Die Karte Des Himmels
einbringen soll«, sagte Klaus mit seiner sanftesten Stimme, »wenn die Objekte so sind, wie Sie sie beschreiben. Es ist wichtig, den Preis hochzutreiben.«
»In diesem Markt? Außerdem hat sich noch niemand die Globen und das andere Zeug angeschaut.«
»Dafür werden sich viele Interessenten finden. Wie auch immer, es hilft Clive, uns in New York den Rücken zu stärken. Das ist Firmenpolitik, Jude. New York hat uns aufgefordert, Stellen zu kürzen.« Seine Augen glänzten. »Vertrauen Sie mir.«
Jude seufzte. Er war unmöglich. Wie immer. Falls seine Rechnung aufging, würde er Ruhm und Ehre ernten. Wenn nicht, würde man ihr die Schuld in die Schuhe schieben. Ja, sie musste ihm vertrauen, wohl oder übel.
»Wenn es Ihnen gelingt, das Geschäft heute Vormittag klarzumachen, werden wir besprechen, wie wir weiter vorgehen. Damit die Sammlung Starbrough ein Riesendeal wird, muss die Öffentlichkeit sie als echten Knaller wahrnehmen.« Er marschierte zurück in sein Büro.
Jude setzte sich an ihren Schreibtisch und starrte mit leerem Blick auf Wickhams Observationsjournale. Großer Gott, hoffentlich fand sich darin eine Geschichte, die bedeutend genug war, um die Erwartungen zu erfüllen. Sie war sich bewusst, dass Klaus vermutlich lauschte – er hatte die Tür zu seinem Büro offen gelassen –, als sie nach dem Telefon griff und die Nummer von Starbrough Hall wählte.
»Guten Morgen«, sagte sie, als Robert abnahm. »Ich hoffe, dass ich nicht zu früh anrufe. Ich möchte mich erkundigen, ob Sie schon eine Entscheidung gefällt haben. Das Team hier in London würde sich glücklich schätzen, den Verkauf der Sammlung übernehmen zu dürfen.« Businessjargon. Sie hasste ihn.
»Und wir schätzen uns glücklich, Ihnen die Sammlung überlassen zu dürfen«, erwiderte Robert.
Vor Erleichterung wäre Jude beinahe aufgesprungen. Stattdessen schaute sie Klaus, der inzwischen an der Tür stand und zuhörte, mit einem breiten Grinsen an. »Gut gemacht«, formte Klaus mit den Lippen und nickte.
Doch im Hochgefühl ihres Erfolgs sah sie plötzlich Chantal vor sich, die in der wunderschönen, halb leeren Bibliothek stand und unendlich traurig aussah.
Die meiste Zeit des Vormittags verbrachte sie damit, eine Einverständniserklärung zu entwerfen, und klärte die Einzelheiten per E-Mail mit Robert. Am frühen Nachmittag antwortete er, dass er die Bedingungen akzeptiere. Die Mail endete mit einem sehr freundlichen Postskriptum: »Sollte es notwendig sein, dass Sie noch mehr Zeit mit der Sammlung verbringen müssen, kommen Sie gern vorbei und bleiben Sie bei uns.«
Klaus rief Jude und Bridget aus der Werbeabteilung sofort in sein Büro, um den Verkauf zu planen und anzukündigen. Bridget war im siebten Monat schwanger und musste sich sputen, um ihren Schreibtisch geordnet zu verlassen.
»Wenn der große Artikel für den Collector in der Herbstausgabe im November erscheinen soll, muss der Text bis Anfang August vorliegen. Dreitausend Wörter, würde ich sagen«, schlug Bridget vor. »Was meinen Sie, Jude?« Der Beecham’s Collector war ein kostenloses Magazin, das vierteljährlich erschien und an Kunden in der Mailingliste verschickt wurde, an die Medien und andere nützliche Kontakte. »Wir nutzen den Artikel als Einstieg, um ein allgemeines Medieninteresse zu entfachen.« Jude begriff, dass damit ein größerer Kreis an potenziellen Käufern erreicht werden sollte als nur die üblichen Verdächtigen.
»Jude, gibt’s da eine interessante Story bei dieser Sammlung?«, fragte Klaus und machte sich ein paar Notizen.
»Könnte sein. Ich weiß es noch nicht genau.« Sie erklärte, was es mit den Observationstagebüchern und den Karten auf sich hatte. »Ich werde die Tagebücher einer Freundin zeigen, die auf dem Gebiet Expertin ist.« Cecelia hatte sich per E-Mail mit dem Termin am Abend einverstanden erklärt.
»Wäre toll«, sagte Bridget lebhaft, »wenn wir der Öffentlichkeit ein paar Entdeckungen präsentieren könnten, die der Mann gemacht hat. Wissen wir irgendwas über ihn als Astronomen?«
»Ich fürchte, er ist nicht besonders berühmt«, sagte Jude. »Das ist nicht das, was Sie hören wollen, ich weiß. Ich hätte gern die Möglichkeit, noch ein bisschen mehr über ihn zu recherchieren.«
»Unbedingt«, sagte Klaus, ungeduldig wie immer. »Lassen Sie alles herschaffen und fotografieren.«
»Es wäre gut, wenn wir auch das Haus und die Bibliothek fotografieren könnten«, sagte Bridget, »wenn der Besitzer
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