplett selbst. Sie kennen sich damit aus. Wir müssen ihnen nur zeigen, wo alles ist. Oh, möchten Sie, dass der vordere oder der rückwärtige Eingang benutzt wird?«
    »Der vordere, würde ich sagen. Wenn wir beide Türflügel öffnen, haben sie viel Platz für ihr Manöver. Sind Sie wirklich sicher, dass die Männer vorsichtig sind und nichts beschädigen?«
    »Ganz sicher«, erwiderte sie mit fester Stimme.
    Die gesamte Operation verlief geräuschlos, genau wie sie es vorhergesagt hatte, aber es war unendlich traurig mitanzusehen, wie der Orrery und der Globus in Verpackungsmaterial gehüllt, die Bücher eingeschlagen und in Kisten gelegt wurden.
    Als der Transporter verschwunden war, ließ Jude den Blick ein letztes Mal durch die Bibliothek schweifen. Am liebsten hätte sie geweint, als sie die geisterhaften Konturen sah, die die Bücher im Staub zurückgelassen hatten, und die abgeschabten Stellen auf dem Marmorfußboden, wo die Planetenmaschine gestanden hatte. »Ich fühle mich, als hätte ich jemanden ermordet«, flüsterte sie Miffy zu, die die Treppe nach unten gewandert war, nachdem der Aufruhr sich gelegt hatte. Chantal folgte ein wenig später, sah elend aus und vermied es, sich überhaupt in der Nähe der Bibliothek aufzuhalten. Robert hingegen wirkte fröhlicher, jetzt, nachdem die Tat vollbracht war, und als Alexia gegen Mittag mit den Zwillingen zurückkehrte, hatte die Atmosphäre sich fast wieder normalisiert.
    Nach dem Mittagessen kam auch für Jude die Zeit, nach London aufzubrechen. Robert brachte ihren Koffer nach unten und verstaute ihn im Kofferraum. Sie legte den Laptop und die Aktentasche daneben, bevor sie sich umdrehte, um sich von der Familie Wickham zu verabschieden, die sich an der Treppe aufgereiht hatte.
    »Ich kann mich gar nicht genug bedanken, dass ich bei Ihnen bleiben durfte«, sagte sie und küsste Alexia und Chantal auf die Wange, schloss die Zwillinge in die Arme und schüttelte Robert die Hand. »Natürlich melde ich mich in Kürze bei Ihnen. Wir möchten unsere Klienten gern in jeder Phase beraten und begleiten. Machen Sie sich deswegen also keine Sorgen.«
    »Und es wäre wunderbar, wenn Sie bald wieder ein paar Tage bei uns bleiben könnten«, sagte Alexia. »Sie sind ein sehr pflegeleichter Gast. Und vielen Dank für das schöne Bild!«
    »Keine Ursache«, sagte Jude. »Und ich würde gern wiederkommen. Ach, ich werde Sie alle vermissen!«
    Als Jude davonfuhr, sah sie im Spiegel, wie sie alle winkten, bevor ihr der Blick vor nicht

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