Die Karte Des Himmels
schrieb.
WÜNSCHTE WIRKLICH, DU WÄRST HIER. HAB’S DOCH NICHT MEHR BIS DONNERSTAG GESCHAFFT. BIN AM SAMSTAG ZURÜCK. FALLS DU DEINE MEINUNG ÄNDERST, WEISST DU JA, WO DU MICH FINDEST. CIAO C.
Jude dachte darüber nach, während sie in der Badewanne lag. Das mit Caspar schien eine Ewigkeit her zu sein; sie verspürte nicht den geringsten Impuls, ihre Meinung zu ändern. Stattdessen ging ihr Euan durch den Kopf.
Er rief sie abends an, als sie an ihrem Artikel arbeitete, und sie war überglücklich, seine Stimme zu hören. »Du hältst mich wahrscheinlich für blöd«, sagte sie, »aber auf dem Weg nach Hause habe ich bei dir vorbeigeschaut.«
»Was?«, rief er. »Wann denn?«
»Ich verrate dir, wo ich war«, sagte er, nachdem sie es ihm erzählt hatte. »Oben am Starbrough Folly. Ich habe herausgefunden, wer sich hinter unserem Fallensteller-Phantom verbirgt. Erinnerst du dich an die Gewehrschüsse, vor denen du davongerannt bist, an dem Tag, als wir uns das erste Mal begegnet sind?«
»Wie könnte ich das vergessen? Sag nichts, es ist Farrell. Der Eigentümer des Geländes.«
»Falsch. Ich glaube nicht, dass du draufkommst. Es ist dieser ›Mann für alle Fälle‹, den sie auf Starbrough Hall für die Fasanen angeheuert haben. George Fenton. Draußen in der Nähe des Turmes bin ich über ihn gestolpert. Er hatte ein Kaninchen bei sich, das er geschossen hatte.«
»Das war der Kerl, der Barney und Liza des Diebstahls bezichtigt hat, oder?«
»Genau. Ich habe mit Robert darüber gesprochen. Klingt so, als hätte man hier den Bock zum Gärtner gemacht. Robert hat erzählt, dass Fenton kurz bei Farrell angestellt war. Aber Farrell hat ihn vor ein paar Monaten entlassen, weil es Streit ums Geld gab. Deshalb war er sauer. Ich glaube, er ist einfach durch die Gegend gezogen und hat auf alles geschossen, was ihm in die Quere kam. Außerdem hat er hier und da ein bisschen randaliert. Robert kann sich vorstellen, dass Fenton die Fasanen sogar selbst gestohlen hat. Wie auch immer, Robert hat die ganze Sache der Polizei erzählt.«
»Dann ist wenigstens das aufgeklärt. Zum Glück. Es war nicht lustig, mich als Zielscheibe zu fühlen.«
»Ganz bestimmt nicht. Ich wünschte nur, dass man mit Farrells Plänen ebenso leicht fertig werden könnte.«
»Hm.«
»Jude, es tut mir wirklich leid, dass wir uns vor deiner Abreise nicht mehr gesehen haben. Es war ... also, in der letzten Woche ging alles reichlich drunter und drüber, nicht wahr?«
»Gelinde gesagt.«
»Ich dachte, wir beide könnten eine Auszeit gebrauchen. Aber vielleicht hast du Lust, bald wieder hierherzukommen. Sollen wir das mal festhalten? Wenn wir beide wieder ein bisschen klarer sehen?«
»Euan, das wäre wundervoll.«
Als Jude am Montag im Büro darauf wartete, dass ihr Computer hochfuhr, schwelgte sie in Tagträumen über das Wiedersehen.
»Hier kommt dein Kaffee«, sagte Suri, und Jude zuckte zusammen. Suri schob einen großen Cappuccino im Pappbecher zu ihr hinüber. »Du siehst aus, als könntest du was Kräftiges gebrauchen.«
»Oh, Suri«, seufzte Jude, »du bist wirklich ein Schatz.«
»Wie war dein Urlaub?«, erkundigte Inigo sich steif vom Nebentisch aus.
»Erholsam in jeder Hinsicht«, erklärte Jude, »wenn es auch nicht unbedingt ein Urlaub war. Und interessant. Sogar faszinierend. Wenn du möchtest, erzähle ich dir von Starbrough Hall. Es ist ein bisschen wie in einem historischen Kriminalroman.«
»Danke, ich würde mich freuen«, sagte er niedergeschlagen. Er tat Jude ein bisschen leid.
»Heute beim Mittagessen?«, fragte sie, ohne nachzudenken. Er nickte. Verdammt. Jetzt würde sie sich damit arrangieren müssen, dass er eine Stunde lang über Klaus lamentierte. Sie musste wirklich lernen, ihr Mitgefühl für andere Menschen im Zaum zu halten.
»Gut«, sagte Klaus, bat Jude in sein Zimmer und schloss die Bürotür hinter sich, bevor er seinen schlaksigen Körper hinter den Schreibtisch manövrierte. »Der Verkauf aus Starbrough. Angesetzt auf den ersten Dienstag im November, wie ich sehe. Erzählen Sie mir alles.«
Jude begegnete seinem ernsten Blick. Das wird keine freundschaftliche Plauderei, stellte sie fest. »Also«, begann sie, »wir haben eine Geschichte. Ich habe Ihnen ein Exposé meines Artikels gezeigt. Inzwischen liegt mehr vor, und am Samstag habe ich den Entwurf abgeschlossen.« Dann erzählte sie ihm alles über Anthony Wickham, über dessen verlorene Adoptivtochter Esther und über die Entdeckung, die die
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